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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0013
ist, daß zur Entstehungszeit der Kirche der Erzbau im Sulzburger Tal bereits
länger im Gange war38.

Schwierig oder fast unmöglich ist es, den Bau in die Reihe der uns noch
bekannten Kirchen aus dem 10. oder der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
am Oberrhein einzuordnen. Bergholzzell, Ottmarsheim und Eschau gehören
ganz anderen Bautypen an89. Am ehesten verwandt ist erst im Bodenseeraum
das Langhaus von Reichenau-Oberzell, obwohl es sich hier um eine Säulenbasilika
handelt und die Ostteile ganz anders gestaltet sind40; doch erscheint,
mir die derzeit gültige Deutung dieser Ostteile noch reichlich verworren. Auch
die Pfeilerbasilika ist ja auf der Reichenau durch das Münster von Mittelzell
vertreten41, und auch die benachbarte Katharinenkapelle in Allensbach aus
dem 10. Jahrhundert war eine Pfeilerbasilika42. In diese Reihe gehört noch die
Genesiuskirche in Schienen43.

Dieser anzunehmende Reichenauer Einfluß, der sich wohl auch in der Wandmalerei
ausdrückt, könnte am ehesten durch die zunächst östlich des Schwarzwaldes
verankerten Birchtilonen über das Gebirge nach Sulzburg gekommen
sein und von hier zu der nahen Glöcklehofkapelle in Oberkrozingen44.

Eine Westapsis kommt am Oberrhein nur noch an einem Beispiel, der 1035
geweihten Peterskirche in Lahr-Burgheim und hier offenbar in Verbindung
mit Adelsgräbern, vielleicht sogar auch unter dem Einfluß der Berchtoldinger
zustande45.

Die Pfeilerbasilika wird dann in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
am Oberrhein geradezu heimisch. Altenstadt und Hohatzenheim, Feldbach und
der Dompeter bei Avolsheim gehören hierher; das älteste Beispiel ist die Quer-
schiffbasilika von Eschau46. Außer Eschau weisen diese Bauten alle das sogenannte
unausgebildete Querschiff auf; Westtürme, allerdings teilweise später
aiigefügt, sind bei ihnen fast die Regel. Es lag natürlich nahe, von diesen
Kirchen her auch auf Sulzburg zurückzuschließen und den Turm und ein
unausgebildetes Querschiff für den Gründungsbau zu beanspruchen; die Bauuntersuchung
erwies aber, daß beide Bauteile einem späteren Umbau angehören
.

38 Eine Probe aus einem Pfeiler der Nordwand hat nach Rudolf Metz folgende Zusammensetzung: „Vorwiegend
Schwarzwaldmaterial. Alle Grundgebirgsanteile sind gut abgerollt oder zumindest kantengerundet
. Kies wohl unterhalb der Stadt entnommen, da geringer Anteil an Tertiärgeröllen aus der
Vorbergzone, diese könnten allerdings auch künstlich beigemischt sein. Probe enthält Flußspat, der aus
den Abgängen einer Poche stammen muß. Der hell-weingelbe Flußspat dürfte nach seinem Aussehen
aus der Grube Riester-Himmelsehre stammen." Und eine Probe aus der Ecke zwischen Apsis und Ostwand
: „Schwarzwaldmaterial, natürlich abgerollter Grundgebirgsschutt mit reichlichen Anteilen von
scharfkantig zerschlagenem Material aus Erzgängen und aus gangnahem Nebengestein.

Es muß aiso c]as Material für den Mörtel dieser Probe in der Nähe einer Poche oder Klaubehalde oberhalb
der Sladt entnommen worden sein. Die scharfeckigen Abgänge sind durch Bachtransport nur ganz
gering bestoßen. Charakteristisch sind scharfkantig zerschlagene Gangquarze, scharfeckige Bruchstücke
von Feldspat, Hornstein und reichlich Flußspat. Flußspat, der hier auch in etwas größeren Stücken beigemischt
ist, stammt vorwiegend aus dem Riester-Himmelsehre-Gang. Einige (violette) Stücke kommen
möglicherweise aus dem Krebsgrund.'"

39 R. Kautzsch, Der romanische Kirchenbau im Elsaß, Freiburg 1944, 58 f. (Bergholzzell), 61 ff. (Ottmars-
heim), 35 ff. (Esdiau).

40 J. Hecht, Der romanische Kirchenbau des Bodenseegebietes 1, Basel 1928, 152 ff.

41 E. Reisser, Die frühe Baugeschichte des Munsters zu Reichenau, Berlin i960, 72 ff.

42 K. Hecht, Die ehemalige Kapelle zu Allensbach, Freiburger Diöcesan-Archiv 73, 1953, 5 ff.
45 J. Hecht a. O. 173 ff.

44 H. Gombert, Frühmittelalterliche Wandmalereien in Bad Krozingen, Badische Heimat 50/51, 1950/51,
106 ff. und L. Leonards, Frühe Dorl'kirchen im badischen Oberrheingebiet, Diss. Karlsruhe 1958, 50 ff.
rat. 18 ff.

45 A. Tschira, Ausgrabungen in der Kirche St. Peter in Lahr, Stadtteil Burgheim, Neue Ausgrabungen in
Deutschland, Berlin 1958, 480 u. Beil. 1. Die Gräber 7, IS, 26, 21 in der Westapsis muß man hier wohl
von den Gräbern des 8. Jahrhunderts im Innern des älteren Langhauses doch trennen und als Adels-
graber des 11. Jahrhunderts ansehen.

46 R. Kautzsch a. O. 28 ff. (Altenstädt), 51 ff. (Hohatzenheim), 20 ff. (Feldbach), 14 ff. (Dompeter). ■

II


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