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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0023
filen, die an Masken erinnern; allerdings wieder nicht so ungewöhnlich, daß
wir daraus Schlüsse auf Offenlegung der Persönlichkeit im Sinne von Renaissance
und Humanismus ziehen dürften43. Das Selbstporträt ist bei Notarssigneten
außerordentlich selten und taucht, nach älteren Formen des dem
Wappenwesen entnommenen „redenden Signets", erst spät auf44. Immerhin
zeigt das Signet Zäsis etwas Schablonenhaftes, was zur späteren Verwendung
von Druckstöcken und dem Ex-Libris ähnlichen Klischees führt - - Erscheinungen
, denen dann das Fachschrifttum der Notarspiegel als Entartungen entgegenzuwirken
versuchte45.

So wirkt das von Zasius gewählte Signet individuell und unpersönlich zugleich
. Es ist mehr Schmuck als Zeichen. Symbolisches und zumal Rechtssymbolisches
dürfen wir darin nicht suchen. Bezeichnend ist im übrigen, daß der
spätere Zasius das Signet des Zäsi nicht in sein Siegel und Wappen übernommen
hat. Bedarf der Ursprung des von Zasius geführten Siegels48 vorerst noch
der Aufhellung: mit dem Signet des Notars Zäsi von 1492 hat es jedenfalls
nichts gemein. Dieses erscheint, wie die von der Universitätsbibliothek Freiburg
i. Br. anläßlich der Fünf hundert jahrfeier des Geburtstages von Ulrich Zasius
veranstaltete, eindrucksvolle Ausstellung demonstrieren konnte, auch nirgends
in seinen Schriften und in den Zasius berührenden Werken47. Ebensowenig
haben die Söhne, die beiden Joachim und Johann Ulrich, auf Signet und Siegel
des Vaters zurückgegriffen48.

IV.

Mehr als dies aus den bisher bekannt gewordenen Zeugnissen der Notarstätigkeit
unseres Ulrich Zäsi erschließen zu wollen, wäre Wagnis oder Spielerei.
Es genügt uns für heute, den Beweis erbracht zu haben, daß Zasius wirklich
als von kaiserlicher Gewalt bestellter Notar tätig geworden ist und daß er sich
in der Übergangszeit seines Lebens, in welche die beiden Instrumente fallen,
als notariellen Traditionen und Gewohnheiten weithin verpflichtet erweist.
Was aus der Tätigkeit als Konstanzer Kurienschreiber und als kaiserlicher

43 Menschliche Profile zeigen sich schon in Signeten des 14. u. 15. Jahrhunderts, meist jedoch in Verbindung
mit der Mondsichel; z.B. Nikolaus Solidi v. Thiengen 1550 (UR. Schaffhausen n. 751), Johannes
Scriptormontium |Bergschreiber] von Freiburg i. Br. 1381 (Staatsarch. Zürich C II 4 n. 340) u. Georg
Wind, Augsburger Kleriker 1470 (Stadtarch. Nördlingen). Einen Mohrenkopf im Profil wählt der Bamberger
Kleriker Joh. Saccrauer 1467 (Leist a. a. O. Tafel 5 n. 40), ein Narrenprofil der Notar Wilhelm
Ochs 1499 (Germ. Museum, Wolckenstein-Archiv). Die meiste Ähnlichkeit mit dem Signet des Zäsi
weist, was die Gegenüberstellung zweier menschlicher Profile betrifft, das Notarszeichen des Konstanzer
Klerikers Ulricus Fabri de Ulma 1444 auf (Stadtarch. Ulm, Urk.); es kehrt fast unverändert,
jedoch mit Mütze statt Mondsichel, bei dem Trierer Notar Michael Römer von Graach 1482 wieder
(F. Michel, Zur Gesch. d. geistl. Gerichtsbarkeit d. Trier Erzb. im MA., 1953, S. 176).

44 Anklänge an Selbstporträt zeigen etwa die Signete des Mainzer Klerikers Phil. Rvnhcym in Frankfurt
a. M. 1466 (Stadtarch. Nördlingen) u. d. Würzburger Klerikers Wolfgang Schilling v. Neustadt
a. d. Aisch 1467 (Orig. Urk. in d. Forschungsstelle Zürich). Ein Unicum mit eindeutigem Porträtcharakter
ist das im Frh. v. Hornsteinschen Archiv zu Binningen/Hegau verwahrte Signet des Johann Schoch-
ner, Stadtschreibers v. Engen, das den Notar in modisch zweifarbiger Kleidung zeigt (gleichzeitig der
einzige Beleg für farbiges Signet).

45 G e r i g a. a. O. (Anm. 41) S. 179.

40 Das Siegel des Zasius ist, wenngleich in schlechter Wiedergabe, abgebildet bei J. A. R i e g g e r
(oben Anm. 2) Tafel II (Orig. im Stadtarchiv Freiburg i. Br.).

47 Ähnlich wie Zasius hat sich auch sein Nachfolger im Stadtschreiberamt, Caspar Fry, in seinem Signet
von der älteren Schablone entfernt und ist zu einem rein ornamentalen, in der Form aber von dem
/eichen Zäsis total verschiedenen Signet übergegangen.

48 pber die Söhne des Zasius jetzt H. Winterberg, Die Schüler des Zasius (= Veröffentl. d. Komm,
f. ge-.ch.chtl. Landeskd. in Baden-Württemberg 18. 1961) S. 77 ff. Das Siesel d. Joachim Zasius abgeb.
bei Ki egger a.a.O. Tafel II. Nach K. Fischnaler. Ausgew. Schriften II (Tirolisch-Vorarlbersrscher
Wappen-Schlüssel Vi) S. 289 führt Johann Zasius 1516 einen Wilden Mann, der einen gespaltenen Baumstamm
auseinanderreißt (frdl. Mitt. v. Herrn Dr. W. H. Ruoff, Zürich).

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