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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0005
Ansprache

von Professor Pierre Mesnard (Poitiers)

Direktor des Instituts zur Erforschung der Renaissance in Tours
anläßlich der Zasius-Feier in Konstanz und Freiburg
am 25. Mai 1961 in Konstanz-

Herr Staatsminister!
Herr Oberbürgermeister!
Sehr verehrte Kollegen!
Meine Damen und Herren!

Wenn Sie mir heute gestatten, in dem Chor der Lobpreisungen, die zum
Gedächtnis des Zasius laut werden, eine Stimme aus Frankreich mitklingen zu
lassen, so soll dies, wenn Sie erlauben, in der Absicht geschehen, mit Ihnen der
tieferen Bedeutung dieser Feierlichkeiten nachzusinnen.

Sie feiern mit Zasius zunächst eine Berühmtheit Ihrer engeren Heimat, die
der Stadt Konstanz und der Universität Freiburg ihren Glanz verleiht, und dies
mit vollem Recht, denn Zasius liebte sie beide, bereicherte sie durch seine wissenschaftliche
Arbeit und sein persönliches Ansehen, stand ihnen bei mit den
Mitteln der Gesetzgebung und der Staatskunst. Sie beschwören aber auch einen
großen Deutschen, eine für ihr Land und ihr Zeitalter höchst repräsentative
Gestalt, den einzigen vielleicht von hinreichendem Gewicht, dessen Standbild
man in der Reihe damaliger berühmter Persönlichkeiten Ihres Volkes Luther
gegenüber aufrichten möchte.

Sie feiern jedoch vor allem den großen Juristen und Humanisten, den einerseits
Erasmus, andererseits Budäus und Alziat als einen der ihren betrachteten.
Auch damit haben Sie recht. Das tiefe Anliegen von Zasius war es, auf die reinsten
Quellen des Römischen Rechts zurückzugreifen, nicht um das Deutsche
Recht umzustürzen, sondern um ihm neuen Halt zu verleihen und es damit in
den Stand zu setzen, Ihr Rechtsdenken wirksamer zum Ausdruck zu bringen.
Indem bei Zasius die Treue zum Geist seines Volkes sich mit der Ehrfurcht
gegenüber den s a c r a e 1 e g e s , als einem Grundstein der Zivilisation, verband
, gelangte er zur konkreten Verwirklichung eines juristischen Humanismus
und hat damit ein großes Beispiel gegeben. Wir müssen ihm dafür um so mehr
danken, als er dies Werk in einer Zeit der Unsicherheit und sozialer Umwälzungen
unter besonders schwierigen Umständen vollbracht hat.

Haben wir uns dieses großartige Beispiel zu eigen gemacht, so gilt es für
uns. jenem Geiste treu zu bleiben und ebenfalls mitzuarbeiten an einer Besserung
der Welt. Uns, die wir das Europa des Zasius so gut kennen, will es an-

* Die Ansprache, in französischer Sprache gehalten, wird hier in deutscher Ubersetzung wiedergegeben. —
Die Schriftleitung.

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