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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0017
Rollschichten; sie kommen am Gründungsbau überhaupt nicht vor. Das Mauerwerk
besteht hier hauptsächlich aus gespaltenem Geröll aus dem alt-tertiären
Konglomerat des Kastelbergs.

Im Verband mit diesem unruhigen Mauerwerk stehen die zwei Fenster in den
Zwickeln über dem Triumphbogen. Sie durchschlagen im Innern den Mäander-
(i ies, gehören also eindeutig einem Umbau an. In der Technik und der Ausbildung
der Fensterbank und der Schrägen weichen sie deutlich von den ottoni-
schen Obergadenfenstern ab. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß hier überhaupt
schon vorher Fenster, etwa kleinere kreisrunde Öffnungen saßen, weil zwischen
der unteren Grenze des Mäanders im Innern und einem höheren Dachansatz
, den man für die Apsis bei einer flacheren Dachneigung fordern muß,
kein Raum mehr für eine Öffnung bleibt. Derartige Fenster über den Triumphbögen
gelten im allgemeinen als ein sehr altertümliches Motiv. Im Mittelmeerraum
sind sie, besonders an Emporenbasiliken, schon im 7. lahrhundert ganz
geläufig52. Auf deutschem Boden tauchen diese Oculi zuerst an der Einhardsbasilika
bei Steinbach im 9. lahrhundert auf. Im 11. und besonders im 12. Jahrhundert
sind sie offensichtlich in Italien53, in Frankreich54 und vor allem in
Deutschland55 weit verbreitet. An den späteren gewölbten Kirchen des Rheinlandes
werden diese Fenster von innen her durch die Gewölbe verdeckt, sie
gehören aber bis ins 13. Jahrhundert hinein zum festen Bestand der Außenansicht5
". Das jüngste Beispiel solcher auch von innen offenen Fenster über dem
Triumphbogen ist in der 1275 geweihten Salvatorkirche in Essen-Werden erhalten57
. Damit ist also das Motiv in Deutschland noch im letzten Drittel des
15. Jahrhunderts möglich.

52 Rom, S. Giovanni a Porta Laiina, 6. Jh. (R. Krautheimer, Corpus Basiiicarum Christiauarum Romac,
Cittä dcl Vaticano 1957, 508, fig. 165, tav. 40; F. W. Deichmann, Frühchristliche Kirchen in Rom, Basel
1948, 86, Abb. 62); Rom, San Lorenzo fuori le mura, 7. Jh. (Deichmann a. O. Abb. 66); Rom, Sauf Agnese
f. L. m., 7. Jh. (Krautheimer a. O. 25, tav. 6); Rom, San Venanzo am Lateransbaptisterium, 7. Jh. (O. Wulff,
Altchristliche und byzantinische Kunst 2, Berlin-Ncubabclsbcrg 1914, 445, Abb. 578. Die Fenster wohl
nachträglich vermauert.); Thessaloniki, Hag. Demetrios, 7. Jh. (G. u. M. Sotiriou, I Vasiliki ton Ajiou
Dimitriou Thessalonikis, Athen 1952. Abb. 28, 58); Thessaloniki, Flag. Paraskcvi (A.Orlandos, Vasiliki,
Athen 1952, 219, 452).

55 Ficsolc, Dom (P. Frank], Die Baukunst des Mittelalters, Bcrlin-Neubabelsberg 1918, 120, Abb. 169); Pisa,
S. Pietro in Grado, 11. Jh. (M. Salmi. Romanische Kirchen in der Toskana, Nürnberg 1961, 16, Taf. 42);
Pisa, Dom, 12./15. Jh. (P. Frankl a. O. 126 f. Abb. 175); Caprona, 2. H. 12. Jh. (Salmi a. O. 16, Taf. 41);
Civate, San Pietro al Monte, 2. H. 11. Jh. (G. T. Rivoira. Lombardic Architecture, Oxford 1955, 199,
Abb. 255, G. Bognetti u. C. Marcora, L'Abbazia Benedettina di Civate, Civate 1957, 84 ff. Abb. 25).

54 Paray-le-Monial, 12. Jh. (R. de Lasteyrie, L'architecture religieusc cn France a l'epoque Romane 2, Paris
1929, 559).

55 Steinbach, 827 (O.Müller, Die Einhaltsbasilika zu Steinbach im Odenwald, Seligenstadt 1957, 14, 52);
Feldbach, um 1070 (Kautzsch a. O. 155, Abb. 55 f.): Kriel bei Köln (Renard, Berichte der Provinzial-
kommission für Denkmalpflege in der Rheinprovinz, 11, 1906, 12 ff. und A. "Verbeek, Kölner Kirchen,
Köln 1959, 65, Abb. 78): Gurk. Dom. 1140—1200 (K. Ginhart u. B. Grimschitz, Der Dom zu Gurk, Wien
1950, 257, Abb. 9, 11); Niederlahnstein, St. Johann, Mitte d. 12. Jh. (Bau- u. Kstdenkm. d. Reg.-Bez. Wiesbaden
5, F. Luthmer, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Unterwesterwald usw. Frankfurt 1914,
69 ff.); Bad Ems, St. Martin, 12. Jh. (Bau- n. Kstdenkm. d. Reg.-Bez. Wiesbaden 5, F. Luthmer, Die Bau-
und Kunstdenkmäler des Lahngebietes, Frankfurt 1907, 198 f.); Dietkirchen. St. Lubentius, 1. IL 12. Jh.
(Ebda. 157 ff. und F. Ostendorf, Die Deutsche Baukunst im Mittelalter, Berlin 1922. Abb. 162): Kroppach
bei Hachenburg, Pfarrkirche, 1. H. 15. Jh. (Bau- und Kstdenkm. d. Reg.-Bez. Wiesbaden 4, F. Luthmer,
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Biedenkopf usw. Frankfurt 1910. 115 f. und Dehio-Gall. Hb.
d. dt. Kunstdenkmäler, Südliches Hessen, München-Berlin 1950. 220): Jerichow, nach 1200 (W. Burmeister,
Norddeutsche Backsteindome, Berlin 1930, Abb. 1, und R. Hamann. Deutsche und Französische Kunst
im Mittelalter 2, Die Baugcschiehtc der Klosterkirche zu Lehnin und die normannische Invasion in der
Deutschen Architektur des 13. Jahrhunderts, Marburg 1925, 9 ff. Abb. 10).

56 Brenz. St. Gallus, Auf. 13. Jh. (Kst.- u. Altertdcnkm. i. Kgr. Württemberg, E. Gradmann. Jagstkreis I,
Eßlingen 1907. Oberamt Heidenheim, 83 ff.): Köln. Grofi-St. Martin, gew. 1172 (W. Mever-Barkhausen,

Das grolle Jahrhundert kölnischer Baukunst 1150 bis 1250, Köln 1952, 1 ff. Abb. 1); Köln. St. Aposteln,
nach Brand 1192 (Ebda. 1 ff.Abb.il); Andernach. Liebhaucn. n. 1198 beg. (P. Klein. Die Andernacher
Bauhütte. Bonn 1952, 18, 27): Neuss, St. Quirinus, beg. 1209 (Meyer-Barkhausen a. O. 47 ff. Abb. 54);

Gerresheim, Stiftskirche, gew. 1256 (Ebda. 102, Abb. 148).

57 Essen-Werden, St. Salvator, gew. 1275 (Ebda. 109, Abb. 172).

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