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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0088
Aber niemand, der die klassische Gliederung dieser Trauerrede anf sich wirken
läßt, kann den maliziösen Verdacht aufkommen lassen, daß der erzherzoglich
österreichische Zensor in Freiburg hätte in Tätigkeit treten müssen.

Denn „Herzog Herkules kann uns", heißt es in dieser Rede, „Weisheit
lehren

I. durch das Gute, das ihm eigen war und das wir nachahmen sollen,
II. durch sein Schicksal, das Avir mit Nutzen betrachten sollen."

„Mit Talenten und Kenntnissen vereinigte unser Fürst", so heißt es weiter,
„ein gutes Herz. Herkules war ein Freund der Sparsamkeit, allein ans dem
richtigen Grundsatz, daß eine gute Haushaltung viel Übel abwenden und Dinge
möglich machen kann, die unmöglich scheinen.

Herkules, in Italien geboren, empfängt am Ufer des Rheins seine letzte
Ehre. Italien freute sich seiner Gebnrt, und Breisgauer Totenglocken verkündigen
seinen Hintritt."

Aber bevor wir uns dem Aufbau und der Tätigkeit der erzherzoglich österreichischen
Verwaltung zuwenden, erscheint ein Überblick über die nunmehr
im Staatsarchiv Modena befindlichen Akten der erzherzoglich breisgauischen
Hofregistratur nicht unnützlich zu sein. Eine Übersicht dieser Akten enthält
der in Faszikel XIII befindliche „Elenchus". Die späten Ausläufer einer derartigen
Verwaltungsregistratur wird jedermann, der einmal bei Dienststellen
der inneren Verwaltung gearbeitet hat, nicht ohne tiefe Befriedigung über die
nachwirkende Kraft des einmal Vorhandenen wiedererkennen. Zu den Kame-
ralsachen zählten die landesfürstlichen Steuern und Abgaben, Salmiter-, Salz-
und Bergwesen, Herrschaftliche Kontrakte (zum Beispiel betr. Verkauf der
Rheininsel Jesuitergrün, die Tullas Rheinkorrektion vermutlich wenige Jahrzehnte
später ihres Inselcharakters beraubte), Zoll-und Taxwesen und Gnadensachen
. Bei Durchsicht der Kriminalakten fällt auf, daß Falschmünzereidelikte
sich besonderer Beliebtheit erfreuten; der Falschmünzer Joseph Nernauer von
Streitberg erhielt hierfür acht Jahre hartes Gefängnis und bat um Begnadigung
. Die Äbtissin des Klosters Günterstal bat um Strafnachlaß wegen ordnungswidrigen
Fruchtverkaufs, und gegen den Gutleuthausverwalter Ackermann
wurde ein Betrugsprozeß durchgeführt.

In der Abteilung Dicasteriale finden sich Akten über die Organisierung
und erste Besetzung der breisgau-ortenauischen Gerichtsstellen, hier erscheint
auch das Bittgesuch des ortenauischen Oberamtsrates von Gulath um
Dienstüberlassung. Es reihen sich an Akten über Dominien- und Untertanensachen
, Ecclesiastica, die sich mit Seelsorge und Gottesdienst, mit Klöstern und
Stiftern befassen, Feudale, Forestale und Venationen (Jagdsachen), Justitiale,
Provinziale (aus dem Reichsverband entspringende Geschäfte), Territoriale
(darunter Akten betr. Ansprüche des Malteserordens) und städtische Angelegenheiten
, zu denen das städtische Rechnungs- und Ökonomiewesen, Besoldungen
, Pensionen und Dienstverleihungen gehören. Dazu kommen die
wohl aufgegliederten Rubriken des Politiknm Majus, das sich mit den Lehranstalten
, insbesondere dem Bestand und der künftigen Einrichtung der Universität
, aber auch mit Landeskultur und Viehzucht, Aus- und Einwanderung
(Freizügigkeit gegenüber Frankreich und Österreich bei Anwendung der Reziprozität
), Kommerz, Besorgung der öffentlichen Gebäude, Rhein-, Straßen-
and Brückenbau, Postwesen, Zensur nndSanitätssachen befaßt. Demgegenüber
erscheint der Bereich des Politikum Minus bescheiden, er umfaßt bürgerliche
Gerechtigkeiten, politische Vergehen und Gnadenverleihungen. Und schließ-

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