Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0020
Klostergebäuden suchen, am ehesten über dem Klostertor. Die Weihe der Kapelle
mag dann die Vollendung des Klosters bezeugen.

Die Vollendung des Turmes dagegen wäre noch ins 13. Jahrhundert zu
setzen. Bestimmte Züge, die uns am Turm zunächst altertümlich erscheinen,
lösen sich bei näherer Betrachtung auf; es sind einfach Züge einer ländlichen
Kunst, die sich durch größere Beharrung von der hohen Kunst der Straßburger
Hütte, der ja der in seinen Anfängen gleichzeitige Freiburger Münsterturm
angehört, ganz deutlich unterscheidet.

Die Frage nach dem Alter der beiden weiten, zunächst für ottonisch angesehenen
Arkaden im Westen des Mittelschiffs war neu zu stellen, nachdem
Karl List auf den Bogensteinen beider Arkaden Zangenlöcher, Steinmetzzeichen
und eine sehr regelmäßige Bearbeitung mit der Fläche beobachtet hatte (Abb.
51 und 52). Damit müssen die beiden Arkaden aus dem ottonischen Bestand
ausscheiden. Die Fläche ist an den ottonischen Bauteilen noch nicht festzustellen.
Die Zange wird in Deutschland erst seit etwa 1200 benutzt00. Die Steinmetzzeichen
, soweit datierende Formen unter ihnen sind, nähern sich bereits dem
frühgotischen Typus; unter dem bekannten Vergleichsmaterial entsprechen sie
am meisten den Steinmetzzeichen am gotischen Chor der nahen Kirche von
St. Ilgen. Vier dieser Zeichen entsprechen einander an beiden Kirchen sogar
ganz genau, eines wiederholt sich sogar in Sulzburg selbst an einem der in der
Vermauerung der nördlichen Arkade eingesetzten frühgotischen Lanzettfenster,
das aus den Klostergebäuden stammen muß. Dem Typus nach haben diese
Steinmetzzeichen klare Beziehungen zu den Zeichen an der Stiftskirche zu Lahr,
die bald nach 1259 entstand. Auch hier ist also eine Datierung in das letzte
Drittel des 15. Jahrhunderts gegeben. Die Bögen müssen aus statischen Gründen
jünger sein als der Turm, der ja als Widerlager für den durch sie entstehenden
Schub dienen mußte.

Nun könnte immer noch vermutet werden, daß diesen frühgotischen Bögen
schon ottonische Arkaden gleicher oder ähnlicher Form und Größe vorausgingen
. Dagegen spricht aber alles, was am Bau selbst zu beobachten ist. Das
Auflager des nördlichen Arkadenbogens ist beträchtlich in den in seinen unteren
Schichten noch vollständig erhaltenen ottonischen Pfeiler eingeschnitten
(Abb. 55). Überhaupt sind die neuen Bögen roh in das alte Mauerwerk eingebrochen
(Abb. 54), sie überschneiden die Deckenlinie der alten Seitenschiffe.
Gleichzeitig erkennt man auch, daß die alten Arkadenpfeiler ursprünglich ganz
symmetrisch gemauert waren, daß sich die kleineren ottonischen Arkaden also
gleichmäßig nach Westen hin fortgesetzt hatten. Genau zwei derartige Arkaden
und ein Zwischenpfeiler lassen sich unter den großen Bögen einfügen.

Von der Entstehung dieser großen Bögen formal nicht zu trennen ist eine
Rundbogennische in der Vermauerung der östlich benachbarten Arkade der
Nordwand (Abb. 55). Ein Quader der Nischenbank trägt wieder Reste eines
Steinmetzzeichens, das gekehlte Kämpferprofil gehört ebenfalls ins 15. Jahrhundert
, wo es ganz gemein ist und etwa in Sulzburg selbst am Untertor und
auch an der frühgotischen Kirche im nahen Döttingen vorkommt. Die Nische
ist wohl als Rest eines Heiligen Grabes oder eines Grabmals zu erklären.

Da diese Nische in der Vermauerung der Arkade sitzt, da diese Vermauerung
auch wieder eine statische Funktion hat und den Schub der großen Bögen

60 K. Friederich, Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jahrhundert, Augsburg
1932, 12.

18


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0020