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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0047
die Blendarkaden im Seitenschiff noch diejenigen im Langhaus von S.Denis
das unmittelbare Vorbild waren, könnte bei den Blendarkaden der Vorhalle
schon der Einfluß des inzwischen von einem anderen Meister wiederaufgenommenen
und 1275 beendeten Langhausbaus in Straßburg vorliegen, wie auch die
figürliche Plastik, auf die in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden
kann, schon von den Ostjochen an ständige Wechselbeziehungen zum Straßburger
Münster zeigt. Eine Sonderstellung nimmt, wie Jantzen erkannt hat52,
das schöne Lammportal am südlichen Seitenschiff mit der dazu gehörigen inneren
Blendarkatur und die damit eng verwandte Blendarkatur an der inneren
Westwand ein. Sie unterscheiden sich in ihrem Stil deutlich von den anderen
dekorativen Arbeiten der Werkstatt und zeigen in der zarten und doch straffen
Zeichnung des Maßwerks und im Gesamtcharakter engste Beziehung zum
Straßburger Lettner und weiterhin zur Vorhalle von S. Nicaise in Reims53. Die
künstlerische Sonderstellung des Lammportals wird noch dadurch unterstrichen,
daß das zugehörige Seitenschiff joch 30 cm schmaler ist als die anderen, der Baumeister
hier also auf seine Komposition Rücksicht nimmt, wie auch das Fenster
seinetwegen um 90 cm verkürzt ist.

Man sollte erwarten, daß bei einem normalen Baufortgang im Anschluß an
die Ostjoche von Osten nach Westen mit den Seitenschiffen fortlaufend auch die
Llochschiffwände aufgerichtet und damit der im Anschluß an die Seitenschiffe
hochgeführte Turmunterteil nach Osten zu verstrebt und die Einwölbung auch
der westlichen Mittelschiff joche ermöglicht worden wäre. Statt dessen hört die
Bautätigkeit des Meisters an der Mittelschiffwand eine bis zwei Quaderschichten
über den Scheiteln der Arkadenbogen auf, so daß gerade noch die Seitenschiffe
eingewölbt werden konnten54. Der Turm wird nach Osten durch Verkürzung
der Spann weite der ersten Arkadenbogen und durch Hochführung nur eines
strebepfeilerartigen Streifens der Hochschiffmaüer darüber abgestützt und bis
zum Gesims über der Michaelskapelle aufgebaut (Abb. 8). Dieses einzigartige
Vorgehen muß einen besonderen Grund gehabt haben. Wenn wir uns daran
erinnern, daß der Meister aus der vollentwickelten Hochgotik herauskommt, so
kann für ihn nur das klassische System für den Aufbau der Mittelschiffwand
das Ideal gewesen sein, wie er es ja auch in Straßburg mit durerdichtetem Triforium
angewendet hatte. Der Bauvorgang in Freiburg zeigt, daß er bis zum
Schluß mit der Möglichkeit rechnete, die Hochschiffwand wie in Straßburg mit
durchlichtetem Triforium und breiten Maßwerkfenstern zu errichten bzw. die
Ostjoche entsprechend umzugestalten. Die Rekonstruktion seines Planes ergibt
sich vollkommen zwanglos (Abb. 9). Die Höhe des Triforiums errechnet sich
proportional aus der Breite der einzelnen Felder im Vergleich mit Straßburg.
Die I .age des unteren Gesimses wird bestimmt durch die Spitze des östlichen,
größeren Arkadenbogens und das romanische Langhauskapitell am Vierungspfeiler
. Die Zeichnung von Hochschiff-Fenster und Triforium ergibt sich aus
dem Vorbild der Straßburger Ostjoche. Die westliche Bahn des Hochschiff-
Fensters im Westjoch entspricht genau den strebepfeilerartigen Streifen der

62 Jantzen (Anm. 3) H, der aber die Verwandtschaft mit der Architektur des Strafiburger Lettners nicht
erwähnt. Auf sie hat schon Karl Schuster hingewiesen, ohne allerdings näher darauf einzugehen.
Karl Schuster: Über Erwin von Steinbachs Beziehungen zum Freiburger Münster. In: Freiburger
Münsterblättei 5. Jg. Freiburg i. Br. 1909. 52 mit Abb. 7. 8.

53 Zum Strafiburger Lettner vgl. Reinhardt (Anm. 39), der aber die Freiburger Beziehungen nicht erwähnt.

54 Eine durchlaufende Reihe von Balkenlöchern in dieser Schicht zeigt, dafl das Mittelschiff einmal i)i
dieser Höhe provisorisch eingedeckt und mit den Seitenschiffen von der Vorhalle aus für den Gottesdienst
benutzbar gemacht worden ist.

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