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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0025
gleichzeitig ein Gewinn; denn ohne das Gestühl wird der Raum in seiner ganzen
Größe wieder frei. Die einfachste Lösung wäre nun die Wiederherstellung
der Saalkirche von 1510, wobei allerdings die ottonischen Arkaden wieder unter
dem Putz verschwinden müßten. Gegen eine solche Planung spricht, daß man
damit schon eine Reduktion des ursprünglichen Bauwerkes wiederherstellen
würde und daß wenig von dessen alten und ursprünglichen Rang sichtbar
bliebe. Zudem würde die Farbigkeit der Wände und der Reichtum der übrigen
Ausstattung, die man doch für den Kirchenraum von 1510 annehmen darf, nur
noch in einigen Bruchstücken zur Wirkung kommen. So liegt es doch am nächsten
, eine Wiederherstellung des ottonischen Zustandes anzustreben. Solch einen
historischen Wiederaufbau kann ein Denkmalpfleger natürlich nur ins Auge
fassen, wenn die originale Gestalt eines Bauwerkes ganz geklärt ist, wenn man
dabei nicht große und wichtige, historisch gewordene Bestände zerstören muß
und wenn vor allem auch etwas Wesentliches dabei gewonnen werden kann.

So müßte also von vornherein auf den Wiederaufbau der ottonischen AVest-
apsis verzichtet werden, weil man ja den Turm des 13. Jahrhunderts nicht abbrechen
kann. Auch eine Wiederherstellung der Innenschale der Westapsis, die
ja technisch möglich wäre, ginge doch zu weit, besonders arich, weil man dann
auf die Westempore und den heutigen Haupteingang verzichten müßte. Der
Wiederaufbau der Seitenschiffe wäre dagegen möglich und notwendig. Ihre
Form und Dimension ist geklärt, die Gestaltung der nicht überlieferten Fenster
und der Decke stellt keine unlösbaren Probleme. Der Gewinn für den Gesamteindruck
wäre aber außerordentlich. Der alte Bau lebte als Kunstwerk
ganz wesentlich vom Element der Dreischiffigkeit und von der Abstufung und
der Differenzierung aller Teile untereinander. Auch der alte ottonische Raumeindruck
wäre wiedergewonnen, und durch die Seitenschiffe würde der benutzbare
Raum fast verdoppelt. Das würde bedeuten, daß an hohen Festtagen die
Kirche wieder die ganze Gemeinde aufnehmen könnte, und das wiederum
brächte mit sich, daß sie auch sorglicher gepflegt würde, als in den letzten hundert
Jahren. Diesem klaren Gewinn steht kein wesentlicher Verlust gegenüber.
Natürlich müßten die Vermauerungen aus den Arkaden entfernt werden, wobei
man die in diesen Vermauerungen steckenden alten Türgewände wieder beim
Aufbau der Seitenschiffe verwenden könnte. Das Bild eines heiligen Bischofs
auf der Vermauerung der südlichen Westarkade müßte abgelöst und nicht zu
weit von der alten Stelle wieder in die Wand eingesetzt werden.

Nur ein größerer Eingriff in historisch Gewordenes wäre notwendig: die
beiden frühgotischen Westarkaden müßten durch je zwei kleinere Arkaden der
ottonischen Form ersetzt werden. Dabei bliebe im übrigen die Substanz der
Bö gen im Mauerwerk erhalten und in den Seitenschiffen auch sichtbar. Dem
Vorschlag, die beiden Bögen in voller Größe zu öffnen, wofür vor allem Karl
Gruber nachhaltig eintrat, stehen doch schwere Bedenken gegenüber. Rein
technisch sind die beiden Bögen gar nicht ohne weiteres zu öffnen; im Westen
sind die Widerlager zu schwach, seitdem hier der Mauerverband durch den Abbruch
der Seitenschiffgiebel zerstört ist. Ähnlich würde es auch an den östlichen
Pfeilern sein, wenn die Vermauerung der anschließenden Arkaden herausgerissen
wird. Man würde also über den Bögen einen schweren Stahlbetonanker
einziehen und im Westen Stützpfeiler errichten müssen. Noch schlimmer wären
aber die rein architektonischen Konsequenzen. Das unausgewogene Nebeneinander
der weiten frühgotischen Bögen und der kleinen ottonischen Arkaden
wäre künstlerisch unbefriedigend, die klare Abstufung der Bogenweiten im

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