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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0015
und im Gegenteil die Treppen in der Mitte unterbrach, daß man umgekehrt in
der Krypta selbst an der entsprechenden Stelle eine breite Nische aussparte
und ins Gewölbe einschneiden ließ, das spricht alles dafür, daß man auch hier
eine Öffnung zwischen Krypta und Langhaus anordnen muß.

Die Wände und Gewölbe der Krypta tragen mindestens vier Putz- oder
Malschichten. Die oberste Malschicht gehört dem Barock an; grüne Blattranken
und role Räumungen bestimmen das Bild dieser Malerei, die in ihrer bewegten
Linienführung und ihrem heiteren Farbklang den dämmerigen Raum stark
aufgehelH haben muß. Unter dieser Schlicht und von ihr offenbar geschont,
liegen figürliche Malereien, wohl des 16. Jahrhunderts, darunter Reste von
ornamentalen und offenbar auch figürlichen romanischen Malereien, deren
Unterputz auf den aufgepickten Resten des ottonischen Putzes, der ja noch
zum Langhaus gehörte, unmittelbar aufsitzt. Diese romanischen Malereien gehören
in die Bauzeit der Krypta; ein endgültiges Urteil wird sich aber erst
nach der geplanten Reinigung der Fresken abgeben lassen.

Der Fußboden der Krypta bestand wieder aus einem einfachen grauen
Kalkestrich, dessen Reste noch in Anschlüssen an die Wand in der Apsis erhalten
sind. Die Gewölbe bestehen aus dem Hauptrogenstein der Vorbergzone,
in den unteren Wandpartien ist das Wackenmauerwerk der ottonischen Fundamente
sichtbar; es war vielleicht ursprünglich durch eine auf gemauerte Bank
verdeckt.

Der obere Abschluß der Kryptenwand zum Langhaus hin kann nur ganz
hypothetisch rekonstruiert werden. Es ist sicher, daß diese Wand sich noch über
das Bodenniveau des Hochchores nach oben hin fortsetzte; hinter der Abbruch -
kante liegt noch eine Mörtelschicht, die selbst schon einige Zentimeter über dem
grauen Estrichboden des LTochchores liegt und in der sich noch die Steine des
weiter aufgehenden Mauerwerks abdrücken. Auch die Malerei der Vorderwand
muß noch weiter nach oben ergänzt werden. Die erhaltenen Reste zeigen Spuren
roter und gelber Streifen, offenbar Gurte und Gesimse darstellend, und darüber
Fragmente figürlicher Darstellungen, von denen aber nur geringe Reste
der unteren Partien erhalten sind. Man möchte annehmen, daß hier eine etwa
zwei Meter hohe Schranke auf gemauert war, die den Hochchor zum Schiff hin
begrenzte, und daß über den zwei Treppen rundbogige Öffnungen in diese
Schranken einschnitten; hierfür sprechen auch Ansätze einer die Öffnungen
rahmenden roten Bemalung in Mauerbreite auf den Treppenwangen. Vielleicht
waren zwischen und neben diesen Öffnungen noch Fenster angeordnet, doch
fehlen hier alle Anhaltspunkte.

Im llochchor sind heute die Spuren von zwei aufeinanderfolgenden Altären
sichtbar (Abb. 24), dazu gehören zwei Wandnischen in der Apsis. Beide Altäre
gehören aber nicht zu dem ursprünglichen Bestand des Hochchores; für die
{ ntermauerung des unteren Altares ist nachträglich und roh der originale
Estrichboden durchschlagen worden. So steht einer Deutung des Hochchores als
Nonnenempore nichts entgegen, und man muß annehmen, daß der neue Altar
im Mittelschiff' vor der Krypta stand, an einer Stelle, die durch die älteren
Grabungen gestört ist. wo aber bis zuletzt der Altar der Kirche gestanden hat.

Der Einbau von Krypta. Hochchor und Schrankenmauer im Mittelschiff
spricht für eine fortgeschrittene Auffassung in der Differenzierung des Kirchenraumes
. Bei aller Schlichtheit im Formalen zeugen doch die kunstvollen
Verschränkungen der Gewölbe in der Krypta, die geistreiche Konstruktion und
die rhythmische Gliederung der Kryptenwand zum Langhaus hin für ein ent-

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