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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0019
sparsam verwendet werden. Ein frühes Beispiel wäre etwa der Bergfried der
Burg Hohenbaden, der um 1100 entstanden sein muß oder auch das Mauerwerk
der romanischen Kirche in Lahr-Burgheim.

Die aus Stuck50 modellierte Gruppe eines segnenden Christus mit knienden
Stiftern, die um 1300 zu setzen ist und heute in einer Nische über dem Turmportal
vermauert ist, kann zur Datierung des Turmes nicht herangezogen werden
(Abb. 29). Sie sitzt nicht mehr im ursprünglichen Verband; die Stifterfiguren
sind schräg nach innen gedreht, während sie ursprünglich frontal blickten
, der ganze Aufbau hatte sich ursprünglich also breiter entwickelt. Zwar
sitzt hier, bei der Neuaufstellung der Gruppe durchstoßen, eine vermauerte
Rundbogennische, die auf dem heute fehlenden waagerechten Sturz des im
wesentlichen noch in der Vermauerung erhaltenen romanischen Hauptportals
aufsaß, aber diese Nische ist zu nieder und mit 35 cm auch nicht tief genug,
um die Gruppe aufzunehmen (Abb. 30). So kann diese doch wohl nur aus dem
KLosterbau stammen. Ein dreieckiger Ansatz über dem Nimbus der Christusfigur
beweist, daß die Gruppe zuerst in einer spitzbogigen Nische saß, die man
vielleicht über dem Klosterportal ansetzen darf. Von dort kam sie wohl erst,
nach dem Klosterbrand von 1769 an die heutige Stelle, wofür auch die starken
Beschädigungen sprechen würden.

Das spitzbogige Turmportal, das heute vor dem alten romanischen Portal
sitzt und nur wenig in die alten Laibungen eingreift, ist wohl erst im 19. Jahrhundert
nach dem Abbruch des 1827 noch bestehenden Vorhauses an diese Stelle
gesetzt worden. Auch dieses Portal, das ganz mit den Portalen der Kirchen in
Britzingen und St. Ilgen übereingeht, muß noch aus dem Klosterbau des 13.
J a h rhun derts stammen.

Wenn man die 1309 geweihte Michaelskapelle im Emporengeschoß des Turmes
ansetzen könnte, so würde dieses Datum die Vollendung des Turmes festlegen
. Ein solcher Ansatz ist aber doch für die Formen der Schallarkaden zu
spät, man müßte in dieser Zeit hier unbedingt Spitzbogen fordern. Die Aufsteilung
eines Michaelsaltares wäre auf der Empore auch gar nicht möglich.
Eine Wandnische hinter dem Tympanon des Hauptportals wäre wieder zu
nieder und nicht tief genug. Außerdem zeigen die Putzreste unter dem Portalbogen
, daß hier nie eine Nische saß. Die Michaelskapelle muß man also in den

59 Nach R.Metz enthält der Stuck „Schwarzwaldmaterial; natürlich abgerollter Feinkies. Hoher Anteil
künstlich zerkleinerten Kieses mit beigemischtem Ziegelkleinschlag. Sand offenbar unterhalb der Stadt
entnommen, da Anteile an Deckgebirge vorhanden (Doggergeröllchen aus den Tertiärkonglomeraten der
Vorbergzone). In der Probe fand sich kein Material aus Erzgängen." Der Mörtel des Turmes besteht aus
„Grundgebirgsmaterial aus dem Schwarzwald. Grobsand und Kies unterschiedlicher Körnung. Holzkohle
aus dem Mörtelkalk. Die Probe enthält reichlich Flußspatabgänge von einer Erzpoche. Die Flußspat-
Spaltstücke stammen Iiier zweifelsfrei von künstlich zerschlagenem Spat, der danach bei seinem kurzen
Transport im Bach etwas kantengerundet wurde. Flußspat aus dem Riester-Himmelsehre-Gang. Entnahme
unterhalb der Stadt oder geringe Zumischung von Kies, der unterhalb entnommen wurde." Eine
etwas andere Zusammensetzung hatten zwei Mörtelproben aus den Ausmauerungen des dritten und des
zueilen Bogens der Nordwand: „Schwarzwaldkies aus dem Fliederbachtal oder Sulzbachtal, jedenfalls
oberhalb der Stadt entnommen. Kein Material aus Erzgängen, was für eine Entnahme aus dem Schwemm-
fächer des Fliederbachs vor dessen Einmündung in den Sulzbach spricht." Und: „Schwarzwaldkies, unterschiedliche
Korngröße. Im Grobsand einige vereinzelte Körnchen von Flußspat, der jedoch aus der natürlichen
Verwitterung und Abtragung aus einem natürlich zu Tage anstehenden Erzgang mit Flußspat
stammen kann." Es bestehen also gewisse Unterschiede unter den Mörtelproben, die man aber nicht
überschätzen darf. Man konnte ja in der gleichen Bauzeit Sand an verschiedenen Stellen holen und in
verschiedenen Bauzeiten den Sand von der gleichen Stelle. Das Mischungsverhältnis ist von vielen Zuallen
abhängig. Gewiß ist der Mörtel ein Element eines Bauwerks, das nicht von vornherein unbeachtet
bleiben soll, als einziges Element, nach dem man Bauperioden scheiden und bestimmen könnte, ist aber
die Mortelanalyse unbrauchbar; die Beobachtung von Baufugen, Steinmaterial und Steinbearbeitung und
besonders des Baugefüges und der Bauformen sind stets wichtiger, mag auch die Mörtelanalyse den
Eindruck größerer naturwissenschaftlicher Präzision hervorrufen. Diese Präzision erfaßt ja auch immer
nur die einzelne Probe, also ein ganz geringes Bruchstück aus der Gesamtmasse. Mit anderen Beobachtungen
zusammen kann aber der Mörtel durchaus ein wichtiges Hilfsmittel bei einer Bauuntersuehung
bieten.

2 Schau-ins-Land

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