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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0049
Augustinerinnen zum Grünen Wald stimmen, daß die Hosanna 1283 im Turm
aufgehängt worden sei, und eine andere, allerdings allgemeiner gehaltene
Chroniknotiz, die von der Aufhängung während der Regierungszeit des Grafen
Egon IL (1271—1316) zu berichten weiß; aber die Überlieferungen der Chroniken
sind bekanntlich mit Vorsicht zu verwenden, wenn sie nicht anderweitig
Bestätigung finden. 1295 wurde die Inschrift mit dem Kohlenmaß auf der Südseite
des nordwestlichen Turmpfeilers angebracht; das setzt voraus, daß der
untere Teil des Turms damals schon ohne Gerüst war58. Aus dem Jahr 1300
stammte eine dritte (ebenfalls eingeschmolzene) Glocke, 1301 erwähnt eine
Spitalurkunde zwei Ewige Lichter „undenan in dem nuwen turne da die gloggen
inne hangent". Damals stand also auf alle Fälle der Glocken stuhl, und die
Michaelskapelle, in der die Lichter gehangen haben müssen, war — wenn auch
mit Brettern nach Osten provisorisch verschalt — benutzbar. Aber die Urkunde
spricht von der Unterhaltung der Lichter, nicht von ihrer Stiftung, die also noch
vorher liegen muß59. Dieses Enddatum für die Bautätigkeit am Michaelsgeschoß
ist kunstgeschichtlich auch deshalb bedeutsam, weil dadurch die sehr fortschrittlichen
Bauformen noch für das letzte Viertel des 13. Jahrhundert, also sehr früh,
festgelegt werden. Geiges hat nachgewiesen, daß die ältesten Glasmalereien
der Freiburger Seitenschiffe aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts stammen00
. Auch das würde zu unseren Überlegungen passen. Das Ende der Tätigkeit
des Meisters und die Bauunterbrechung wird man also für den Anfang der
1280er Jahre annehmen können. Damals muß er bereits hochbetagt gewesen sein.

Daß der Glockenstuhl eine Zeitlang verschalt war, zeigt, daß wir nach seiner
Aufrichtung mit einer Bauunterbrechung von einigen Jahren rechnen müssen.
Die Wiederaufnahme der Bauarbeiten wird um die Jahrhundertwende anzusetzen
sein. Auch der neue Meister kommt wohl aus Straßburg. Vielleicht war
er dort infolge der Bauunterbrechung durch den Brand von 1298 frei geworden
und mit einem Trupp von Steinmetzen und Bildhauern nach Freiburg übergesiedelt
. Bei seiner Ankunft hat er zunächst im Anschluß an den bis zum
Uhrgeschoß emporgeführten Turmunterbau die Westjoche des Hochschiffs zu
schließen und damit das Langhaus für den gottesdienstlichen Gebrauch benutzbar
zu machen. Dabei verzichtet er endgültig auf jede Änderung der in den
Ostjochen getroffenen Anordnung. Deren frühgotisch unentwickelte Architektur
wird nun für das ganze Langhaus verbindlich. Auch die dreiteiligen Hochschiff-
Fenster füllen in Angleichung an die östlichen nicht die ganze Jochbreite. Sein
Entschluß wird dem Meister durch die inzwischen wesentlich veränderte Baugesinnung
, für die u. a. die Bettelordenskirchen bezeichnend sind, erleichtert
worden sein. Sein Hauptanliegen war der Ausbau des Turms, mit dessen Oberteil
er eine unvergleichliche Meisterleistung zu schaffen berufen war.

Friedrich Hef ele hat mit einem hohen Grad von Sicherheit darlegen können,
daß der erste Turmbaumeister den Namen Gerhart hatte01. Aber der Name
allein sagt über die Persönlichkeit nichts aus, solange wir sonst nichts über die
Lebensumstände erfahren. Es spricht ebenso wie bei den anonymen Bauperioden
nur das Werk. Aus der großartigen Weise, wie unser Meister die verschie-

58 Geiges (Anm. 11) 45.

50 Peter P. Albert: Urkunden und Regesten zur Geschichte des Freiburgcr Münsters. In: Frciburger
Munsterblätter 3. Jg. Freiburg i. Br. 1907. 71 Nr. 63. — Geiges (Anm. 11) 45.

60 Geiges (Anm. 57) 30 ff. 71.

ui Friedrich Hefele: Die Baumeister des Freiburger Münsterturms. In: Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins 95. Bd. (N.-F. Bd. 56) Karlsruhe 1945. 70—109.

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