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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0070
Nick29 (schon als Pfarrer von Wittnau) erscheinen im Kontakt mit Wessen-
berg. Der eigenartigste war aber zweifellos L e o n h a r d H u g 3Ü, der Professor
für Bibelwissenschaft, ein sehr angesehener Wissenschaftler. Er pflegte immer
wieder Verbindung mit Wessenberg, erschien in seinen Ansichten vor den
Schülern sehr frei, trat als vollendeter Höfling auf, wurde in das erste Domkapitel
genommen und war dort ein weitaus überragender Kopf. Er versuchte
eine theologische Zeitschrift31 aufzubauen, die die Aufgaben des untergegangenen
Archivs für Pastoralkonferenzen übernehmen sollte und bat Wessenberg
herzlich um Mitarbeit; Wessenberg hat aber nur wenig dazu beigesteuert. Hug,
mit dem Johann von Wessenberg einen vertrauten Umgang pflegte, blieb
schillernd bis zu seinem Tode (1846). Der junge Professor für Kirchengeschichte,
Freiherr von Reichlin -Meldegg, der 1832 zum Protestantismus übertrat
, bezeichnete sich selbst als Hug-Schüler und hatte doch viele Vorwürfe
gegen ihn. Die damals aufbrechende Antizölibatsbewegung fand in dem Kirchenrechtler
A m a n n 32 (juristische Fakultät) und dem Moralprofessor Heinrich
Schreiber33 besondere Förderer. Daß sie dem sehr lauteren Wessenberg
entsprach, muß verneint werden. Obwohl er offenbar glaubte, daß die
Kirche einmal den Zölibat aufgeben werde, war er gegen alle radikalen, und
gar von Unbeherrschtheiten geführten lauten Bewegungen. Schreiber hat
Wessenberg, auch nach seiner Versetzung in die philosophische Fakultät, in der
er für die Geschichte der Universität und der Stadt Freiburg Hervorragendes
leistete, treue Anhänglichkeit bewahrt. Er war erst dann tief von ihm enttäuscht
, als er sich der Abspaltung der Deutschkatholiken 1845 anschloß,
Wessenberg aber zu seinem Erstaunen diesen eine glatte Absage gab: Er
glaubte nun an Wessenberg eine schwächliche Inkonsequenz zu erkennen. Doch
war diesem alle Spaltung im tiefsten zuwider.

Schließlich ist noch von einem sehr vertrauten Mitarbeiter Wessenbergs zu
reden, von Hermann von Vicari34: er hat in Konstanz 25 Jahre mit ihm
fleißigst gearbeitet und sehr verehrend zu ihm aufblickend alle Kräfte ihm zur
Verfügung gestellt im Dienste der Diözesanleitung, zuletzt als sein Offizial.
Er war der einzige, der von der Konstanzer Kirchenregierung nach Freiburg
übernommen wurde. Er hat gleich nach seiner Übersiedelung immer und immer
wieder seine Anhänglichkeit an Wessenberg beteuert. Doch wurde er in Freiburg
schließlich bald nicht mehr zu den Wessenbergianern gezählt, dazu war
er viel zu kirchlich denkend. Als er 1842 zum Erzbischof erwählt war, sollte
sich aus ihm der „Bekennerbischof" der oberrheinischen Kirchenprovinz entwickeln
, der zehn Jahre später den harten Kirchenstreit durchstand, um die
seit 1848 immer klarer geforderte Freiheit der Kirche vom Staat (die immer
noch recht relativ gemeint war!) zu erzwingen. Wessenberg hatte dafür gar
keinen Sinn mehr: für ihn war der Gedanke ein Greul, daß die Kirche, die zum
Flerrschen neige, vom Staat sich abwenden wolle, wo es doch gälte, beide in
einer unlösbaren Harmonie miteinander zu verbinden. Er übersah, daß der
Staat nicht mehr ein christlicher Staat war, der mit einer inneren Berechtigung
Schutzrechte über die Kirche ausüben könnte.

29 Bad. Biogr. II 110.

30 L Th K 2 V 507.

31 „Zeitschrift für die Geistlichkeit des Erzbistums Freiburg" 1828—1S34.

32 Bad. Biogr. I 4.

33 R. W. Riebe. (Freiburg 1956)

34 L Th K X 592 f.

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