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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0055
bezeugen die hohe Stellung, die Mathias Seelinger als Yogt der Gemeinde
einnahm. Den Beinamen „senior" verliehen ihm die Zeitgenossen, um ihn von
seinem Zweitältesten Sohn Mathias junior15 zu unterscheiden. „Mathias seelin-
ger der alt" segnete das Zeitliche am 16. Juli 1726 allerdings erst nach dem
gleichnamigen Sohn. Der letztere führte am 24. Mai 170516 die Mutter des Bildhauers
, Anna Würthin, zum Traualtar17. Von den elf Kindern dieses Paares
war unser Johann Baptist das sechste. Beim Durchblättern des alten Protokollbuches
der Gemeinde Merdingen finden sich Hinweise auf gute wirtschaftliche
Verhältnisse18 des Mathias Seelinger junior. Auch an frommer Gesinnung
scheint es der Familie nicht gefehlt zu haben. Bei der Gründung der Mer-
dinger Rosenkranzbruderschaft (15. August 1714) schrieb sich Mathias See-
liuger junior samt Angehörigen in das Mitgliedsregister ein19. Noch bevor
das jüngste Kind das Licht der Welt erblickte, starb er am 28. August 1722.
Pfarrer Mayer nannte ihn im Totenbuch - - auf die Nachbarschaft des Verstorbenen
hindeutend - • „vicinus meus"20. Stand das Elternhaus des Bildhauers
Sellinger demzufolge neben dem Pfarrhaus von Merdingen? Eine
Aufzeichnung des Pfarrers F. X. Reichlin21 und die mündliche Überlieferung
der Dorfbevölkerung stimmen darin überein, daß das Haus Kirchgasse Nr. 158,
- an die Wirtschaftsgebäude des Gasthauses zur Sonne angrenzend, — als
Pfarrhaus gedient habe, bis die Ortsgeistlichen 1754 in das neue, stattlichere
Haus umziehen konnten. Das ist nicht die einzige Notiz, die für die Merdinger
„Sonne" als Geburtsstätte unseres Bildhauers spricht. Mutter Anna Würthin
überlebte ihren Mann um annähernd 26 Jahre. Im Sterbeeintrag vom 11. März
174822 bestätigte ihr Pfarrer F. C. Joachim, daß sie „piissima, Simul et Libera-
lissima in pauperes", das heißt sehr fromm und zugleich sehr freigebig zu den
Armen gewesen sei. Ohne Phantasie aufwenden zu müssen, erkenne ich in
solchem Nachruf für die Dahingeschiedene eine besondere Wertschätzung,
welche auch an dem ehrenvollen Bankplatz der Anna Würthin in der Pfarr-
kirche2:t abgelesen werden kann. Gewiß, die lobenswerte Freigebigkeit
brauchte nicht unbedingt zu soliden wirtschaftlichen Grundlagen in Beziehung
zu stehen. Daß der Schwiegersohn, Pflugwirt Anton Fränzle (II/4.), Anno 1739
gleichfalls für das Gasthaus zur Sonne Umgeld entrichtete24, ist als Fingerzeig
auf die Besitzverhältnisse jedoch ein wertvoller Vermerk. Die käufliche Übernahme
des Sonnenwirtshauses - 1746 — durch Franz Seelinger25, den jüngeren
Bruder (II/1.) von Mathias Seelinger junior, bestärkt außerdem die
Vermutung über das Elternhaus Johann Baptist Sellingers.

Gestützt auf drei kleine Belege aus Merdinger Archivalien, kann ich nur
unzulänglich über die Kindheit unseres Bildhauers berichten. Den Taufeintrag

15 Von den sechs Kindern des Mathias Seelinger senior gründeten die Söhne Mathias junior, Franz und
Anton drei Stämme der Seiinger in Merdingen. Mathias junior war der älteste, nicht im Kindesalter
gestorbene Sohn.

Iii Pfarrarchiv Merdingen, Ehebuch 1680—1758, o. S.: „Anno 1705 — die 24 May — Mathias seelinger, cum
Anna Würthin; Nicolaus spilmann, cum Maria bellatinin. Testes fuerunt Michel Weiss, et Hans Michel Carle".

17 /weite Ehe des Mathias Seelinger jr. — Die erste Frau, Franziska Juchertin, starb am 4. März 1705.

18 Gemeindearchiv Merdingen, Ratsprotokoll: Grundstückskäufe, 14. Dezember 1717.
Ii) Pfarrarchiv Merdingen, Liber archifraternitatis ss. Rosarii 1714—1785, S. 13.

20 Pfarrarchiv Merdingen, Totenbuch 1679—1758, o. S.

21 Pfarrarchiv Merdingen, XIV, Fasz. 1, Ortschronik: Reichlin, Pfarrer von 1862 bis 1882, „Geschichte von
Mördingen".

22 Pfarrarchiv Merdingen, Totenbuch 1679—1758, o. S.

23 Pfarrarchiv Merdingen, Verzeichnis der Bankplätze vom 6. August 1747.

24 Gemeindearchiv Merdingen, IV, 5 — Fasz. 92.

25 Gemeindearchiv Merdingen, Ratsprotokoll, Heiratsabrede vom 4. März 1746.

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