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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0069
Bald darauf schickte die Regierung den Hofrat Langsdorf, Professor der
angewandten Mathematik und Mechanik in Heidelberg, nach St. Blasien mit
dem Auftrag, die neue Fabrik zu besichtigen und darüber zu berichten. Er
war außerordentlich beeindruckt sowohl von den nach Bodmers eigenen Ideen
gebauten Maschinen und Einrichtungen zur Herstellung der Spinnmaschinenteile
, wie von der Organisation der Arbeit und der schöpferischen Persönlichkeit
des Unternehmers. „Alles geschieht schnell unter seiner Ausführung und
bald wird sich das Großherzogthum rühmen können, eines der größten Künstlertalente
zu besitzen." Besonders gepriesen wird Bodmers Kanneliermaschine
(zum gleichmäßigen Rillen der Streckwerkszylinder), die Zahnrad-Teil- und
Fräsmaschine und die neuartige Antriebskette aus Holz und Leder, welche
nicht nur an den Spinnmaschinen (statt Saiten), sondern auch zur Kraftüber-
tragung in die oberen Stockwerke Verwendung findet. „Schon mehr als 70
Arbeiter spielen einander in die Llände; alles kommt in der erforderlichen
Vollkommenheit aus einer bland in die andere, und zuletzt gänzlich ausgebildet
zur Zusammensetzung des Ganzen." Wir haben also bereits einen
Fabrikbetrieb im modernen Sinne vor uns.

Im Jahre 1810 wurde Bodmer von Freunden nach Paris gerufen, weil seine
kaiserlichen Patente in Gefahr waren. Zur selben Zeit hatte man dort seine
vor zwei Jahren erfundene Hinterladerkanone, ein Zwölfpfünder, vorgeführt
und ihm einen Posten bei der Artillerie angeboten, den er aber ausschlug.
In Paris trat er mit dem kaiserlichen Hofmechaniker Karl Albert in Verbindung
, der neben seinem Spinnereibetrieb ebenfalls Spinnmaschinen baute
und nun Bodmer finanziell unterstützte.

Inzwischen gab es in St. Blasien, zum Teil durch die mangelnde Aufsicht,
Schwierigkeiten, und Schweizer Gläubiger aus der früheren Periode sowie
auch inländische belegten Maschinen und Habe Bodmers mit Beschlag. In
dieser Not nahm er außer Albert auch noch den Forstmeister Gerer aus
St. Blasien und den Karlsruher Hofbankier David Seeligmann als Teilhaber
auf und gründete mit ihnen am 6. November 1810 eine Aktiengesellschaft „So-
ciete St. Blaise oder St. Blasische Gesellschaft" mit 20 Aktien zu je 5000 rhein.
Gulden. Die Einlage Bodmers wurde vorläufig mit 20 000 fl. bewertet13. Die
Hauptfabrikation soll in Spinn- und anderen Maschinen bestehen, jedoch
sollen einige Serien zu Vorführungszwecken in Gang gesetzt, also auch die
Baumwollspinnerei selbst betrieben werden.

Die Geschäftsführung teilte man wie folgt auf:
L Das „Artistische" leiten Bodmer und Albert:

2. das „Merkantilistische" besorgt Seeligmann durch seinen Stellvertreter;

3. die ..Aufsicht über die Hauptcassa und das Ökonomische im Allgemeinen
" führt Gerer, soweit es ihm sein Amt erlaubt.

Albert sollte außerdem den Absatz in Frankreich (mit einer Provision von
3 Fr. für jede verkaufte Trosselspindel und 1.50 Fr. für jede Jennymulespindel
) und die Beschaffung oder Verlängerung der französischen Patente
für alle Bodmerschen Spinnerei-Erfindungen übernehmen.

Die Regierung stellte die neue Gesellschaft von der Grund-, Vermögensund
Häusersteuer frei, lediglich eine mäßige Gewerbesteuer von höchstens
30 fl. jährlich sollte entrichtet werden. Die Ausfuhr von Maschinen und Fa-

3 Alben und Gerer wollten je 2. Seeligmann vorläufig 5 Aktien übernehmen.

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