Freiburger historische Bestände - digital

Das Merzsclie Amthaus

Von einem herrschaftlichen Amthaus in der Stadt erfahren wir erstmals aus
einem Erlaß der Regierung in Ensisheim vom 2. September 1603. Wie lange
schon die Herrschaft im Besitze dieses Anwesens war, wissen wir nicht. Zu der
Zeit klagte der Amtmann über Baufälligkeit an den Ställen und im Haus. Mit
dem Dachstuhl der vorderen Scheuer und deren Mauer gegen die Gasse soll es
schlimm beschaffen gewesen sein. Man befürchtete stündlich ihren Einsturz7.

Abb. I Ausschnitt aus dem Grundriß über die Stadt Waldkirch nach dem vorgeschriebenen Wiener Maß,
die Jauchert zu 36 000 Quadratschuh gerechnet, abgemessen im Jahre 1784 durch Johannes Hüner-
wadel, Feldmesser (Stadtarchiv Waldkirch, Pläne Nr. 1).

Erläuterung: 1 Merzsches Amthaus, 2 Amthaus von 1655, 5 Der Stahlhof, 4 Rottenbergisches Haus,
5 Amthaus von 1765.

-----Mutmaßlicher Verlauf der äußeren Stadtmauer (Zeichnung des Verfassers).

Die Bezeichnung „Merzsches Amthaus" ist ihm geblieben, auch nach dem Tode
des Hans Adam Merz, der von 1601 bis 1630 Amtmann und Schultheiß war,
der im Amthaus und auf der Kastelburg u. a. viele Hexen verhörte und foltern
ließ und schließlich selbst der Hexerei angeklagt am 30. April 1631 in Heuweiler
hingerichtet wurde8. Während der Gefangenschaft und bis zur Ankunft
des neuen Amtmanns stand das Amthaus leer. Die in der Kasteiberger Amtsrechnung
von 1631 verbuchten Reparaturkosten geben ein anschauliches Bild

7 GLA Reparierung des Amthauses zu Waldkirch 1603, 226/52.

s a) Schindler, Georg; Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, Freiburg 1937, S. 212.
b) Ratsprotokoll der Stadt Freiburg vom 28. April 1631 (Mitteilung von Archivdirektor Dr. Hefele).

98