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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0090
Bei der Einweihung sprach. Stadtschulrat Heilig und legte den neuen
Unterrichtsplan für Freiburg dar: „Aufsatz und Rechtschreiben
sind von nun an besonders zu pflegen. Der Unterricht in allen Lehrgegenständen
ist für die Schüler besonders anschaulich und fesselnd zu gestalten; die
in der Kinderseele schlummernden geistigen, sittlichen und religiösen Kräfte
müssen geweckt und zu reicher Entfaltung gebracht werden. Die Schüler
sollen nicht nur zuhören und auswendig lernen, sondern zum selbständigen
Beobachten und Forschen angeregt und mit lebendigem Interesse für den
Unterricht erfüllt werden. Die Aufsätze dürfen nicht lediglich Nachahmungen
eines allzu eingehend besprochenen Musters sein; die Kinder sollen vielmehr
befähigt werden, ihre eigenen Gedanken möglichst selbständig auszudrücken.
In der Naturlehre muß der Unterricht auch in der Volksschule wissenschaftlich
erteilt werden. Heimatkunde, aber auch Geographie und Naturgeschichte, müssen
soviel als möglich im Freien gegeben werden. Die Pflanze ist an ihrem
Standort, die Biene und der Schmetterling an der Blüte zu beobachten, dabei
ist zu zeigen, wie Tiere und Pflanzen aufeinander angewiesen und von der
Umgebung abhängig sind. Durch Schulausflüffe müssen die Schüler angeleitet
werden, ihre Mußezeit auch später nicht im Wirtshaus zu verbringen, sondern
sich edle Erholung in Gottes freier Natur zu verschaffen.

Wir haben hier in Freiburg neben den normalen Volksschulklassen Förderklassen
für Kinder, die infolge längerer Krankheit zurückgeblieben und solche,
die von weniger entwickelten Volksschulen hierher gekommen sind. Diese
Klassen bieten dem Lehrer die Möglichkeit, da sie eine geringere Schülerzahl
haben, jedem Kinde in erhöhtem Maße Aufmerksamkeit zuzuwenden, zu ermutigen
und lernfreudig werden zu lassen. Wir haben seit vier Jahren aber
auch eine Hilfsschule, in der die geringen Anlagen von Kindern, welche voraussichtlich
während der ganzen Dauer ihrer Schulpflicht nicht über die drei
unteren Schuljahre hinauskommen können, möglichst entwickelt werden. Der
Unterricht wird also erteilt nach dem Grundsatz: Jedem das Seine, aber nicht
jedem das Gleiche. Das ist unsere Freiburger Volksschule, die damit den pädagogischen
Erkenntnissen unserer Zeit voll Rechnung trägt."

Wir erinnerten uns, als wir die Ausführungen des Stadtschulrates hörten,
an die früheren Freiburger Schulordnungen, z. B. an die eines Gervas Sauffer
und an die verbesserte Schulordnung des Stadtschreibers Franz Ferdinand
Mayer, lasen auch noch einmal die Instruktion des Erzherzogs Ferdinand durch
und wurden uns des großen Fortschrittes im Freiburger Schulwesen bewußt.
Bei der anschließenden Besichtigung des Gebäudes dachten wir an die Forderung
Maria Theresias, jeder Lehrer müsse ein gut eingerichtetes Schulzimmer
haben, das keinem anderen Gebrauch dienen darf, und sahen endlich diese
Forderung erfüllt. Wie vieler Kämpfe aufrechter, mutiger Pädagogen hatte es
aber bedurft, bis das erreicht war.

Drei Jahre darauf war auch das zweite Schulhaus, die Hebelschule,
für die Mädchen des Stühlingers fertig. Am 9. September 1911 konnte es der
Schulleitung übergeben werden. Beide Gebäude zusammen erforderten einen
Aufwand von nahezu einer Million Mark.

Zwei Jahre danach trat Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer zurück, weitere
zwei Jahre später starb er. Er hatte neben vielem anderem auch die Volksschule
auf beachtliche Höhe gehoben.

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