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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0062
Wessenberg in Wien als der exponierte Vertreter des Dalbergschen Planes
einer Neueinrichtung der deutschen Kirche auf, nach dem an ihrer Spitze ein
Primas treten solle — Dalberg selbst war als solcher gemeint —, eine Regelung,
die naturgemäß eine Lockerung im Verhältnis zu Rom gebracht hätte, und die
bei der päpstlichen Kurie keine Gegenliebe finden konnte. In erster Linie haben
die deutschen Fürsten, die nur bestrebt waren, jeweils in den Grenzen ihrer
Länder von ihnen selbst beherrschte Landeskirchen einzurichten, solche Pläne
zu Fall gebracht. Wessenberg war aber als Vertreter romfeindlicher Gedanken
bekannt geworden. Als Dalberg am 10. Februar 1817 starb, wählte das Domkapitel
Wessenberg zum Kapitularvikar; der Papst hat aber schon am 15. März
diese Wahl zurückgewiesen und eine neue Wahl verlangt. Der Großherzog von
Baden schützte den Konstanzer Bistumsverweser und verweigerte dem Breve
des Papstes die staatlich vorgeschriebene Genehmigung (Plazet). Der Papst
ließ durch seinen neuen Nuntius in Luzern dem Großherzog in Karlsruhe persönlich
Vorstellungen machen und zu einer gesamten Neuregelung der badischen
katholischen Kirchenverhältnisse einladen. Zuvor gedachte Wessenberg, die
Hindernisse gegen seine Person durch eine Reise nach Rom auszuräumen. Er
wurde von dem Kardinalstaatssekretär Consalvi zuvorkommend empfangen,
doch konnte er in langen Verhandlungen die gegen ihn erhobenen Bedenken,
von denen manche recht fadenscheinig waren, nicht in allem beheben. Die letzte
und entscheidende Forderung auf Niederlegung des Kapitelsvikariats als
Zeichen der Unterwerfung unter den Papst lehnte Wessenberg ab. So kehrte
er Ende 1817 nach Deutschland zurück, von seinen Freunden gefeiert als ein
deutscher Held, der aufrichtigen Sinnes dem päpstlichen Machtstreben widerstanden
habe, weithin sichtbarer Exponent einer Partei geworden, weithin
allen bekannt. Schon in den Tagen seines römischen Aufenthaltes hatte Dekan
Jäck11 von Kirchhofen eine Ergebenheitsadresse des breisgauischen Klerus veranlaßt
, die von 17 Dekanen im Namen ihrer Kapitel unterschrieben wurde12.
Als sich nun im Sommer 1818 Wessenberg in Feldkirch aufhielt, benutzte man
die Tage, um in aller Öffentlichkeit ihm Sympathiekundgebungen zu erweisen.
Im Jahre zuvor hatte der Papst in Karlsruhe andeuten lassen, daß ein Festhalten
an Wessenberg die katholische Bevölkerung tief beunruhigen müsse,
ja sogar revolutionäre Bewegungen zu befürchten wären. Jetzt wollte man
dartun, daß dem gar nicht so sei. Wenn Wessenberg in benachbarte Pfarreien
kam, wurde er wie kaum ein Bischof auf offiziellen Reisen mit Glockengeläute
und Böllerschießen empfangen, der Klerus versammelte sich, um ihm seine
Ergebenheit auszudrücken; in St. Trudpert hat man eine auf diesen Sendboten
(Angelus) der deutschen Kirche geprägte Münze überreicht. Die „Aarauer Zeitung
" (19. August 1818) hat durch einen Artikel „Wessenbergs Aufenthalt im
Breisgau" für die nötige Publizität gesorgt. Da ist nun der stille, aber als
solcher doch wohl bekannte Opponent aus dem gleichen Breisgau auf den Plan
getreten, Abt Ignaz Speckle von St. Peter13, der 1806 die Säkularisation seines
Klosters erleben mußte und immer noch in der alten Abtswohnung weilte
(gest. 1822). Er hat (anonym) die Flugschrift „Wessenbergs Aufenthalt im
Breisgau" (1818, 78) als Ausdruck einer romfreundlichen Gesinnung vorgelegt;
darin veröffentlichte er den Artikel der Aarauer Zeitung mit umfangreichen

11 Badische Biographien (= B a d. B i o g r.) I 421.

12 Vgl. Jäcks eigene Darstellung in der anonymen Flugschrift „Der Klerus aus dem Bistum Konstanz",
Freiburg 1818, 54 S.

13 Vgl. Memoiren des letzten Abtes von St. Peter, hg. v. Stephan Braun. Freiburg 1870.

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