Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0058
dort „zu unsern zeiten ein gross gewerb sei, do von Christallinen Augstain
und beinen paternoster gemacht werden, daraus järlich etlich 1000 Gulden
erlösst werden"3.

Die Freiburger Steinschleiferei hatte schon in der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts am Innsbrucker Hof Erzherzog Sigmunds einen guten
Ruf und wurde immer wieder mit Aufträgen versehen. 1474 lieferte Stefan
Notenstein von Freiburg dem Erzherzog 26 Herzen von Jaspis, Blutstein und
Kalzedon, wahrscheinlich als Geschenksartikel, die der Erzherzog gern der
Weiblichkeit verehrt haben dürfte4. 1478 kaufte der Erzherzog von Michel
Heß zu Freiburg sechs „serpentein schalen" um fünf Gulden5. 1489 lieferte
Jos Schenk von Freiburg „ettlich calcidonien hefft zu credenzmessern" um
sechs Gulden6. Auch die Paternoster (Rosenkränze) aus Kalzedon waren sehr
beliebt. So befand sich im Nachlaß des Pfarrers Hans Prager in Flaurling 1478
„ein calcedonien Paternoster mit einem Agnus Dei"7 und die Erzherzogin
Eleonore schenkte 1480 der Äbtissin des Klosters Sonnenburg (bei Bruneck)
einen „kalzedonien paternoster"8. 1485 kaufte der Hof bei Hans Knaus, Wirt
zu Jerusalem (wohl der Name seines Gasthauses) ein „schachzabl (Schachspiel)
mit calcidonien gestain"0.

Auch Kaiser Maximilian I., seit 1490 Landesherr von Tirol und den
Vorlanden, hatte viel für Kristallarbeiten übrig. Er ließ sogar 1498 in Innsbruck
eine Werkstatt für einen in Hofdiensten stehenden „Krystall-
schneider Caspar" errichten und befahl der Kammer, dem Meister
dazu 20 Gulden vorzustrecken10. Damit wird zum erstenmal ein Kristallkünstler
im Hofdienst in Innsbruck erwähnt. Dem Kristallschneider oblag der
künstlerische Schmuck und Schliff der Kristallgefäße, während die Schleifer
in Freiburg zu dieser Zeit wohl nur den Schliff der ersten Form besorgten.
Meister Kaspar dürfte ein in Burgund geschulter Schwabe gewesen sein, denn
er nennt sich in einem Gesuch selbst „Casper kristalenschnider balier". (Schni-
der statt Schneider dürfte auf seine schwäbische Flerkunft weisen.) Er berichtet
in seinem Gesuch um den erwähnten Vorschuß: „das ich kan arbaiten aus
den stain was ain ander kan aus dem stain pringen, mag er sein wer der will.
Dan ich will mich miner arbait nit beschemen, si kum für kinig, fürsten, grau-
fen, es sei schachzagel, pret, stoezkin oder pecher, lefel, salzfass nicht aus-
genumen, das doch aus dem stain miglich ze machen ist."

Mit dem Schatz seines Schwiegervaters Karl von Burgund hatte Maximilian
diesen Zweig des Kunsthandwerks schätzen gelernt. Ein Prunkstück des Burgunderschatzes
ist der im Kunsthistorischen Museum Wien erhaltene burgundische
Hofbecher aus Bergkristall. Meister Kaspar in Innsbruck dürfte eine
Reihe von Arbeiten für den Hof geliefert haben. Ob einer der mittelalterlichen
Kristallkrüge im Kunsthistorischen Museum Wien von seiner Hand stammen
könnte, ist eine Frage, die wenigstens einer Überlegung wert wäre. Im Nachlaß
Kaiser Maximilians im Innsbrucker Schatzgewölbe werden 1524 und 1532
„ain dicks cristallins drinckgeschirr in verguldung mit ainem wappen am fuess

3 Sebastian Münster, aaO., S. DCCCXLYIIT.

4 Jb. XX, Regest 18. 215.

5 Jb. XXI, Regest 18. 364.
o Jb. XXI, Regest 19. 205.
■i Jb. XXI, Regest 18. 380.
3 Jb. XXI, Regest 18. 623.
o Jb. XXI, Regest 18. 890.

10 Jb. I, Regest 490; Jb. II, Regest 581.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0058