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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0072
kehrte er von 1829 bis 1833 wieder auf das Festland zurück, machte zunächst
eine Kur in seinem Heimatland, richtete dann in Münster im Elsaß wieder
eine Baumwollspinnerei ein und modernisierte eine solche in Uster. Bis 1848
betätigte er sich wieder in England, machte Erfindungen, verbesserte Maschinen
und Einrichtungen auf allen möglichen Gebieten und war oft weit
seiner Zeit voraus. Er wurde daher oft nicht verstanden und konnte auch
keine Reichtümer sammeln. A^on 1848 bis 1860 war er in Wien beim Bau der
Eisenbahnen tätig und kehrte dann nachZürich zurück. In der Werkzeugfabrik
seines Schwiegersohns J. F. Reishauer hatte er dann noch Gelegenheit, Werkzeuge
und Werkzeugmaschinen zu erfinden und zu verbessern, die unter dem
weltbekannten Namen Reishauers vertrieben wurden. Von ihm gebaute Gewindebohrmaschinen
waren noch bis gegen 1900 in der Züricher Fabrik in
Betrieb. Am 29. Mai 1864 starb er in seiner Vaterstadt.

Nach Bodmer trat der Freiherr David von Eichthal in den Mittelpunkt des
Unternehmens. Es war niemand anders als der Karlsruher „Hofagent und
Fabrikbesitzer in St. Blasien" Seeligmann, dem wir schon begegnet sind. Als
Sohn des aus Leimen bei Heidelberg stammenden Aaron Elias Seeligmann
(1747—1824), der 1814 vom König Maximilian I. Josef von Bayern in den erblichen
Freiherrenstand erhoben worden war, ist er am 15. Februar 1776 zur
Welt gekommen. Mit großherzoglicher Genehmigung durfte er den Baronstitel
annehmen und führen, unter welchem er von da an handelte1'.

Nach Ablauf des Pachtvertrags über das Klosteranwesen konnte Eichthal
als Alleininhaber des Geschäfts im Jahre 1821 das Pachtobjekt samt dem
Nordflügel des Konvents käuflich erwerben und nach und nach dem Komplex
(bis etwa 1834) eine ganze Anzahl weiterer Nebengebäude, Flofgüter und
Liegenschaften hinzufügen.

Aus dem Jahr 1821 liegen ausführliche Nachrichten über den Umfang, die
Art und Einrichtung des Unternehmens vor. die uns ein anschauliches Bild
desselben vermittein. Es war wohl eines der bedeutendsten Deutschlands und
kann gewiß als Musterbeispiel eines Industriewerks seiner Zeit angesehen
werden.

Beschäftigt wurden 800 Arbeiter und Meister, darunter 200 Kinder unter
15 Jahren, alles Badener. Die jährliche Lohnsumme wird mit 120 000 Gulden
angegeben. Es bestanden fünf Betriebsabteilungen, nämlich:

1. Maschinenfabrik. „Größte dieser Art in Deutschland, vielleicht
auf dem Kontinent. Kostbarste Werkzeuge und Maschinen auch an die Großh.
Münzstätte Mannheim geliefert."20 Sie arbeitete später nur noch für den
eigenen Bedarf.

2. Gewehrfabrik, in der anfänglich Albert mit etwa 200 seiner
Landsleute Gewehre anfertigte. Sie wohnten im nördlichen Konventflügel,
der hiernach ..Franzosengang" benannt wurde. Eichthal übte hier die Polizeigewalt
aus, 1822 wurde hierfür der Kapitän v. Althaus von der Leibgrenadiergarde
bestellt. Hauptabnehmer war die badische Regierung.

3. Eisen-, H a m m e r - u n d S c h m e 1 z w e r k. Etwa seit 1820 in Gang
und 1821 noch im Aufbau begriffen.

io Genehmigung zur Tilelführung in Baden vom 23. 1. 1815.

20 Die Maschinen standen lange fertig in St. Blasien und trafen Ende 1819 in Mannheim ein; zur selben
Zeit legte Bodmer einen „großartigen" Plan zur Neueinrichtung des Mannheimer Münzgebäudes vor.
Andererseits bezog v. Eichthal von dort um 220 fl. einen abgängigen großen Balancier für seine
Maschinen- und Gewehrfabrik in St. Blasien, auf dem der Münzmeister Doell 1819 wiederum Medaillen
prägen sollte. Wieland, Bad. Münz- und Celdgeschichte, Karlsruhe 1955, S. 265 ff. und 2S0 ff.

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