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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0038
Dieser in mehrfachem Wechsel in Straßburg und Freiburg tätige Meister ist
im 13. Jahrhundert der bedeutendste Gotiker vor Erwin von Steinbach. Er
taucht in Strafiburg bei der Einwölbung und dem oberen Abschluß des südlichen
Querschiffs auf, aber auch der obere Abschluß der nördlichen Querschiff-
Front ist wohl von ihm ausgeführt. Am Engelspfeiler findet sich schon ein für
ihn besonders charakteristisches Detail: die Konsölchen unter den über den
Rand des Sockels vorspringenden Basen der Dienste15. Von hier aus gewinnen
wir auch ein erstes festes Datum. Hans Kunze hat nachgewiesen10, daß das
von Adolph Goldschmidt rekonstruierte Magdeburger Figurenportal17 beim Tod
des Erzbischofs Albrecht II. 1232 mitten in der Ausführung liegen geblieben ist.
Da dieses Portal die Bildhauerarbeiten des südlichen Querschiffs in Straßburg
voraussetzt, können wir annehmen, daß der Bau um 1230 mindestens sehr weit
vorgeschritten war18. Wenn man den Baubeginn der Freiburger Ostjoche bald
nach dem Herrschaftswechsel 1218 ansetzt, wird das Eingreifen des Straßburger
Meisters etwa für den Beginn der dreißiger Jahre anzunehmen sein. Die Freiburger
Tätigkeit wird verhältnismäßig kurz gewesen sein. Sie liegt zwischen
der Vollendung des Straßburger Querhauses10 und dem Baubeginn der dortigen
Ostjoche20.

Der Meister kannte die bedeutenden Bauten der nordfranzösischen Hochgotik
, vor allein S. Denis, sein Weg hat ihn aber auch durch Burgund geführt21
So wie unsere großen deutschen Dichter, etwa Wolfram von Eschenbach, Hartmann
von der Aue oder Gottfried von Straßburg, französische Stoffe und Vorbilder
zu deutschen Werken neugestalten, werden die Formen der französischen
Hochgotik von unseren Baumeistern auf Grund der heimischen Tradition um-
geschmolzen. Der ganze hochgotische konstruktive Apparat mit Auflösung der
Wand und Konzentration der Gewölbelast auf das Strebewerk ist ebenso wie
viele Einzelheiten übernommen, aber die landschaftlichen und örtlichen Bedingungen
und die persönliche Künstlerschaft geben ihnen ein neues Gesicht.
In S.Denis (Umbau begonnen 1231) findet sich zuerst das durchlichtete Tri-
forium, das Straßburg übernimmt22. Von dort kommen auch mancherlei ^bezeichnende
" Einzelheiten, ebenso aber auch aus Burgund. Man darf sie selbstverständlich
in ihrer Bedeutung nicht überschätzen, aber sie können als wertvolle
„Wegweiser" dienen. Daß die Skulpturen des Südquerschiffs in die gleiche
Richtung führen, ist genugsam bekannt. Die Blendarkaden in den Ostjochen

15 Dehio: Handbuch (Anm. 1) 466.

!G Hans Kunze: Der gegenwärtige Stand der Erforschung der Baugeschichte des Magdeburger Domes.
In: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. 56.-59. Jg. Magdeburg 1924, 159—161.

17 Adolph Goldschmidt: Studien zur Geschichte der sächsischen Skulptur in der Übergangszeit vom romanischen
zum gotischen Stil. II. Französische Einflüsse in der frühgotischen Skulptur Sachsens. Sonderdruck
aus dem Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen Bd. 20, 2t und 25. Berlin 1902.
22—57.

18 Hans Kuntze: Der Stand unseres Wissens um die Baugeschichte des Straßburger Münsters. In: Elsaß-
Lothringisches Jahrbuch IS. Bd. Frankfurt a. M. 1959. 95 und 20. Bd. Frankfurt a. M. 1942. 579. —
Reinhardt (Anm. 14) 19 Anm. 1: eine Darstellung von Kirche und Synagoge auf dem Mauritiusschrein
des Abts Nanthelm von 1225 in Saint Maurice zeigt den Stil der Straßburger Figuren (Lisa Schürenberg
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 7. Bd. Berlin 1958. 87 f. glaubt nur an eine Stilparallcle).

10 Die Ecktürmchen der Straßburger Querhausfassaden zeigen engste Verwandtschaft mit den vom Strafi-
burger Meister ausgeführten oberen Abschlüssen der Freiburger Treppentürmchen, was schon Geigcs
(Anm. 11) 64 mit Abb. beobachtet hat.

20 Dehio: Handbuch (Anm. 1) 468 setzt den Baubeginn der Straßburger Ostjoche mit c. 1250 viel zu spät an
1250 wird der Fronaltar unter dem zwischen 1247 und 1252 errichteten Lettner erstmals urkundlich
erwähnt (Joseph Walter: La topographie de la cathedrale au mojen-äge. In: Bulletin de la societe des
amis de la cathedrale de Strasbourg, 2. serie No. 5 Strasbourg 1955. 47—50); damals müssen die Ostjoche
benutzbar gewesen sein.

21 Kunze (Anm. 18) 89 f. und 579 f. und Schürenberg (Anm. 18) 87 f. in Auseinandersetzung mit Reinhardt
(Anm. 14).

22 Dehio: Handbuch (Anm. 1) 468 f.

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