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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0071
jährlichen Betriebsausgaben belaufen sich jetzt schon auf 160 000 iL, eine
Summe, die das Stift selbst in seiner Glanzzeit nie in Umlauf gesetzt habe.
Die Lehrlinge werden in ihrer Freizeit in Religion und Zeichnen unterrichtet;
der Lehrer ist sonst als Fabrikschreiber tätig.

Als Vorzüge der Bodmerschen Maschinen gegenüber den englischen rühmt
Fahnenberg

1. die Anwendung der neuartigen Ketten.

2. eine Vorrichtung zur Verminderung der Fadenbrüche und

3. Kratzeniamboure ganz aus Papier, in Frankreich patentiert, welche sich
nicht verziehen wie die hölzernen.

An Maschinen seien bisher u.a. 2600 Spindeln an den Fabrikanten Buhl
in Ettlingen16 und ins ehemalige Kloster Günterstal eine ganze Trossel-
spinnerei samt Wassertriebwerk geliefert worden.

Mag man auch die Berichte der Regierungsbeauftragten in manchen Punk-
ten für leicht übertrieben halten, so ist an der Tatsache nicht zu rütteln, daß
Bodmer eine Persönlichkeit von außerordentlicher technischer und organisatorischer
Begabung war. die bei uns bedauerlicherweise noch kaum gewürdigt
worden ist und es verdient, daß man sich näher mit ihm beschäftigt. Mit der
technischen Leitung des St. Blasier Unternehmens beauftragt, das auch die
von Düggli kurz betriebene Waffenherstellung wieder aufgenommen hatte,
mag er zeitweise besonders dieser sein Hauptinteresse zugewandt haben17.
Er trat in den Dienst des Großherzogs als Artilleriehauptmann und Inspektor
des Artillerieparks, außerdem wurde er Generaldirektor der staatlichen Eisenwerke
, als welcher er Verbesserungen an Hochöfen durchführte. Im Winter
1816/17 bereiste er fünf Monate lang England kreuz und quer, besichtigte dort
annähernd 100 Betriebe verschiedenster Art und zahlreiche öffentliche Anstalten
, tätigte dabei auch Einkäufe für die Fabrik in St. Blasien - - Luftöfen
und Stahl für die Münze —und notierte sich in seinem Reisetagebuch mehrfach
, was ihm von dem Gesehenen als zur Anwendung im Schwarzwald nützlich
erschien18.

Nachdem der Forstmeister Gerer 1820 verstorben und Bodmer wohl anderweitig
gebunden und abgefunden war — von Albert hören wir nichts mehr —,
dürfte die Gesellschaft ihr Ende gefunden haben. Bodmer verließ 1822 nach
dem Tode seiner Frau Anna geb. Schultheß, die ihm sechs Kinder geschenkt
hatte, St. Blasien und kehrte nach der Schweiz zurück. Seine Tätigkeit im
Schwarzwald hatte sich nicht nur auf die Einrichtung und Verbesserung der
Spinnmaschinen und dazugehörigen Vorwerke beschränkt, sondern er hatte
auch Gewehre und Bajonette neu konstruiert, die Wasserkraftanlagen verbessert
und sogar eine Tellerspülmaschine sowie eine kleine Bahn für den
Essentransport von der Küche zu den Tischen im Speisesaal gebaut. 1824 ging
er wieder nach England, wo er viele Erfindungen machte und 1826 in Bolton
eine eigene Baumwollspinnerei errichtete. Da ihm das Klima nicht gut bekam,

IG 1812 errichtete Franz Bulil mit seinen beiden Söhnen und dem Karlsruher Bankier Meerwein eine
Baumwollspinnerei. Die Gebr. Buhl gehörten 1836 zu den Mitgründern der Gesellschaft für Spinnerei
und Weberei Ettlingen, der ersten und ältesten Spinnerei-Aktiengesellschaft in Baden.

H An Bodmers Kanoncnbau soll Sceligmann 20 000 fl. verloren haben. — In einem amtlichen Schreiben
mihi [5.5. 1811 wird Bodmer zweimal als Rittmeister erwähnt.

18 So z. B. ein Luppenhammer, der für die Gegend Bonndorf—Gräfenhausen wichtig sein könnte, dann
für Albbruck eine Einrichtung, mittels stationärer Dampfmaschinen die Holz- und Kohlenfuhren leichter
über die Berge zu bringen. Das Lancaster-Schulsystem, eine Art Hilfsschule, studierte er genau,
da es Für den Schwarzwald nützlich sein könnte. Johann Georg Bodmer und sein Tagebuch von 1816/17,
her. v. Helen und Paul Schoch-Bodmer. Zürich 1936.

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