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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0060
Besonderes Augenmerk widmete, wie allgemein bekannt ist, Kaiser R u -
dolf IL der Kristallarbeit. Er beschäftigte die berühmten Mailänder Kristallschneider
Miseroni am Prager Hof. Dort erhielt auch der deutsche Kammeredelsteinschleifer
Caspar Lehmann 1609 das Privileg für den Glasschnitt,
indem er als erster die bisher dem Kristall vorbehaltene Schnittechnik auf
das damals in Böhmen aufkommende Glas übertrug10. 1603 ersuchte der Kaiser
den Tiroler Landesfürsten Erzherzog Maximilian den Deutschmeister
(1602—1618), den Siegel- und Wappensteinschneider Johann
Molventer, Bürger zu Freiburg und Eisenschneider an der Münze in
Ensisheim, nach Prag an seinen Hof zu schicken, „da er ihn zu sonderbaren
Kunstsachen brauche17". Molventer war dann 1604/05 tatsächlich am kaiserlichen
Hof tätig. 1605 schrieb er von Prag an den Erzherzog, daß er für den
Kaiser „Instrumenta und das vertraut diamantisch geschirr (wohl Kristall-
geschirr)" zur Zufriedenheit gemacht habe, aber wegen Geldmangels und des
Drängens seiner Familie nicht mehr länger in Prag bleiben wolle. Der Kaiser
schuldete ihm für seine fünfvierteljährige Tätigkeit 1704 Taler und 30 Kreuzer
. Zahlen war immer eine schwache Seite Kaiser Rudolf IL gewesen. Molventer
, der den Namen der Freiburger Kristallschleifer am Kaiserhof neben
den Italienern würdig vertreten hatte, kehrte wahrscheinlich wieder in seine
Heimat zurück.

Der aiif Maximilian folgende Tiroler Landesfilrst Erzherzog Leopold V.
(1619—1632) hatte selbst als prunkliebender Herrscher lebhaftes Interesse an
Kristallarbeiten. Er hatte 1625 von dem Goldschmied Hans Georg A m s -
I e r in Freiburg „vier christallinen geschirrlein von mailändischer Art (davon
zwei in Gold gefaßt) um 200 Gulden und ein geschnitten schälein (in Gold
gefaßt) um 59 Gulden" anfertigen lassen18. Da Plans Georg kurz nach der
Vollendung der Arbeit starb, forderte sein Bruder Martin Amsler, Goldschmied
in Altkirch, 1626 dafür die Bezahlung. Der Hinweis auf Mailand
beweist, daß Amsler dem damaligen Zeitgeschmack gemäß zu arbeiten verstand
.

Am Innsbrucker Hof stand schon seit 1619 der ans Passau stammende
Kristall- und Glasschneider Hans Tannb.erger (Tonberger) im Dienst
des Erzherzogs10. Er hatte 1624 eine Reise nach Passau unternommen, war
aber wegen der dort herrschenden „sterben leuff" (Epidemie) erst verspätet
wieder nach Innsbruck zurückgekehrt und mußte mit der Hofkammer um die
volle Auszahlung seines Jahresgehaltes streiten. Sein Gesuch um die Verleihung
einer freiwerdenden Stelle in Niederhaus in Passau 1625, die ihm die
Übernahme seiner dortigen zwei „kleinen hausweslein" (Häuschen) erlaubt
hätte, wurde abschlägig entschieden. Dafür gab ihm der Erzherzog 1625 einen
Auftrag für Kristallgeschirr. Tannberger legte eine erhaltene Entwurfzeichnung
vor.

Die Regierung berichtete darüber am 5. Dezember 1625 au den Erzherzog:
„Von dem Glassschneider Hannsen Tannberger ist beiliegennder Abriss Eur
hochfr. Dt. zuetzeschickhen eingehenndigt (worden), mit vermelden, dass Ime
aus Freyburg zwo dergleichen Cristalinen Schallen, dann der andern

IG Ig-naz Schlosser, Das alte Glas, Braunsehweig 1956, S. 130.
IT Jb. XVI, Regest 14. 544, 14. 580, 14. 5S1.
3 8 Jb. XVII, Regest 15. 047, 15. 116.

19 Kunstsachen I, 1585, 1584, 1522, 1096, 1184, 959; dazu gehört die Zeichnung Kunstsachen I, 1679, jetzt bei
Kunstsachen I, 1585, Landesregierungsarchiv Innsbruck.

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