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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0046
hatten sogar das Haslacber Pfarrhaus verkauft und kümmerten sich wenig
um die Seelsorge in dem Dorf, aus dem sie aber den Zehnten restlos herausholten
. So führten sie auch den dem Pfarrer zustehenden „Kleinen Zehnten"
in ihr Kloster. Daß daher die Haslacher schlecht auf die Mönche zu sprechen
waren, braucht einen nicht zu verwundern. So begrüßten sie die Reformation
und beschwerten sich bei der genannten ersten Kirchenvisitation von 1556
über das Kloster Allerheiligen, weil man ihnen den Pfarrer genommen, das
Pfarrhaus verkauft und sie mit Gottesdiensten durch einen Mönch „nur
liederlich" versehen habe. Sie wollten darum von ihrem Landesherrn gern
einen eigenen Prädikanten haben, auf den die Haslacher allerdings noch
jahrelang warten mußten. Denn dies mußte erst mit dem Propst von Allerheiligen
ausgehandelt werden. Voraussetzung war ein Pfarrhaus. Da das
Kloster von den nun evangelisch gewordenen Dorfbewohnern den Kirchenzehnten
einzog, so mußte es nach Meinung des Landesherrn wieder für ein
Pfarrhaus sorgen und dem evangelischen Pfarrer die Kompetenz zukommen
lassen. Bis zur Erbauung eines Pfarrhauses mußte Haslach nachbarlich versehen
werden, was bis 1558 von Tiengen, von 1558 bis 1563 von Opfingen und
von 1564 an von Wolfenweiler aus geschah. Propst Heinrich von Irrstetten,
Abt des Klosters Allerheiligen, schreibt mehrfach an die vorderösterreichische
Regierung zu Ensisheim13, berichtet, daß der markgräfliche Amtmann Wolf
von Habsberg von ihm die Anstellung eines evangelischen Pfarrers verlange,
solange er sich aber weigere, werde ihm auch der große Kirchenzehnte gesperrt
. Er scheint gesonnen zu sein, sich in die neue Lage einzufinden. Ich
habe den Eindruck, daß der Markgraf, um die Stellenbesetzung nicht länger
zu verzögern, schließlich doch mit Mitteln der Herrschaft das neue Pfarrhaus
bauen ließ. Jedenfalls haben wir Kunde, daß 1582 in Haslach ein Pfarrer
wohnhaft ist. Dieser kann sich nun auch wieder ganz anders um das Haslacher
Gotteshaus kümmern. Einen Bildersturm hatte es 1556 nicht gegeben. Wahrscheinlich
hatte die Kirche des kleinen Dorfes auch keine größere Bildausstattung
. Spuren von Wandmalereien konnten 1954 bei der Innenrenovierung
nicht entdeckt werden. Von der mittelalterlichen Inneneinrichtung ist nichts
übriggeblieben. Dafür hat schon der unselige Dreißigjährige Krieg genügend
gesorgt. Als er zu Ende war, lag das Dorf in Trümmern. Die geflohenen Bewohner
waren großenteils in der Fremde „im Elend" umgekommen. Auch
die Kirche war eine Ruine: das Dach samt Decke war eingestürzt, das Innere
restlos ausgeplündert. Bei der Neubesiedlung des Dorfes galt es, die Kirche
wieder instandzusetzen und gebrauchsfähig zu machen. Um 1651 scheint das
Leben in Llaslach wieder begonnen zu haben. Damals ging alles freilich viel
langsamer als heute! Von 1655 an besitzen wir Einträge von Haslacher Amtshandlungen
im Wolfenweilerschen Kirchenbuch. Und 1663 wurde die Kirche
so gründlich renoviert, daß die Haslacher wieder in ihr Gottesdienste haben
konnten. Wir haben schon oben berichtet, daß von da an ein eigener Pfarrvikar
, der zunächst noch dem Pfarrer von Wolfenweiler unterstellt war, für
das kirchlichen Leben in Haslach sorgte. Bald wurde dieser Martin Ludin
auch Pfarrer. Leider durfte sich die strebsame Bevölkerung nur kurze Zeit
des neuen Lebens erfreuen.

13 GLA 229/39 242: 1) Anfrage des Abtes Heinrich von Irrstetten, Propst zu Allerheiligen, v. 14. 5. 1556 bei
der Kaiserl. Regierung in Ensisheim, ob man sich mit dem Prädikanten wegen des Kleinen Zehnten
vertragen solle.

2) Erneute Meldung und Eingabe des Abtes Heinrich y. Irrstetten v. Mai/Juni 1557 an die Kaiserl. Regierung
zu Ensisheim wegen der gesperrten Zehnten in Haslach.

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