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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0008
damaliger Zeit auch nicht ungewöhnlich, daß eine bereits bestehende Kirche
von einer neuen Stadtgemeinde mitbenutzt wurde. Allerdings handelt es sich
dabei fast immer um Pfarrkirchen älterer Siedlungen, nicht um Klosterkirchen.
Man darf aber vermuten, daß schon im 13. Jahrhundert der Konvent seine
Bedeutung und Macht verloren hatte; die Stadtgründung selbst ist Ausdruck
dieses Zustandes. So muß man annehmen, daß von Anfang an für die Stadtgemeinde
Gottesdienst in der Klosterkirche gehalten wurde und daß der Prior
des Klosters auch die Aufgaben eines Stadtpfarrers übernahm20. Urkunden,
aus denen man diesen Vorgang erschließen könnte, gibt es allerdings für das
13. Jahrhundert noch nicht. Erst nach dem Aussterben der Herren von Üsenberg
(1379) geht aus dem Schirmbrief des Markgrafen Hesso von Plachberg (1388)
hervor, daß die Kirche im Kloster auch Gottesdienst für die Stadtbürger abhielt,
weshalb das Törlein zur Stadt hin stets offen bleiben sollte27. Dann stiftet 1391
die Sulzburger Bürgerin Anna von Schwarzach eine Meßpfründe für einen
Weltgeistlichen an den St.-Katharinen-Altar in der Klosterkirche. Die Messe
konnte auch am St.-Stephans-Altar gelesen werden; wir dürfen für diese Zeit
also mindestens drei bis vier Altäre in der Klosterkirche ansetzen. Nach dem
Tode der Stifterin sollen Meisterin und Konvent, Schultheiß und Rat die Aufsicht
über die Stiftung haben. Das Recht der Besetzung haben zuerst Meisterin
und Konvent, und wenn die Pfründe einen Monat unbesetzt geblieben war,
Schultheiß und Rat2S. Diese Stiftung ist der Anfang der Stadtpfarrei; ihre
Entstehung ist also eng an die Klosterkirche gebunden. Als 1555 nach der Einführung
der Reformation das Kloster aufgehoben wurde, hat man die Klosterkirche
nur noch als Stadtkirche benutzt, bis Markgraf Georg Friedrich von
Baden 1600 bis 1610 eine neue Stadt- und gleichzeitig Schloßkirche innerhalb
der Mauern am Markt erbaute20. Mit der Aufhebung des Klosters, mit dem Bau
der Schloßkirche und vor allem seit dem Bau einer neuen Stadtkirche in den
Jahren 1834 bis 1838 nach Plänen von Heinrich Hübsch80 hat die alte Klosterkirche
immer mehr an Bedeutung verloren, zuletzt diente sie nur noch als Friedhofskirche
.

Diesem Niedergang entspricht eine starke Reduktion des Bauwerkes selbst;
nur wenig deutet auf den alten Rang der Kirche. Sie bietet heute das Bild einer
stattlichen Dorfkirche: ein einfacher hoher Saalbau mit einer Apsis im Osten,
einem Turm mit dem Markgräfler Satteldach im Westen (Abb. 1 bis 3). Zunächst
spricht nichts für eine komplizierte Baugeschichte. So schildert auch
Franz Xaver Kraus den Bau ganz einfach; Apsis und Turm seien romanisch,
das Langhaus gotisch31. Ältere Grabungen hatten zur Baugeschichte nichts bei-

26 Ebda. 25.

27 Ebda. 21.

28 Ebda. 26 f.

29 Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden 5, F. X. Kraus, Die Kunstdenkmäler des Kreises Lörrach,
Tübingen und Leipzig 1901, 155.

50 GLA Karlsruhe 422 no. 1815. Im Jahr 1S2? hatte man sich überlegt, ob die Schloßkirche oder die Klosterkirche
zur Stadtkirche ausgebaut werden solle. Man entschied sich für die Schloßkirche, weil die
Klosterkirche zu feucht war, weil sie am Rand der Stadt lag und weil man bei der versteckten Lage
das Sturmläuten nicht hören könne. Diese Nachteile haben den Bau vor dem Abbruch gerettet. Für die
Schloßkirche entwarf die Bezirksbauinspeetion Lörrach zunächst ein Umbauprojekt, gegen das Heinrich
Hübsch entschieden Stellung nahm. Er ließ dann nach seinen Vorstellungen auf der Oberbaudirection
einen Entwurf für einen Neubau ausarbeiten; nur die Untergeschosse des Turmes wurden beibehalten.
Dieser auf Hübsch selbst zurückgehende Entwurf wurde 1854 der Ausführung durch die Bezirksbauinspeetion
zugrundegelegt. Die Kirche ist ein schönes Beispiel einer klassizistisch-romantischen Kirche;
auch die alte Innenausstattung ist glücklicherweise noch erhalten. Leider ist aber der Bau innen und
außen durch eine neuere geschmacklose Farbgebung verunstaltet.

51 Kraus a. O. 150.

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