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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0075
geborenen Tochter Carolina als Ersatz für ihr mütterliches Vermögen. Der
Schwiegersohn Josef Berckmüller war Bezirksbaumeister in Karlsruhe2"1 und
sollte mit den Hauptgläubigern eine Gesellschaft bilden mit der Aufgabe, das
Fabriklinternehmen fortzuführen und dem Vorbesitzer eine jährliche Rente
von 6000 11. zu zahlen. Es beschäftigte zu dieser Zeit immerhin noch 600 Arbeiter
, darunter 300—350 Kinder, die mit 10 Kreuzern täglich bei freier Station
entlöhnt w urden.

Schon am 13. September erfolgte die Gründung der Firma „Spinnerei
St. Blasien", an welcher Berckmüller mit 4/10, Hofrat Dr. Friedrich Ferdinand
von Kersdorf in Augsburg und Dr. med. Karl Kusel in Karlsruhe zu je 8/10
beteiligt waren. Nur die Spinnerei wurde weiterbetrieben, kam aber im Februar
1850 zum Stillstand, und am 7. Februar 1851 mußte die Gesellschaft den
Konkurs anmelden. Die revolutionären Unruhen jener Jahre mit ihrem wirtschaftlichen
Niedergang mögen viel zur Katastrophe beigetragen haben25.
Der Baron erlebte sie nicht mehr; er war bereits 1850 verschieden.

Im Konkursverfahren wurden Schulden in Höhe von 878 393 11. ermittelt.
Die Verwertung des Vermögens ergab nur 104 396 fL, in welche sich die Gläubiger
vergleichsweise teilten. Bei der auf den 11. Oktober 1852 anberaumten
Versteigerung hatte v. Kersdorf 66 000 fl. für das auf rund 185 000 II. taxierte
Fabrikanwesen geboten, doch wurde er von dem Augsburger Bankier J. E.
Obermaier mit 87 000 11. aus dem Felde geschlagen. Die Spinnerei umfaßte zu
diesem Zeitpunkt 27 000 Spindeln.

Obermaier als Nichtfachmann nahm am 8. 6. 1853 den Fabrikanten Carl
Wilhelm Grether in Schopfheiin (1803—1890), der u.a. 1846 die Spinnerei
Atzenbach gegründet hatte, als Teilhaber auf20. Er soll jedoch im Konsortium
wenig Gehör für seine Ausbaupläne gefunden haben und übernahm dann am
1. März 1854 das Geschäft allein. Mit der Führung des Betriebs betraute er
1857 seinen Schwiegersohn Ernst Friedrich Krafft (1823—1898)27. Damit beginn
i ein neuer, und zwar der längste, aber auch letzte Abschnitt in der Geschichte
dieser Klosterspinnerei2s.

I nler der sachkundigen Leitung Grethers und Kraffts, welcher bereits
mehrere Jahre in der schwiegerväterlichen Fabrik zu Schopfheim tätig gewesen
war. wurde eine gründliche Reorganisation des inzwischen veralteten
Betriebs in Angriff genommen. Zunächst kam die Verstärkung der Kraftanlagen
durch den Bau einer neuen, mehrere Kilometer langen Wasser-
zuleitung an die Reihe (1860). 1861 erhielt die Fabrik auf der Landesausstellung
in Karlsruhe eine goldene Medaille für ihre Erzeugnisse. 1863 waren
schon w ieder etwa 300 Arbeitskräfte an 7000 Trossel- und 13 000 Mulespindeln
bei Arbeit und Brot29.

\\ ährend Eichthal den inneren und äußeren baulichen Zustand des Klosters
nicht wesentlich verändert hatte, griff Grether stärker' in den Bestand ein.

-•1 Berckmüller war der Sohn des gleichnamigen, 1842 verstorbenen Karlsruher Baumeisters und war in
Karlsruhe geboren am II. 12. 1800 und verstorben am 6. 4. 1879.

25 Von 1836 bi- 1852 war der Bauniwoll- wie der Garnpreis um etwa 28 °/o gesunken. Ruf. Die Baumwoll-
industrie Badens. MDiss. Frkft. 1925, S. 117.

2C Badische Biographien IV S. 160 bis 162.

Desgl. V S. 420 bis 422.

'-8 Grether hat nur von 1856 bis 1862 auf 18 Stühlen gewoben.

2» Vgl. St. Blasicr Skizzen. Das Kloster und seine Verwendung in den Jahren 1850 bis 1874, nach mündlichen
Berichten. Alemannische Heimat 1936 Nr. 10. Danach hat im Juli 1870 Grofiherzog Friedrich I.
die l'abrik besichtigt und Krafft mit dem Zähringer Löwenorden ausgezeichnet.

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