Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0042
und plastischeres Relief im einzelnen. S. Denis wirkt demgegenüber zart,
fast dünn und sehr akademisch.

Im Äußeren verwendet der Meister, im Gegensatz zu den französischen
Kirchen, nur ein einfaches, sehr klar aufgebautes Strebewerk mit nur einem
Strebebogen. Die breiten Joche bewirken mit der entsprechend weiten Stellung
der Strebepfeiler und den großen gleichartigen Fensteröffnungen in Hochschiff
und Seitenschiff auch hier den besonderen und ganz unfranzösischen Charakter
des Straßburger Münsters33.

Die Ausführung des Langhausbaus zerfällt in zwei Teile. Die Trennungslinie
verläuft im Mittelschiff hart westlich vom zweiten Joch, oberhalb des
Triforiums im dritten Joch und wieder hart westlich vom dritten Arkadenpfeiler
, in den Seitenschiffen innerhalb der Außenwand des dritten Jochs34.
Während der Meister der Ostjoche mit dem Abbruch des ganzen salischen Langhauses
einschließlich der Fassade rechnete, sollte sich sein Nachfolger an den
zu erhaltenden alten Westbau anschließen und mußte deshalb seine westlichen
vier Jochbreiten entsprechend verkürzen35. Zwischen beiden Bauperioden kann
keine sehr lange Pause liegen, da der Bau im wesentlichen einheitlich fortgeführt
und dadurch der großartige Eindruck des ganzen Langhauses gewährleistet
ist. Im flacheren Relief, in Ornament, Profilen usw. finden sich kleine
Unterschiede und stilistische Fortschritte, die Seitenschiffarkaden sind anders
gezeichnet, die Qualität läßt nach, was sich besonders auch am vereinfachten
westlichen Strebewerk zeigt. Der Langhausbau ist am 7. September 1275 zum
Abschluß gekommen. Die Ostjoche müssen 1250 (wohl in Verbindung mit den
noch stehenden westlichen Teilen des salischen Langhauses) benutzbar gewesen
sein, da zu diesem Jahr der Fronaltar unter dem Lettner im ersten Mittelschiffjoch
erwähnt wird30. Die Zeit der Bauunterbrechung wird man bis zum Abschluß
der Auseinandersetzung zwischen Bischof und Stadt mit dem Sieg der
Bürgerschaft in der Schlacht bei Hausbergen 1262 annehmen können37.

Während sich für das Langhaus selbst von den Ostjochen her der Gesamtplan
des Meisters ohne weiteres ergibt, sind wir im Hinblick auf die von ihm
beabsichtigte Gestaltung der Westfassade auf Vermutungen angewiesen. Daß
die Risse A und Ax im Straßburger Frauenhaus nicht seine Entwürfe für die
Fassade sein können, hat Kunze nachgewiesen38. Sie stimmen nicht zu den Proportionen
des Langhauses und können höchstens Studien von ihm nach nicht
mehr nachweisbaren französischen Fassaden sein. Man wird nur ganz allgemein
sagen können, daß er eine Zweiturmfassade geplant hat, die Türme in der
Breite der Seitenschiffe, die Portalzone in der Höhe der Seitenschiffe, darüber
eine dem Triforium entsprechende Galerie und ein Rosengeschoß im Anschluß
an den Obergaden.

33 Dagegen Reinhardt (Anm. 14) 28: „Aucun fait ne prouve que le maitre de Strasbourg ait ete allemand."
— Theodore Rieger: La cathedrale gothique. In: Hans Haug u. a.: La cathedrale de Strasbourg. Strasbourg
1957. 57. Rieger spricht sich ebenfalls für die französische Nationalität des Meisters aus.

34 Kunze (Anm. 18) 65 Abb. 1 (Grundriß) und 67 Abb. 2 (Längsschnitt). — Reinhardt (Anm. 14).

35 Kunze (Anm. 18) 87 f. — Otto Kletzl: Rudolf (d. Ä.) von Strafiburg. In: Thieme-Becker: Allgemeines
Lexikon der bildenden Künstler. 29. Bd. Leipzig 1935. 160—162. Kletzl will dem 1276 als verstorben
erwähnten Meister den Bau des ganzen Langhauses und des Lettners sowie die Risse A und A I für die
Fassade zuweisen. Diese Auffassung ist ebensowenig haltbar, wie Kletzls Berufung auf Dehio — vgl.
dazu Dehio: Handbuch (Anm. 1) 467 f. —. Dagegen könnte Rudolf d. Ä. der zweite Langhausmeister sein.

35 Walter (Anm. 20) 47—50.

37 Kunze (Anm. 18) 94.

38 Kunze (Anm. 18) 97—100.

40


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0042