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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0120
der Keller in gutem Zustand ist. Im Treppenhaus seien an Stelle der im Plan
vorgesehenen Balluster sehr schlechte Doggen angebracht, welche die Stiege
verunstalten und den Vorplatz verschandeln würden.

Die Bauunternehmer brachten bei den Sachverständigen auch ihre Gegenvorstellung
an. Bei dieser Gelegenheit kam ein Vorfall zur Sprache, der aus unbekannten
Gründen bis dahin selbst vom Obervogt verschwiegen wurde, der sonst
jede tatsächliche, wie auch jede vermeintliche Unstimmigkeit bei der Regierung
anzeigte. An einem nicht näher angegebenen Tag habe ein außergewöhnliches
Regenwetter eine ganze Seite des ersten Stockes (Erdgeschoß) eingeschwemmt.
Wie dies zuging, versuchten sie später der Regierung genauer auseinanderzusetzen
. Das Unwetter habe dreimal 24 Stunden gedauert. Wie schwer es war, mag
samt der ganzen Bürgerschaft der Herr Obervogt v. Kornritter selbst bestätigen.
Nach seiner Aussage soll die Heftigkeit des Windes und des Regens so stark
gewesen sein, daß die Frau Obervögtin nicht einmal in der Lage war, einen
Fensterladen zu schließen. Viele Scheiben seien zertrümmert worden. Von den
Maurern wurde der Bau von oben an allen Seiten mit Dillen belegt. Der Schaden
kam aber nicht von oben her, sondern das von der Seite eindringende
Wasser habe die Mauern unterwühlt und niedergerissen. Das Unglück geschah
so überraschend schnell, daß die Mauer hinter Buggle und 14 Arbeitern einbrach
und sie sich gerade noch retten konnten. In seinem Gegenbericht vom
12. November 1767 suchte der Obervogt die Ursache für die Katastrophe den
Unternehmern in die Schuhe zu schieben. Einmal habe das Unwetter nicht
länger als von 4 Uhr nachmittags bis abends 8 Uhr gedauert und die acht
Kreuzstöcke seien erst nach dem Betzeitläuten eingestürzt, also zu einer Zeit,
wo weder der Baumeister noch sonst jemand auf dem Bau war. Der Mauerpolier
Thomas Käfer sei kurz zuvor auf den ausgewaschenen Mauern herumgeklettert
und habe diese mit Dillen abdecken wollen. Die Nachbarschaft aber
habe ihm davon abgeraten. Zum anderen seien nur acht halbaufgemauerte
Kreuzstöcke bis auf die Fensterbänke weggeschwemmt worden und nicht, wie
die Unternehmer sagten, die ganzen Mauern. Diese seien erst hernach infolge
des mager und trocken angemachten Mörtels und der verbrauchten schlechten
Steine von oben her ausgewaschen und hinweggeflößt worden.

Wegen der Gartenmauer wies der Buchhalter Daschner darauf hin, daß
diese im Bauakkord mit inbegriffen wäre. Käfer und Buggle hatten sich seinerzeit
angeboten, den Bau für 2850 Gulden zu errichten, dann aber anerboten,
für weitere 340 Gulden auch die Mauer um Haus und Garten zu erstellen.
Außerdem haben sie sich seinerzeit bereit erklärt, die vom Abbruch des alten
und der Erbauung des neuen Hauses ruinierten Gärten wieder abzuräumen
und zu säubern.

Nachdem der Obervogt die Arbeit der beiden Unternehmer bei der Regierung
in der Weise verdonnert hatte, daß er behauptete, das ganze Gebäude vom
ersten Grundstein bis zum First sei nicht nur nicht akkord- und meistermäßig,
sondern recht liederlich und lumpenhaft zusammengepfuscht worden, wunderte
er sich, daß es die beiden gar nicht eilig hatten, den auf den 27. August festgesetzten
Bauschlußtermin einzuhalten. Außer dem Rost zum hinteren Garten-
mäuerle war nichts weiter mehr getan worden. Die Admodiatoren gingen dem
Obervogt aus dem Weg und nur noch ein Geselle arbeitete mit einem Lehrling.
Die Dienstwohnung im Amthaus war immer noch nicht beziehbar und die
gemietete Wohnung sollte er räumen, weil sonst der Hauszins für ein weiteres
Jahr hätte bezahlt werden müssen. Jetzt, als es an den Nervus rerum ging,

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