Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0063
Anmerkungen, in denen er darzulegen versucht, Ehrfurchtsbezeugung vor einem
hohen Herrn würden - - namentlich im unwissenden Volk - - in keiner Weise
eine Identifizierung mit seinen Gedanken bedeuten. Wessenberg spricht er
katholische Grundsätze ab. Daß aber Wessenberg wirklich viel echte Sympathie
erfahren hat - wenn auch im Adel und in den Kreisen des ehemaligen
Regularklerus betonte Reserve bewahrt wurde — dürfte ohne Zweifel sein. Als
er im September bei der Preisverteilung der Sautierstiftung in Freiburg weilte,
hat man ihm öffentliche Ovationen dargebracht, an denen nicht nur die Studentenschaft
beteiligt war. Die Theologische Fakultät hatte ihn schon für seine
Bemühungen um die Einrichtung der Deutschen Kirche in Wien am 7. Juni 1815
zum Ehrendoktor promoviert; auch jetzt hielt sie mit ihrem Beifall nicht
zurück34.

Wessenberg war schon längst wieder nach Konstanz abgereist, als noch einmal
der Breisgauer Klerus unter Führung Jäcks glaubte, sich ostentativ auf
Wessenbergs Seite stellen zu müssen. Großherzog Karl hatte noch in seinen
letzten Monaten (gestorben 8.Dezember 1818), nach der Unterzeichnung der
Verfassung, Wessenberg als Vertreter der katholischen Kirche in die Erste
Kammer berufen. Sein Nachfolger, Großherzog Ludwig, von dem es wohl rasch
bekannt wurde, daß er Wessenberg weniger gewogen war, ließ es dabei. Der
Klerus des Breisgaus übersandte nun dem Großherzog eine Dankadresse für
die Verfassung, aber auch dafür, daß er Wessenberg berufen habe. Wieder
war es Abt Speckle, der eine Gegenaktion auslöste. Er formulierte vier Fragen
an den Klerus: ob der Klerus einen vom Papst nicht anerkannten Bischof
wünsche, ob er sich beruhige darüber, wenn Wessenberg in der Bistumsverwal-
tung fortfahre, ob man seine Vertretung im Landtag Wessenberg anvertrauen
könne, ob man deswegen bei Großherzog und Domkapitel nicht vorstellig
werden solle. Viele Geistlichen beantworteten diese Fragen, davon die beiden
ersten negativ, die beiden letzten resignierend15. Die Erregung im Klerus
pro und contra war so groß, daß die Regierung schließlich nur mit einem Verbot
jeglicher Stellungnahme für oder gegen Wessenberg antworten konnte.

Die oberrheinischen Staaten klärten in Verhandlungen mit Rom seit 1819
die Neueinrichtung von Diözesen ab. Fünf Bistümer wurden gebildet für Baden-
Hohen zollern, Württemberg, Hessen-Darmstadt, Nassau, Hessen-Kassel: der
Sitz des badischen Bischofs sollte nach Freiburg kommen. Ja, Freiburg wurde
sogar Sitz des Erzbischofs, des Hauptes der ganzen Kirchenprovinz. Als es sich
um die erste Besetzung dieses Erzstuhls handelte, stand natürlich Wessenbergs
Name vor allen anderen zur Diskussion. Eine „Wahl" durch die bischöflichen
und landesherrlichen Dekane brachte ihm auch die weitaus größte Stimmenzahl
. Doch ließ Großherzog Ludwig ihm im Interesse einer baldigen Besetzung
des erzbischöflichen Stuhles den Verzicht nahelegen. Vitus Burg mußte Wessenberg
diese Sachlage in einer Unterredung in Feldkirch auseinandersetzen.

Es war in erster Linie Wessenbergs kirchenpolitischer Standpunkt, der ihm
das Bischofsamt unmöglich machte. Aber auch in anderen Bereichen seiner
Wirksamkeit erfuhr er manchen Widerstand, obwohl er in ihnen hervorragende
Qualitäten entwickelte. So vor allem in seinen liturgischen Reformen.
Jahrhunderte hindurch hatte der katholische Gottesdienst keine wesentliche
Veränderung erfahren. Er war in erster Linie vom Klerus und Mönchtum

14 \gl. die Flugschrift „Vertheidigung des Herrn Coadjutors Freiherr von Wessenberg", Rottweil 1819,
S. 12.

15 Vffl. K. Gröber. Freibureer Diözesan-Archiv 56 (1928) 411.

61


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0063