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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0086
nicht unter 3 fl. zu erhalten sind. Es wird dann eine genaue Kapitalbedarfsrechnung
aufgestellt, wonach für 200 Stühle mit Zubehör 3200 fl. und für ein
Vierteljahr an Löhnen 17 550 fl. und an Materialaufwand 46 800 II., zusammen
also 67 550 fl. erforderlich sind. Der jährliche Unternehmergewinn wird auf
31 200 fl. veranschlagt50. Wenigstens die Hälfte der Webstühle müssen in der
Fabrik aufgestellt und von Gesellen und Lehrlingen bedient werden, damit
man sie unter den Augen hat und von den Hauswebern der Lohn nicht so
leicht gesteigert werden kann, man notfalls auch auf sie verzichten könnte.
Die Fabriken bedürften daher größerer Gebäude, wie etwa der Propstei in
Waldkirch, denn auch für die Anfertigung des Zettels seien lange Räume
nötig, weil die Ketten nach dem Schlichten an Stangen getrocknet werden
müssen. Das Bezirksamt Elzach befürwortet sodann (Um Verkauf im Interesse
des wirtschaftlichen Aufschwungs der Talschaft aufs wärmste.

Am 30. Januar fragt auch der Kommerzienrat A. Vogel aus Emmendingen
für ein Schweizer Handelshaus nach dem Preis der Propstei.

Mit Kaltenbach verhandelten nun die Behörden wegen des Kaufpreises
und der Zahlungsbedingungen bis zum September 1815, aber ergebnislos.
Kaltenbach gab zu dieser Zeit an, daß er keine Beziehungen zu den Mülhauser
Fabrikanten mehr habe und täglich 60 Leute beschäftige.

Am 15. Oktober erschienen nun die Handelsleute Gebrüder Kapferer aus
Freiburg als Kaufliebhaber und boten 6000 Gulden bar, halb vier Wochen
nach Zuschlag, halb bei Räumung des Gebäudes durch das Medikamenten-
Depot. Außerdem wünschten sie Auszahlung der Brandentschädigung von
1700 fl. für das abgebrannte Ökonomiegebäude als Beitrag zu dessen Wiederaufbau
. „Unsere Absicht geht einverständlich mit Jacob Kaltenbach von Elzach
dahin, Waldkirch zum Central Punkt der von diesem im Elzacher Thal etablierten
Baumwollen-Weberey zu machen, und diesem gemeinnützlichen Unternehmen
durch thätiges Mitwirken und Beyschießnng einiger Fonds eine
größere Ausdehnung zu geben." Gleichzeitig erbaten sie ein ausschließliches
Privilegium auf zehn Jahre, daß im Umkreis von 6 Stunden keine ähnliche
Fabrik errichtet werden dürfe.

Das Finanzministerium ging auf das niedrige Angebot nicht ein und ordnete
eine öffentliche Versteigerung an. Bei dem am 13. November 1815 im
Gasthof zum Löwen in Waldkirch abgehaltenen Termin erschienen wohl viele
Leute, aber nur die Gebrüder Kapferer gaben ein ernsthaftes Gebot ab, 6005
Gulden, das aber von der Regierung wiederum abgelehnt wurde. Sie boten
schließlich am 15. November 8000 fl. in vier halb jährlichen Terminen, was am
22. vom Finanzministerium angenommen wurde. Die auf den 24. Dezember
datierte Kaufurkunde über das Propsteigebäude nebst Inventar, den oberen
und unteren Garten von etwa 5/4 Jauchert, die Stätte der zerstörten Ökonomiegebäude
und die ummauerten Höfe nennt einen Kaufpreis von 8000 rheinischen
Gulden, zahlbar in vier Halbjahresraten ab 22. November 1815 mit
6 Prozent Zinsen. Für den Fall des Wiederaufbaus darf die Brandentschädigung
in Anspruch genommen werden.

5G Die vermutlich von den Unternehmern dem Amt vorgelegte Rechnung ist ein interessantes Zeitdokument
und sei deshalb in knapper Form hier wiedergegeben:

Produktion: pro Weber (Webstuhl) wöchentlich 30 Stab (36 m) = IV2 Stück, 200 Stühle = 300
Stück, jährlich 15 600 Stück. ,
G a r n v e r b rauch: für 50 Stab 7,5 Pfund, X 200 = 1500 Pfund. Preis für das Pfund 2 fl. 24 kr.
(= 2,4 fl.), also 3600 fl. wöchentlich und 46 800 fl. im Vierteljahr.

Löhne: Vorbereitung und Weben pro Stück 4,5 fl., X 300 = 1550 fl. wöchentlich und 17 550 im Vierteljahr
.

Gewinn: 2 fl. am Stück, X 15 600 = 31 200 11.

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