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und im Langhaus blieb offenbar ergebnislos, weil hier wieder die Krypta
und ältere Grabungen alles zerstört hatten. Es hätte aber doch näher gelegen,
die Westapsis als Stiftermemorie aufzufassen und die Stiftergräber in oder
vor der Westapsis zu suchen36. Adam hat hier zwar gegraben, es ist aber bis
jetzt unklar, ob der Befund das Vorhandensein von Gräbern an dieser Stelle
ausschließt37.

Über Lage und Gestalt der ottonischen Klostergebäude wissen wir nichts.
Das Fehlen von Türen in den immerhin etwas höher erhaltenen Mauern des
südlichen Seitenschiffs, eine beim Bau des jüngeren Kreuzgangs im Süden
vermauerter Zugang vom Mittelschiff in den Dachraum des südlichen Seitenschiffs
(Abb. 16) und Mauerreste, die auf dem Friedhof nördlich und östlich
der Kirche beim Ausheben der Gräber immer wieder angeschnitten werden,
sprechen dafür, daß man das Kloster im Norden oder im Osten der Kirche
suchen muß. Für die Lage im Osten spräche noch, daß an die Außenmauern
beider Seitenschiffe in der gleichen Flucht nach Osten hin etwas schwächere
Mauern ansetzen.

Einen eigenen Glockenturm kann die Kirche nicht gehabt haben, man muß
annehmen, daß eine Glocke auf einem Dachreiter oder einem Holzgerüst
hing. Die Frage nach einem Atrium bleibt offen.

Die Bauzeit kann sich nicht sehr lang hingezogen haben. Die Ausführung
des Planes ist nicht sehr exakt. Schiefe Winkel, unregelmäßige Raumbreiten
und Llöhen, unregelmäßig anlaufende Mauern, windschiefe Mauer flächen und
der unebene Fußboden sprechen für eine rasche Bauausführung. Die nachlässige
Ausführung charakterisiert den Bau, gibt ihm etwas Rustikales, aber
auch eine eigentümlich lebensvolle Bewegtheit. Vorzüglich ist dagegen die
Mauertechnik an sich. Zwar ist das Mauerwerk der Südwand durch Einbauten
und Ausflickungen bis in die neueste Zeit hinein sehr gestört, aber die Nordseite
zeigt noch klar den alten Bestand (Abb. 17). In den unteren Teilen der
Kirche sind die Ecken und die Arkadenpfeiler aus teilweise recht großen
quadermäßigen Blöcken aufgemauert. An diesen Blöcken läßt sich fast überall
eine Bearbeitung mit dem Spitzeisen oder dem Schlageisen beobachten; die
Fläche hat man offenbar noch nicht benutzt (Abb. 18). Nach oben hin geht
dann das Mauerwerk in niedere, lagerhafte, gleichmäßige Schichten aus
(lachen, nur mit dem LIammer behaltenen Steinen über. Für die Fundamente
hat man große Gerölle aus dem Grundgebirge verwendet. Die großen Blöcke
der Eckquaderungen stammen aus dem oligozänen Küstenkonglomerat der
Vorbergzone, höchstwahrscheinlich vom Küstelberg, das übrige Mauerwerk
aus dem sehr harten grauen Hauptrogenstein vom obersten Bruch am Fohrenberg
oberhalb von Ballrechten. In den oberen Schichten ist dazu Hauptrogenstein
als Geröll aus der Vorbergzone vermauert. Der Mörtel enthält vorwiegend
Schwarzwaldmaterial, das gut abgerollt oder kantengerundet ist.
Wichtig ist hier, daß er auch Material aus Erzgängen enthält, womit bewiesen

36 A. Mann, Doppelchor und Stiftermemorie. Zum kunst- und kultgesdiichtlichen Problem der Wesfehorc,
Westfälische Zeitschrift 111, 1961, 149 ff.

37 Inzwischen stieß Karl List bei Beginn der Bauarbeiten auf eine Bestattung in einem Holzsarg, die genau
in der Mittelachse der Westapsis liegt. Leider war das Grab gestört und von losem Grabungsschutt
überdeckt, so daß vorläufig der Zusammenhang mit den Schichten ungeklärt blieb, lüne genauere Nachuntersuchung
ließen die Bauarbeiten noch nicht zu, sie soll aber bei der Wichtigkeit des Fundes nach
der Sicherung des Turmes nachgeholt werden. Die Lage des Grabes spricht entschieden dafür, daß es
sich um den Stifter der Kirche, also den Comes ßirchtilo, handelt, wenngleich man für ihn eigentlich,
einen Steinsarkophag oder ein ausgemauertes Grab erwartet hätte.

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