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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0047
Im häuslichen Schülerkreis seines Vaters begann im ersten Jahrzehnt des
16. Jahrhunderts auch des Zasius' Sohn Joachim Jurisprudenz zu studieren.
Nach Abschluß seiner Ausbildung wurde er auf Empfehlung des kaiserlichen
Rates Johann Renner Sekretär Herzog Karls III. von Savoyen.

Die glücklichsten und fruchtbarsten Jahre des Ulrich Zasius fallen in die
Zeit zwischen 1509 und 1519. Es waren die Jahre der höchsten Entfaltung der
humanistischen Bewegung in Deutschland. Zasius, seine Freunde und Schüler
wußten sich einig im Streben nach Wiederbelebung der geistigen Kräfte der
Antike. Die Erneuerung der Kirche lag allen am Herzen; Luthers Thesen fanden
noch allgemeine Zustimmung.

1518 erschien, mit einem Vorwort des Erasmus, das erste größere Buch des
Zasius, die ,lucubrationes', durch das er nach Budäus und Alciat zum bedeutendsten
Gelehrten der humanistischen Jurisprudenz aufstieg. 1520 hatte er
das Freiburger Stadtrecht fertiggestellt, das beste Gesetz dieser Art, das im
16. Jahrhundert in Deutschland geschaffen worden ist.

Seit 1513 lebte im Hause des Zasius Bonifacius Amerbach, der
durch sein sympathisches Wesen und seine große Begabung bald die besondere
Zuneigung des Ulrich Zasius gewann. „Die Liebe zu seinem Bonifacius bildet
von jetzt an den in allen Stürmen gleichbleibenden Schwerpunkt in Zasius
innerem Leben" schreibt Roderich Stintzing0. Zasius gelang es, in dem zunächst
nur seinen philologisch-humanistischen Neigungen lebenden Hausgenossen
Interesse für die Jurisprudenz zu wecken. Unter seiner Leitung wurde Amerbach
zu einem vorzüglichen Juristen. Amerbach wiederum bestimmte den
selbstkritisch zögernden Zasius mehrfach dazu, seine Arbeiten zu veröffentlichen
; er vermittelte auch die Drucklegung der Werke seines Lehrers in Basel.
Aber so sehr Amerbach Zasius verehrte - - auch später als Basler Rechtslehrer
und Ratssyndikus besuchte er ihn häufig, und ständig wurden Briefe gewechselt
- als Jurist ging Amerbach seinen eigenen Weg. Im Gegensatz zu Zasius, der
in der praktischen Arbeit zwar weitgehend dem althergebrachten mos italicus
folgte, in seinen theoretischen Äußerungen aber entschieden für den humanistischen
mos gallicus eintrat, hat Amerbach zwischen beiden Richtungen eine
einheitliche, vermittelnde Stellung bezogen und damit den Auseinandersetzungen
um die richtige Methode in Basel ein Ende gesetzt.

In Freiburg war Amerbach der überlegene Anführer des um den Lehrer
gescharten Schülerkreises. Besonders nahe standen ihm zwei Landsleute des
Ulrich Zasius, die Konstanzer Thomas Blarer und Johann Zwick.
Nach einem Studienaufenthalt von Thomas Blarer und Johann Zwicks Bruder
Konrad (der in Freiburg Medizin studiert hatte) bei Luther und Melanchthon
in Wittenberg traten die Freunde aber so aggressiv für die neue Lehre ein,
daß der Erasmianer Zasius sie nicht mehr zu verstehen vermochte. Im Jahre
1522 kam es nach mehreren Versuchen von Zasius und Thomas Blarer, den
anderen für den eigenen Standpunkt zu gewinnen, zum endgültigen Bruch.
Unter der Führung von Ambrosius Blarer, des Bruders von Thomas, der Mönch
im Kloster Alpirsbach gewesen und 1522 daraus geflohen war (Zasius hatte ihn
vergeblich vor allzu revolutionären Neuerungen gewarnt)7, führten die Freunde
die Reformation in der Heimatstadt durch. Thomas Blarer gehörte als Ratsherr
und Reichsvogt zu den leitenden Politikern der Stadt.

6 Ulrich Zasius, Basel 1S57, S. 165.

TT. Schiess, Briefwechsel der Brüder Thomas und Ambrosius Blarer, I, Freiburg- 1908, S. 56 (Nr. 46).

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