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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0083
uneben, die Öfen so, daß kaum geheizt werden konnte, die Decken, weil auf
dem Dach die Ziegel fehlten, verdorben, die Aborte beschmutzt. Im Hofe häufte
sich der Schutt, weil Müllgruben fehlten. Im Keller lag Gebein aus ehemaligen
inzwischen verfallenen Bestattungen, dabei die Fässer einer Weinhandlung.
Über eine Unart wird geklagt, die auch heute noch besteht; die Stadt erlaubte
den Vereinen und Innungen, daß sie am Abend im Schulhaus tagten, der
Schreiner- und der Schuhmacherinnung, dem Turnerbund, daß er im Hof Steine
stoßen übte.

Die Einwohner Freiburgs nahmen in jenen Jahren schnell zu, mit ihnen
natürlich auch die Zahl der Schüler. Es liegt eine „Scala" von Hoger vor, der
zu entnehmen ist, daß die Bewohnerzahl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
von 9000 auf 16 000 stieg, die Schülerzahl sich von 282 auf 632 (dazu
106 Evangelische), die der Lehrer und die deshalb benötigten Schulräume von
3 auf 9 vermehrte, die Mädchen nicht eingerechnet.

Wo ein Gebäude zur Verfügung stand, wurden um diese Zeit Klassen untergebracht
. Das Breisacher Tor wurde schon 1842 schlecht und recht in ein Schulhaus
umgebaut. Wie schlecht, das ist Berichten zu entnehmen, die in den folgenden
30 Jahren an die Stadtverwaltung gingen. Der praktische Arzt Dr. Kürzel
schrieb am 17. April 1875: In der Torschule sind die Schulräume stark mit Bänken
überfüllt. Der Schuldiener klagte, daß er sich nicht mehr getraue, den
Boden im Hof zu belasten, aus Furcht, er breche in die Abortgrube ein. Diese
Grube aber wäre seit Jahren nicht mehr geleert worden. Welche Gefahr für
die Buben, die sich in diesem Hofe bewegten! Über die Theaterschule, wie der
Südwestbau des ehemaligen Klosters der Augustiner-Eremiten genannt wurde,
wird, nachdem es kaum ein halbes Jahr als Schulhaus eingerichtet war, geschrieben
: Ein sehr starker Geruch vom Abort ist im ganzen Haus bemerkbar.
Der Nachbar Thiry (auch Thyri geschrieben), ein praktischer Arzt, beklagt sich
aus demselben Grunde.

Die in den verschiedenen von der Schule benutzten Gebäuden gemachten
Beobachtungen wurden von Dr. Kürzel in einem Bericht zusammengefaßt und
dieser vom Großherzoglichen Bezirksamt am 17. April 1875 an den Stadtrat mit
dem Ersuchen gegeben, die Verhältnisse prüfen zu lassen und für Abhilfe zu
sorgen. Dieser Bericht blieb auf dem Rathaus liegen. Als nach sechs Wochen
nichts geschehen war, erinnerte das Bezirksamt am 31. Mai, dann wieder am
31. August und am 16. Oktober an die Erledigung. Zuletzt drohte es, bei weiterer
Verzögerung strafend einzugreifen. Warum diese Drohung nicht ausgeführt
wurde, bleibt unklar. Es findet sich aber ein Schreiben des Bezirksarztes
Kast an das Bezirksamt vom 6. September folgenden Jahres, er hätte bei einer
Visitation der Theaterschule festgestellt, daß „die colossalen Mißstände" weiter
bestehen und deshalb die Schule, wenn nichts geschehe, geschlossen werden
müßte.

Die Stadtverwaltung, die sich bis jetzt ins Schweigen gehüllt hatte, schreibt
am 14. Februar 1877 (auszugsweise): Durch die Einführung der gemischten
Schule ist der Neubau von Volksschulgebäuden für Knaben zur unabweislichen
Notwendigkeit geworden. Es wird sich empfehlen, namentlich in Rücksicht auf
die beiden Vorstädte Herdern und Wiehre, den nördlichen und südlichen Teil
der Stadt für den Bau der Schulhäuser ins Auge zu fassen. Für die Schule im

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