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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0014
Krypta und Hochchor

Dem Fehlen einer Nonnenempore sollte der Einbau eines Hochchores abhelfen
(Abb. 19). In der Ostapsis und in dem herausragenden Ostteil des Langhauses
wurde der Kirchenboden um etwa zwei Meter gehoben und unter dem
Hochchor eine um etwa einen Meter gegen das Kirchenschiff abgesenkte Krypta
angeordnet47. Ernst Adam hat richtig beobachtet, daß die Krypta nachträglich
eingebaut wurde48 und daß mit diesem Einbau eine Querin au er mit Mittel türe
zwischen den mittleren Pfeilern des Langhauses durch eine neu verlegte, höhere
Estrichschicht zusammenhängt49. Eine Fortsetzung dieser Quermauer in die
Seitenschiffe hinein konnte nicht festgestellt werden. So ist es das Wahrscheinlichste
, daß man schon damals auch die zwei östlichen Arkaden gegen die Seitenschiffe
hin bis zu einer gewissen Höhe abmauerte und so eine geschlossene
Nonnenkirche schuf, was für die spätere Umgestaltung der Kirche von Bedeutung
wurde.

Die Krypta folgt in ihrer Gestaltung dem Grundriß der Ostpartie der
Kirche, so daß zunächst der Eindruck einer Ringkrypta entsteht (Abb. 20 bis 23).
Das Gewölbe besteht aber aus sich rechtwinklig verschneidenden Tonnen, die
dann erst zur Rundung der Apsis hin verschliffen werden. Eine ungefähr unter
dem Triumphbogen stehende Säule aus dem oligozänen Konglomerat des Kastelberges
trägt die Tonnen, die im übrigen auf der Apsiswand aufliegen, wo
vorher entsprechende Auflager ausgehauen worden waren. Quer vor diesem
Ostteil der Krypta legt sich dann im Langhaus noch eine gerade Tonne von
2,5 Meter Spannweite. Mit ihr verschneiden sich die zwei Längstonnen des Ostteils
in abgerundeten Kappen. Die Ostteile erhielten ihr Licht durch zwei Öffnungen
; im Scheitel der Apsis sitzt eine Rundbogennische, deren Überwölbung
wieder als Kappe in das Gewölbe der Krypta einschneidet. In dieser Nische
saß sicher kein Fenster. Spuren eines Ausbruches, der dann nachträglich wieder
geschlossen wurde, gehören wohl erst dem 19. Jahrhundert an. Zwei kleinere
und niedrigere Fenster sitzen auf den Seiten der Apsis, auch ihre Überwölbung
verschneidet sich mit den Tonnen des Kryptengewölbes. Die Anordnung der
Fenster und einer Nische im Scheitel spricht dafür, daß vor der Nische wohl
ein Altar angesetzt werden darf.

Die beiden Zugänge zur Krypta liegen im Westen unmittelbar an den
Mittelschiff wänden; sie sind mit kleinen Tonnen überwölbt, die sich mit der
großen Quertonne überschneiden. Neben diesen Zugängen führen vom Langhaus
zwei steile Treppen, die unmittelbar auf der Tonne aufsitzen, auf den
ldochchor. Vorgesetzte Wangen dienen den Treppen als seitliche Begrenzungen
und gleichzeitig dem Kryptengewölbe als Widerlager. Das Mittelstück der
westlichen Kryptenwand ist durch einen späten Durchbruch stark verändert,
doch beweisen Putzanschlüsse an den Treppenwangen, daß hier eine durchlaufende
Wand anschloß. Ob diese Wand durchbrochen war, läßt sich aus dem
Mauerbefnnd nicht mehr ablesen. Daß man aber keine Mitteltreppe anordnete

47 Nonnenemporen über Krypten sind in St. Cäcilien in Köln (Bau III, Mitte d. 10. Jh.) und St. Georg in
Prag (Bau II, nach 973) überliefert. A. Mann a. O. 1S9 u. 257.

48 Das hatte offenbar schon F. X. Kraus (a. O. 153) festgestellt, ohne eine exakte Datierung geben zu
können; er spricht nur von einer „späten Zeit". In der Krypta ist in mittlerer Höhe an den Wanden
noch deutlich der alte Fundanientvorsprimg und das Abreißen des alten Innenputzes zu verfolgen. Der
Innenputz läuft auch im Langhaus hinter den Gewölbeanschlüssen glatt durch. Der iillcste Fußboden
reicht bis unter die Treppen zum Hochchor, während der jüngere Kalkestrich an die untersten Treppenstufen
anstößt.

49 E. Adam, Kunstchronik 13, 1960, 272.

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