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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1959/0090
den Amtsvorstand von Waldkirch und den Stadtrat Heinrich Kapferer einzuladen
geruhten."

Franz Kapferer hatte diesen Ehrentag nicht mehr erleben dürfen: er war
bereits am 5. März d. j. zu Bubenbach heimgegangen. Seine Nachkommen
dürften an der Waldkircher Fabrik nicht mehr beteiligt gewesen sein, sondern
sich mir noch dem Freiburger Handelsgeschäft am Fischbrunnen, das sich
später zu einem Bankhaus entwickelte, gewidmet haben. Im Jahre 1823 errichtete
Heinrich Kapferer ein eigenes Geschäftshans am Münsterplatz für
seinen getrennt vom Bruder geführten Handel in Manufakturwaren (die
heute noch bestehende Firma J. H. Kapferer & Sohn Nachf.). der nach wie vor
sein Flauptgeschäft blieb. Neben seinem Amt im Freiburger Stadtrat erhielt
er 1833 ein Mandat für den badischen Landtag.

Durch den Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein 1835 gewann die
Weberei weitere Absatzgebiete für ihre Cotonade und Bettbarchente. Von
den selbstgefärbten Erzengnissen wird das Türkischrotgarn besonders gerühmt
, da es an Farbenglanz und Solidität dem elsässischen nicht nachstehe.
In der Fabrik wurden 1838 etwa 80 Weber beschäftigt, daneben aber auch
viele Hausgewerbetreibende04. Für 1840 wird die Arbeiterzahl mit 120 angegeben
, und die Seidenzeuge galten denen aus Zürich und Lyon gleichwertig05
. 1843 sollen noch etwa 80 Arbeiter tätig gewesen sein.

Am 25. November 1856 segnete Heinrich Kapferer fünfundsiebzig jährig
das Zeitliche und hinterließ das Waldkircher Unternehmen seinem am 8. Dezember
1817 geborenen Sohn Carl August. Dieser hatte am 27. Mai 1841 Maria
Anna Sophia Gramm (1818—1879) geehelicht und sich wohl schon zu Lebzeiten
des Vaters in dessen Industriebetrieb betätigt. Unter seiner Leitung errangen
die guten und schön gefärbten baumwollenen und gemischten Zeuge auf der
Industrieausstellung Villingen 1858 eine weitere silberne Medaille, und auf
der Landesausstellung in Karlsruhe 1861 hat die Würdigkeit für die früher
verliehene Medaille wiederholt nachgewiesen: Karl Kapferer-Gramm, Baumwollzeugfabrikant
in Waldkirch00. Nach demselben Bericht von 1863 fanden
im Betrieb außer 55—60 Erwachsenen noch etwa 25—30 Kinder im Alter von
8 bis 14 Jahren außerhalb der Schulzeit Beschäftigung mit Garnspulen. Die
Erzeugnisse werden wie folgt beurteilt: Gefärbte Garne, baumwollene, halbwollene
, leinene und halbleinene Zeuge für Frauen- und Männerkleider,
Bett- und Möbelüberzüge usw. von guter Qualität und echt in der Farbe07.

Dem Junior waren nur knapp zehn Jahre eigenverantwortlicher Tätigkeit
beschieden, die oft genug von der Sorge um die Erhaltung des Unternehmens
im Konkurrenzkampf mit der aufkommenden Großindustrie überschattet gewesen
sein mögen. Am 27. Juli 1867 verstarb er kinderlos, noch nicht fünfzigjährig
. Da die Erzeugung auf Handwebstühlen nicht mehr rentabel, das
Propsteigebäude aber für die Einrichtung eines maschinellen Betriebs nicht
geeignet war, verkaufte es die Witwe am 24. Mai 1873 an den Handelsmann
Dominik Gaeß in Freiburg um 50 000 Gulden.

Damit war das Schicksal des Webereibetriebs endgültig besiegelt. Franz
Dominik Gaeß (1825—1888) eröffnete 1874 in der ehemaligen Propstei eine
Pension und ein Lehrinstitut, nach dessen Fehlschlag 1877 neben der Pension

04 Schreiber, 2. Aufl. 1838 S. 254.
es Desgl. 3. Aufl. 1840 S. 263.

oo Dietz S. 398 und 400. Badenia, Heidelberg 1862 S. 608/9.
07 Dietz S. 496.

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