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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0045
dem Investiturstreit von den Zähringern scharf bekämpft und an mehreren
Plätzen ihres Besitzes beraubt worden waren. Seit damals habe St. Gallen
mit wenigen Ausnahmen bei uns ausgespielt. Damit habe aber auch der
Heilige selbst an Ansehen verloren, so daß bei uns eine spätmittelalterliche
Weihe einer Kirche auf seinen Namen undenkbar sei. Nun muß ja die Haslacher
Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts - - 1261 indirekt erstmals urkundlich
erwähnt - - schon einen Kirchenpatron gehabt haben. Setzen wir 1076/80 als
Höhepunkt des Investiturstreites an, dann müßte St. Gallus schon vor diesem
Datum der Haslacher Kirchenheilige gewesen sein. Dies würde uns für das
Alter der Haslacher Pfarrkirche weit vor 1261, ja noch vor 1076 verweisen.
Könnte aber dann unsere Kirche nicht überhaupt eine Gründung dieses bedeutsamen
Klosters selbst sein? - - Wir möchten diese Frage bejahen, indem
wir die Plypothese aufstellen: Jener Grundbesitz in Haslach, den 786 der Edle
Heimo und dessen Tochter Swanahilt dem Kloster St. Gallen übereigneten, hat
diesem Kloster irgendwann, aber vor 1076, zur Erbauung einer natürlich dem
heiligen Gallus geweihten Kirche und zur Ausstattung der Pfarrpfründe gedient
. Dies würde auch erklären, weshalb in keiner späteren Urkunde mehr
in Plaslach St. Galler Besitz genannt wird. Der reiche Heimo hat übrigens in
der gleichen Urkunde neben Schenkungen in Mengen und Uffhausen auch
seinen Besitz und die Kirche in Merzhausen dem Kloster St. Gallen übereignet
. Wenn auch diese 786 erwähnte Merzhauser Kirche nicht mehr steht,
so ist doch beachtenswert, daß Merzhausen durch die ganzen Jahrhunderte
hindurch bis zum heutigen Tag den heiligen Gallus als seinen Kirchenpatron
bewahrt hat. Hier ist wie in Kirchzarten eine sehr alte Tradition erhalten,
die vor die Gründungszeit jener Stadt hinweist, die die Metropole des Breisgaus
geworden ist. Wie Eckpfeiler umstanden also einst die St.-Gallus-Kirchen
von Kirchzarteu, Merzhausen und Haslach den Raum, in dem die Zähringerstadt
Freiburg erbaut wurde und von wo aus sie sich in neuerer Zeit weit
ausgedehnt und 1890 auch den Haslacher Bann in sich aufgenommen hat. Mit
dieser Plypothese dürfen wir wohl behaupten, daß St. Gallus alter Patron von
Haslach ist. Es ist keineswegs verwunderlich, daß durch die Reformation mit
ihrer christozentrischen Ausrichtung St. Gallus in Haslach völlig in Vergessenheit
geraten ist und man fortan nur noch von der Haslacher Kirche sprach.

Diese aber scheint jahrhundertelang an ihrem jetzigen Platz gestanden zu
haben. Hier war der Mittelpunkt des alten Dorfes, das ein Bestandteil der
Plerrschaft Badenweiler war und landesherrlich seit 1444 den Markgrafen
von Hachberg, seit 1503 im Rahmen der „vereinigten drei oberen Herrschaften
", also der „oberen Markgrafschaft", den Markgrafen von Baden-Durlach
gehörte. Dies war auch für das konfessionelle Leben Haslachs entscheidend.
So wurde 1556 trotz der Rechtsverbundenheit mit dem Kloster St. Märgen in
unserer Kirche die neue Kirchenordnung der Markgrafschaft eingeführt. Das
Kirchenvisitationsprotokoll von 1556 gibt Aufschluß darüber, daß die Haslacher
selbst die Reformation bejahten12. Die mißlichen finanziellen Verhältnisse
der Augustiner in ihrem Freiburger Stadtkloster Allerheiligen waren
wohl mit schuld daran. Von ihrem Freiburger Gotteshaus aus hatten sie in
einer Zeit sozialer und religiöser Gärung ihr Kirchenpatronat über Haslach
reichlich ausgenützt, ohne sich mehr an das feierliche Gelöbnis von 1329 zu
hallen. Sie strichen die Pfarrstelle, nützten die Pfarrkompetenz für sich,

J2 GLA 10S/107, Kirchenvisitationsakten der Herrschaft Badenweiler.

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