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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0009
Was mag ciafür der Grund sein? In früheren Jahren war er sehr beweglich;
zwischen Konstanz und Tübingen, zwischen Freiburg und Konstanz führte er,
oftmals beritten, sein Leben, war in der Jugend auch als Stadtschreiber zu
Baden im Aargau tätig und bewarb sich um Anstellungen in Zürich und in
St. Gallen. Nun aber war er offenbar seßhaft geworden - - vielleicht waren es
auch gesundheitliche Gründe, die ihm das Reisen untersagten, möglicherweise
politische. Zasius war ein sehr treuer Anhänger des Erzhauses Habsburg und
daher ein geschworener Feind aller seiner Gegner. Wir hören einmal, daß er
die Eidgenossen nicht liebte; ein „Carmen contra confoederatos", ein Spottgedicht
, wegen dessen sich Basels Regierung in Freiburg beschwerte, soll aus
seinem Haus hervorgegangen sein. In späterer Zeit spielte sicher auch die Abneigung
gegen den konfessionellen Umbruch in Basel eine Rolle.

Und dennoch: Ulrich Zasius in Basel? In der Tat ist, was der Lebende sich
versagte, dem Toten widerfahren: Zasius hat Einzug gehalten in Basel, nicht
in persona, aber in substantia, vertreten durch seinen gesamten schriftlichen
Nachlaß. Und das kam so: der Sohn des großen Mannes, der vorhin erwähnte
Johann Ulrich Zasius, zeitweilig Professor in Basel, nachmals in
kaiserlichen Diensten, Vizekanzler und in den Adelsstand erhoben, verpfändete
1545, von seinen Gläubigern bedrängt, Bibliothek und Schriften des Vaters
dem getreuen Bonifacius Amerbach um 80 Pfund Basler Währung. Die Bücher
hat ihm nachmals der gute Bonifacius, obwohl die Schuld anscheinend niemals
bezahlt worden ist, auf vielfaches Bitten nach Augsburg geschickt, als Zasius
zum Mitglied des kaiserlichen Hofrats ernannt wurde; sie sind in alle Winde
zerstreut. Die Schriften dagegen wurden ein Bestandteil des Amerbach-Nach-
lasses und sind deshalb 1661 in den Besitz der Stadt übergegangen, die sie der
Öffentlichen Bibliothek überwies. Da liegen sie nun noch heute wohl geborgen
in deren Herzstück, der Handschriften-Abteilung, und in sehr viel besserem
Erhaltungszustand als das meiste, was noch in Freiburg von der Hand des
Zasius im Universitäts- und im Stadtarchiv auf uns gekommen ist, unlöslich
verbunden mit dem juristischen Nachlaß und der Briefsammlung der beiden
Amerbach, in der sich auch eine große Zahl von Zasius-Briefen befindet. So hat
die Pietät des Schülers über die Jahrhunderte hinweg dem Nachlaß des Meisters
eine Stätte bereitet.

Es möchte einen Freiburger Professor beinahe der Neid ankommen, wenn
er diese dickleibigen Bände in den Regalen der Basler Bibliothek stehen sieht:
Konzepte, Vorlesungen, Briefe und Gutachten. Es sind Freiburger Fakultätsgutachten
, um die es sich dabei großenteils handelt; Zasius hat sie im Namen
seiner Fakultät erstattet. Aber wie er mit berechtigtem Selbstgefühl darauf
hinwies, daß es nur sein eigener Ruf war, welcher der im übrigen unbedeutenden
Fakultät den Auftrag zu solchen Gutachten eintrug, wie er sich den
kU ngenden Lohn dafür mitunter gegen den Widerstand seiner Kollegen zu
sichern wußte, wie er schließlich auch die große, damit verbundene Arbeit
- oftmals unter Stöhnen - - leistete, so verleibte er auch die Entwürfe und
Abschriften der eigenen Bibliothek ein. Sie sind zum Teil nach seinem Tode
im Druck erschienen, sowohl in einer besonderen Ausgabe als auch im Rahmen
der Opera Omnia, manche davon auch in deutscher Sprache.

Ein ansehnlicher Teil aber ist noch ungedruckt. Er verspricht reiche Aufschlüsse
, ist doch das Rechtsgutachten der kritische Punkt, wo die humanistische
Haltung des Gelehrten sich gegenüber den Anforderungen der Praxis bewähren
oder vor ihnen kapitulieren muß. Für die Humanisten-Juristen war das

:


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