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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0034
Das Langhaus des Freiburger Münsters

Von Werner Noack

Das Langhaus des Freiburger Münsters, zumal das Mittelschiff, erhält im
Vergleich mit Querschiff und Chor und vor allem mit dem Westturm in der
Kunstgeschichte vorwiegend eine schlechte Zensur. Am nachdrücklichsten hat
das Georg Dehio ausgesprochen1: „Als Kunstwerk steht es (das Langhaus)
unfraglich tiefer als der romanische Bau, es entbehrt der Sicherheit und Einheit
des künstlerischen Wollens." Im besonderen wird immer wieder das Ausfallen
des Triforiums vermerkt, „eine öde Mauerfläche hinterlassend", sowie daß die
Proportionsharmonie des Straßburger Langhauses „mit dieser mechanischen
Nachahmung" nicht erreicht werden konnte2. Hans Jantzen3 schwächt zwar
auf Grund der inzwischen vorgenommenen genaueren baugeschichtlichen Untersuchungen4
dieses Urteil ab, aber auch er bemerkt: „In der Aufrißgliederung
(der Ostjoche) fällt am meisten das Fortlassen des Triforiums auf. Die Oberwand
der Arkaden blieb ungegliedert, eine auch für den kommenden Meister
verbindliche und daher für die Gesamtwirkung des Raumes folgenschwere
Maßnahme." Wenn Dehio nun aber fortfährt: „Den historisch gerichteten Betrachter
interessiert es (das Langhaus) aber aufs lebhafteste5", so kann diese
treffende Bemerkung wohl dazu veranlassen, auf Grund der seitdem erfolgten
neuen Untersuchungen am Bau und vergleichenden Überlegungen die Frage
erneut aufzurollen.

Das Freiburger Münster ist, wie die meisten großen mittelalterlichen Kirchen
, kein einheitlicher Bau aus einem Guß. Wie wir es heute vor uns sehen,
haben rund 300 lahre an ihm gebaut. Von den einzelnen Baumeistern, die ihm
nacheinander seine heutige Gestalt gegeben haben, hat jeder an das angeknüpft,
was sein Vorgänger hinterlassen hat. Er muß seine eigenen schöpferischen
Ideen in Einklang bringen mit den vorhandenen älteren Bauteilen und sie von
ihnen ausgehend zu einem neuen einheitlichen Werk gestalten, dabei aber auch
die besonderen örtlichen Bedingungen und liturgischen Erfordernisse berücksichtigen
.

1 Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler 4. Bd.2 Südwestdeutschland. Berlin 1926. 91—93.
— Weiterhin: Georg Dehio und Gustav v. Bezold: Die kirchliche Baukunst des Abendlandes 2. Bd. Stuttgart
1901. 294—296. — Georg Dehio: Geschichte der deutschen Kunst. Text Bd. 2 2. Berlin/Leipzig 1923. 37.

2 Dehio: Handbuch (Anm. 1) 91. So auch Joseph Sauer: Alt-Freiburg. Augsburg 1928. XIII: „Nach dem
Fortlall des wichtigen Gliederungsmotivs der Trilorien blieb an der Hochwand, im Widerspruch mii
dem Ideal des neuen Stils, eine große nackte Fläche." — Kurt Bauch: Die drei Münster am Oberrhein.
In: „Alemannenland" Jahrbuch der Stadt Freiburg im Breisgan. Bd. 1. Stuttgart 1957. 79 1 ,.. . . entstein
so im Innern die leere Hochschiffwand, nicht belebt und gestaltet, auch nicht mehr veränderbar durch
den Nachfolger." — Zuletzt Bruno Bushart: Baden-Württemberg (Athenäum Kunstführer) Bonn 1959. 63.

Hans Jantzen: Das Münster zu Freiburg. Deutsche Bauten 13. Bd. Burg bei Magdeburg 1929. 13.

4 W. Noack: Beobachtungen zur Baugeschichte des Freiburger Münsters. In: Kunstchronik und Kunstmarkt
57. Jg. (N.-F. 33) Leipzig 1922. 423. — Otto Schmitt: Gotische Skulpturen des Freiburger Münsters
1. Bd. Frankfurt a. M. 1926. 12.

5 Dehio: Handbuch (Anm. 1) 91.

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