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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0018
In diese Zeitspanne kommt man aber bei der Betrachtung des Turmes
(Abb. 26). Auch hier unterscheidet sich das Mauerwerk schon durch das Material
, hauptsächlich wieder der gelbe Hauptrogenstein aus dem Geröll des
Kastelbergs, deutlich von dem grauen Material der ottonischen Bauteile. Hier
sind die Gerölle sogar häufig in ihrer natürlichen Form vermauert. In den
unteren Mauerteilen fehlen die Eckquaderungen, die ja für den Gründungsbau
bezeichnend sind (Abb. 27). Dann setzen aber auch hier, besonders in größerer
Höhe, überall die grätigen Rollschichten ein, sie sind sogar noch über den spä-
testromanischen Schallarkaden deutlich zu beobachten. Der Ansatz einer Blendnische
über den Schallarkaden der Westseite ist in dieses Mauerwerk eingebunden
(Abb. 28). Der Turm ist also vom Boden bis zum Dachfuß einheitlich und
in einem Zuge entstanden. Nur die aus Backsteinen aufgemauerten Giebel sind
einer späteren Zeit, wohl dem Umbau von 1510, zuzuweisen. Der Rest der
Blendnische spricht dafür, daß die Giebel zuerst auf der West- und Ostseite
des Turmes saßen und daß die Blendnische den Westgiebel gliederte. Für die
Datierung des Turmes und des nach der ähnlichen Technik der gleichen Bauperiode
angehörenden Ostgiebels ist die Datierung der Schallarkaden bindend.
Die einfach abgesetzten Arkaden der Schmalseiten können dabei zur Datierung
nichts beitragen. Um so eindeutiger lassen sich die drei gekuppelten Öffnungen
der Westseite bestimmen. Die Fenster sind auch hier zurückgesetzt, über den
Mittelstützen sitzen die Archivollen auf Konsolsteinen auf; der Sichelbogen an
der nördlichen Arkade ist eine späte Erneuerung aus Backsteinen, wahrscheinlich
ist gleichzeitig auch die zugehörige Stütze, die sich von der südlichen durch
einen höheren Ansatz der Abfasung unterscheidet, erneuert worden. Beide
Stützen sind achteckig abgefast, unmittelbar auf ihnen sitzen die steil auskragenden
Kämpfersteine auf. Die ganze Wand ist sehr weit geöffnet. Vergleicht
man den Turm als Ganzes mit elsässischen oder rechtsrheinischen Türmen
der Romanik58, so fällt auf, daß diese älteren Türme in ihrem tektonischen
Aufbau sehr viel fester, daß besonders auch die Türme des 12. Jahrhunderts
immer sehr gedrungen sind, und daß der Turm in Sulzburg sich durch seine
Schlankheit und tektonische Unbestimmtheit von ihnen wesentlich unterscheidet
. Die Schallarkaden sind immer schmal und eng zusammengefaßt, und sie
zeigen überall die klassische romanische Form der Säule mit Basis, Rundschaft,
Würfelkapitell und ausladenden Kämpfersteinen. Wenn die Arkaden in Sulzburg
natürlich auch auf diesem Schema aufbauen, so ist hier doch der romanische
Formenkanon aufgegeben zugunsten einer weiten Öffnung der Wand; hier
ist gotisches Empfinden wirksam.

Dann fehlt auch die für die romanischen Kirchtürme am Oberrhein bezeichnende
, mit einer Tonne oder einem grätigen Kreuzgewölbe überwölbte und
nach außen offene Vorhalle. Statt dessen ist das Untergeschoß des Turmes zum
Kirchenraum gezogen und mit einer hölzernen Empore überbaut.

Aus der Mauertechnik selbst läßt sich natürlich ein absolutes Datum nur
schwer gewinnen. Die unruhige Fügung und besonders die Schräglagen in den
Rollschichten sind weitgehend durch das unregelmäßig aus Gerollen zugeschlagene
Steinmaterial bestimmt. Mit allem Vorbehalt sei aber vermutet, daß am
Oberrhein die Rollsteinschichten erst um 1100 in das bis dahin kleinsteinige
lagerhafte Hausteinmauerwerk eindringen und auch da zunächst noch sehr

58 Die wichtigsten elsässischen Türme sind zusammengestellt bei R. Kautzsch a. O. 66 ff., die oberbadisclien
bei L. Leonards a. O.

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