Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0125
weil er das Amthaus nicht mehr beunruhigen wollte, vollends über Nacht
geblieben.

Hingegen konnte ich seine Abwesenheit auch nicht vermuten, weil er bisher
jeweils von Hofkäufen längstens nachts 10 Uhr nach Hanse gekommen.

Das Verwunderlichste war, daß kein Fenster eröffnet stand, hingegen war
an dem Eckfenster an dem einten Flügel eine Scheibe frisch ausgebrochen, wie
denn die Glasspälten herinnen und draußen hin und wieder gelegen.

Der Dieb hat den schon geöffneten anderen Flügel in der wohlmeinenden
und gutherzigen Absicht wiederum geschlossen, damit der Wind die auf dem
Tisch gelegenen Schriften nicht hinunter wehe. (!)

Als man in den Garten hinausschaute, nahm man an dem Gartengeländer
zwei Öffnungen wahr. Die einte hinten am Garten, die andere nächst der
Amtsstube, wo noch das Leiterl angelegt war. Zur ersten ist der Dieb in den
Garten hereingestiegen, zur zweiten wiederum fort.

Im Kastl lagen unter meinen Vorfahren ehe und bevor die eiserne Kasse
angeschafft wurde72, die herrschaftlichen Gelder verwahrt. Damit ich die Herrschafts
- und Depositengelder nicht mit anderen vermische, so hab ich bisher
die Sammlnngs- und Tanzgelder hineingelegt.

In der unteren Schublade linker Hand waren die Tanzgelder. Im vorigen
Jahre sind in allem 11 Gulden eingegangen, welche in einem Papier eingewickelt
waren. Diese hat der Dieb fortgenommen, hingegen eine Dukate, ein
Sechserl und IOV2 Kreuzer Kupfer gütigst zurückgelassen, welche Summe heurigen
Jahrs beiläufig bezogen wurde.

Ich hatte vor, die obigen 11 Gulden mit den ersten Quartalsgeldern einzuliefern
. Ich werde solche diese Woche noch liefern. Es konnte eher nicht sein,
weil ich den Amtsschreiber als Actuarium zu Criminalverhören verwenden
mußte, auch die Rekrutenstellung viele Zeit hinweggenommen, mithin die erste
Quartalsrechnung nicht eher zu Stande gebracht werden konnte.

In dem untersten Schublädl rechter Hand lagen die Sammlungsgelder. Diese
sind in vielen Gugen eingewickelt gewesen, es waren deren ungefähr 40. In
jeder sind teils 12, 24, teils 30 Kreuzer, in einem einzigen 1 Gulden begriffen.
Auf jedem war die Vogtei, so das Geld geliefert, angemerkt. Diese Schublade
hat der Dieb gänzlich ausgeleert. Die ganze Summe möchte sich bis auf 12 oder
15 Gulden belaufen haben. Diese Gelder konnten nicht eingeschickt werden,
weil noch nicht alle Vogteien ihre Sammlung eingeliefert haben, nachdem für
gar viele verbrandte Städte Ausschreibungen anher gediehen sind.

In dem Kanzleikasten selbst in einem Fach gerade oben des Kästels lagen
14 Gulden 1 Kreuzer. Dieses Geld war ein Drittel der jüngst gegen Johannes
Imhof ab dem Stahlhof wegen Holzausfuhr in die Markgrafschaft erkannten
Strafe per 49 Gulden 20 Kreuzer, welche Strafe erst den Tag vor dem Diebstahl
bezahlt wurde.

Euer Exzellenz und Gnaden werden gnädig zu erkennen geruhen, daß mir
wegen dieses Diebstahls keine Nachlässigkeit zu Schulden kommen möge. Meine
Amtsvorfahren haben zu Zeiten in diesem Kästl mehrere Tausend liegen gehabt
, man hat dergleichen Untaten niemal zu befahren gehabt. Seitdem die
Bohrer- und Baliererprofession in Abgang kommt, hat man hier Ursache auf
der Flui zu sein.

72 Di,. Truhe wurde 1766 für 30 fl. angeschafft (GLA 186/25).

123


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0125