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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0114
Abmarsch ins Gebirg, Neumagen aufwärts. Den schlecht disziplinierten Rest,
eben erst angekommen und nach Ruhe und Verköstigung lärmend, zum Aufbruch
zu bewegen, das gelang ihm nicht mehr. So mußte er sich zur Verteidigung
einrichten. Generalmarsch wurde geschlagen, Barrikaden am Nordausgang
gegen Krozingen, hinter der schnell abgedeckten Neumagenbrücke und
am Eingang zum Marktplatz errichtet. Der Rathaussaal wurde zum militärischen
Hauptquartier, im Stock darüber sollten Patronen gefertigt und nach
Anleitung Amaliens Verbandstoffe gerichtet werden. In einem wüsten Durcheinander
von auf Kampfposten Eilenden und angstvoll Flüchtenden kam der
blutige Ernst.

Ausschließlich badisches Militär in der bescheidenen Stärke von etwa
800 Mann war es, das in der Sonntagsfrühe unter dem Kommando des Generalleutnants
Friedrich Hoffmann — er hatte genau sechs Monate vorher den Freischaren
der ersten Erhebung bei Günterstal den Rest gegeben — von Freiburg
aufgebrochen war. Die Heranführung von Reichstruppen war wegen Sabotageakten
an Bahnanlagen wesentlich verzögert. War denn bei der unsicheren
Stimmung im Lande Verlaß auf die Landeskinder im Einsatz gegen die auf
Gehorsamsverweigerung spekulierenden Freischärler? Die Hoffnungen der
Revolutionäre waren eitel. Die „Hoffmannstropfen" wirkten schnell und bekamen
den Freischärlern schlecht. General Hoffmann führte ein Bataillon
Infanterie mit. Scharfschützen, die Dragonerschwadron und zwei Haubitzen
von Grunern her gegen die Neumagenbrücke. General v. Gayling griff mit
dem andern Bataillon und zwei Sechspfünderkanonen über den Neumagen
unterhalb und dann von der Krozinger Straße her an:

General Hoffmann, der „vertierte",
der „entmenschte" General,
der griff an und kanonierte
wie ein wahrer Kannibal.

Diesem gut geführten, als es darauf ankam, gut disziplinierten, gut bewaffneten
und waffengeübten Angreifer hatten die Revolutionsmänner wenig
entgegenzusetzen. Von den etwa 150 Mann, die eine Zeitlang noch standhielten
, kämpften nur wenige an den gefährlichsten und entscheidenden Punkten
, so an der Brückenbarrikade kaum 20 Mann.

Von den Barrikaden schössen
alle Struwwler scharf hinaus,
aber die Haubitzen gössen
Ströme von Kartätschen aus.
Rauch erhebt sich, Häuser brennen,
Struwwler fallen, andre rennen,
und vor allen Er und Sie,
oft im Dreck bis an die Knie!

Von der Bevölkerung hat es keine wesentliche Unterstützung gegeben.
Die meisten Leute sperrten ihre Häuser zu, so daß auch die gefährliche Schießerei
aus Kellern, Fensterläden und Dachlucken nur wenig möglich wurde.
Nur der Gegner verfügte über Geschütze. Sie ballerten zuerst mit Vollkugeln
ins Städtchen. Im Grün, am Haus Nr. 15, steckt heute noch von der Beschießung
über den Neumagen weg eine Vollkugel, pietätvoll auflackiert und mit der
Jahreszahl 1848 untermalt. Schließlich fuhren die LIaubitzen vor der Brücke
auf und brachen mit Kartätschen den letzten Widerstand. Bald nach 3 Uhr,

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