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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0115
also nach kaum zweistündiger Dauer, war das Gefecht zu Ende. Die Truppen
der beiden Angriffsabteilungen vereinigten sich auf dem Marktplatz, besetzten
das Rathaus und waren Herr der Stadt. Türen und Läden mußten wieder
geöffnet werden, zur Beute zählten Papiere und ein Teil der Kriegskasse
Struves. Eine oberflächliche Säuberung der Stadt und der nächsten Umgebung
erbrachte 60 Gefangene. Von den Toten des Tages sprechen wir später. Dann
füllten die Soldaten die Wirtschaften und Quartiere, in denen noch vor wenigen
Stunden Freischärler gegessen, getrunken und die rettende Stunde vertrödelt
hatten. In manchen Häusern saßen die Soldaten in den Stuben, und in
Speicherverstecken oder in Kellern harrten, mehr mit also ohne Wissen der
Bewohner, Freischärler angstvoll auf eine Möglichkeit des Entkommens. Das
Mitleid in starken Herzen hat da manchem die Gefangennahme erspart.

In solcher Lage war auch der junge Rottra aus Kirchen. Er hatte sich von
der Brückenbarrikade weg in ein offenes, unbewohntes Haus geflüchtet, war
durch ein Mauerloch im Giebelraum in das Haus des Gerbermeisters Stoll
(neben der Volksbank) gelangt und fand dort schon ein Dutzend Versprengter
in einem Lederspeicher vor. Sie wurden von den Soldaten nicht entdeckt und
von den Hausleuten nicht verraten. Ein Gerbergeselle wurde Rottras Retter.
Er erzählt ausführlich, wie der brave Bursche sie nachts mit leckeren Knöpfli
und Speck verpflegte, wie er ihn selbst am frühen Morgen in seiner Kammer
mit Umsicht und begeisternder Schläue unauffällig und harmlos ausstaffierte,
wie er kluge Verhaltungsmaßregeln gab und wie er seinen Schützling dann
an der Einquartierung, an der Hauptwache beim Rathaus und an einem mißtrauischen
Doppelposten an der Krozinger Straße vorbei mit größter Kaltblütigkeit
aus Stadt und Gefahr auf den Weg nach Kirchhofen schleuste. Während
die beiden dort im Wirtshaus beim Essen saßen, kam ein Mann ganz
atemlos in die Stube gerannt: „Jetzt geht es schön zu in Staufen! Sie schießen
die Leute in den Straßen tot!" Damit kommt Rottra auf das Nachspiel zum
Gefecht in Staufen zu sprechen, auf die so traurige und schandbare Erschießung
von fünf der sechs Weiler Musikanten, die am Sonntag, zu irgendeiner
Tanzmusik unterwegs, von den Freischärlern als Marschkapelle gepreßt worden
waren. Wir erinnern uns an die „greulichen Töne"! Die Musikanten hielten
sich in einem Haus am Marktplatz versteckt. Am Montag um 10 Uhr beerdigten
die Truppen in aller Feierlichkeit ihren einzigen Toten aus dem
Gefecht und nahmen dann Aufstellung auf dem Marktplatz. Das sah nach
Abmarsch aus. Gerechte und Sünder in Staufen dürften aufgeatmet haben!
Da fiel ein Schuß! Es passierte nichts dabei. Aber war es Panik, neue Kampf-
wut oder Erregung von der Beerdigung her ? — in wilder Überstürzung durchsuchten
Soldaten die umliegenden Häuser, trieben aus einem Keller die des
friedlichen Heimgangs harrenden armen Schlucker auf die Straße und schössen
sie nieder, „gerade wie man bei einem Treibjagen die Hasen zusammenschießt
". Keine Untersuchung, kein Verhör, nur hastende Wut! Auch ein Staufener
Bürger, der unglücklicherweise in dem Hause gewesen war, kam dabei
ums Leben. Das genauere Wo und Wie und Warum des Schusses ist nie festgestellt
Avorden. So schneiderte der Teufel des Zufalls dem Trauerkleid Staufens
vom Sonntag her am Montag noch schnell eine Schleppe!

Das Grab der fünf Weiler liegt wohlerhalten im Feldeck nahe der Leichenhalle
. Für Fr eunde geschichtlicher Friedhofsstudien sei kurz vermerkt, daß
auch das Grab des am Sonntag in seiner Wirtsstube zufällig zu Tode getroffenen
Löwenwirts Glück noch im südlichen Hauptfeld vorhanden ist. Das

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