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liehen waren dann hingerichtet, zum Teil gevierteilt und ihre Reste in Mont-
beliard zur Schau gestellt worden, damit man Fürstenberg „für ein Yerretter,
Mörder und bübischen Graffen" halten solle.

Hiergegen wendet sich nun besonders Zasius mit Empörung; die Richter in
Mömpelgart hätten übereilt gehandelt, was doch, zumal in peinlichen Sachen,
nicht geschehen dürfe. „Dann weger ist, die schuldigen ledig ze lassen, dann
die unschuldigen ze tödten." Zasius läßt den Grafen fordern „Das och die
zerhawen cörpel (= Körper) der armen lüt, die ze stuck an die Strassen, mir
zuo unlidlichen schmach, upfgesteckt sten, herab geton werden, dann sunst
wurd ich von frömbden und heimschen, die für riten oder giengen, in swerste
und höchste Verletzung mins eerlichen namen und lümbden infallen." Es wird
dem Kaiser anheimgestellt, zu prüfen, ob Bubenhoffer „und die ver-
meindten urteilsprecher ze Mümpelgart in dem, daß sie die obbedachten armlüt
wider recht so gründlich martern und zem tod richten lassen haben, ob sie da
durch die regalia, den gerichtsstab verwirckt oder in des Kaisers F i s c o straffällig
sien worden". Man sieht, wie doch immer noch auch die Gerichtsbarkeit
in den Territorien letzten Endes als eine vom Kaiser abgeleitete und ihm daher
rechenschaftspflichtige Kompetenz angesehen wird! Und wie sehr die Willkür
der Folterung vor Erlaß der Constitutio Criminalis Carolina (1532) jede Kontrolle
der Prozedur erschwerte!

Endlich noch einen Blick auf die düsterste Erscheinung im Rechtsleben jener
Zeit, auf einen Hexenprozeß, der sich in Ammerschwihr im nachbarlichen
Elsaß abgespielt hatte und bei dem Zasius gleichfalls mitwirkte. Und
zwar instruierte er hier den Anwalt der Grafen von Rappoltstein, für die
Zasius als Rechtskonsulent vielfach tätig war, in einem Falle, wo die städtische
Gerichtsbarkeit offenbar ihre Zuständigkeit überschritten und diejenige der
Grafen von Rappoltstein verletzt hatte. Es handelte sich um den Nachlaß einer
alten Frau, die als Hexe oder Zauberin verleumdet, gefoltert worden und an
den erlittenen Mißhandinngen gestorben war. „Item es ist ouch war", schreibt
Zasius, „daß die urteilsprecher oder ein rat zu Amerswil die obberürten armen
frowen, die bi fünffundzweinzig kinden an die weit unnd zu des Priesters
handen gebracht, ir lebtag ein erbarn wandel, wie arm, ersam burger, gefurt,
unnd bis uff achtzig jar irs alters erlebt, die haben sie an ein seil ... geworfen,
mit sechtzig pfundig steinen uff gezogen, verzöberte (= hölzerne) hemder angelegt
, und so vil und lang dis und ander unchristenlich grimheit das
turgken und heiden ze vil wer - - mit ir gefurt, bis si ir arm und hand nit
mer bewegen, noch zu irm mund bringen mögen, und haben dennoch nichs
freflichs an ir erfunden, noch erfinden mögen." Nachdem dieses arme Opfer
das Zeitliche gesegnet, wurde sie heimlich durch den Nachrichter in ein Faß
geschlagen und, als ob sie eine Selbstmörderin wäre, den Rhein hinab geschickt
zur Schande ihres Ehemanns, ihrer Kinder und Verwandten, obschon doch gar
keine Übeltat nachgewiesen, ja nicht einmal ein begründeter Verdacht gegeben
war. Und nun kommt eine interessante Stelle, die uns zeigt, wie nahe selbst
einem Manne wie Zasius noch der Aberglaube steht: „Wie wol das Faß mitten
in den Rin geworffen, so hat doch der Rin das Faß wider an den Staden
(= Ufer) usgestoßen, und so das selbig fas von den Fischern und der Nachpur-
schaft wider ingeworffen ist, hat es sich zur Burgkenn (= Burkheim a. Rh.)
abermaln an das Land gewandt; der ein Bod (= Boden) ußgeruckt, der Corpel
mit Crutz wiss gelegten henden gegen der Sonnen uff gang gekert erfunden,
und vil Tag (alß geacht werden muß), durch Gottes Wunder, do beliben."

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