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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0062
Was konnte nur die Frau unseres Bildhauers zu dem Vergehen verleitet
haben, das sie am 14. Juni 1769 vor die Schranken des Freiburger Kriminalgerichts
führte?59 Aus dem Gerichtsbeschluß00 entnehmen wir, daß sich „Marga-
ritha Stauderin 53: jähr mit Johann Seelinger dem zftigen Bildhauer dahier
Verheürathet wegen zu abhohlung eines geldmännleins Yorgeschoßenen gelde
des Criminis Sacrilegij schuldig gemacht habe". Um des Geldes willen scheute
Frau Margaritha nicht vor den Bereichen des Teufels zurück. Die dämonischen
Kräfte eines Geldmännleins01 sollten ihr das einbringen, was anscheinend
nicht im gewünschten Maße zur Verfügung stand. Mit Schaudern verurteilten
die gottesfürchtigen Richter Sellingers Ehefrau, daß sie „durch 3 Sontäge der
Münster Prödig unfehlbar beywohne, sofort 9 f 1 5 xr. gerichts Kosten, und 2 D
in das fundlhaus, alwo durch das unschuldige gebett der fundl Kinderen,
nicht nur allein der groß Belaydigte gott besänftiget, soodene auch derley
Verbrechen Vor alzeit, Von gantzer Statt Freyburg gütigst abwenden möchte,
vorinstellig erlege".

An Hand weniger Unterlagen ist der Lebensweg des Bildhauers nur unzureichend
weiterzuverfolgen. - - Zu den 28 „bestgewachsenen und schönsten
Jungfrauen im Alter der Dauphine", die am 5. Mai 1770 im Rahmen der Festlichkeiten
Marie Antoinette vorgestellt wurden, gehörten die beiden Töchter
Sellingers: Maria Franziska in Rosa gekleidet, Maria Agatha im himmelblauen
Gewände023. - - 1772 begann der Sohn seine Studien an der Universität
Freiburg02b. — Im Sommer 1774 stritt Sellinger an der Seite von Handelsmann
Ignaz Krebs03 gegen die Frau Professor Stapfin „in Betreff des zu ihren
güthern bis dahero ruhig gebrauchten und mehr aber untersagt werden
wollenden Fußweeges"04. — Fröhlicher dürfte es am 31. Januar 1777 zugegangen
sein, als Johann Georg Luhr, Amtmann der Freiherren von Reichenstein
zu Inzlingen bei Lörrach, mit der zweiten Tochter des Bildhauers, Maria
Agatha, im Freiburger Münster die Ehe schloß03. Johann Georg Luhr, am
23. April 1744 als Sohn des Kirchenpflegers gleichen Namens in Pfaffenweiler
geboren00, hatte an den Universitäten Freiburg und Straßburg Rechtswissenschaft
studiert und ist im Mai 1775 als Praktikant der Freiburger Universitätskanzlei
nachzuweisen07. Am 22. Juni 1776 teilte der Pfarrherr von Inzlingen,
P. Josef Däschle, seinem Kloster in St. Blasien mit, daß der neue Amtmann
Luhr mit ihm befreundet sei08. Der tüchtige Inzlinger Pfarrer09 entstammte
ebenfalls der Gemeinde Pfaffenweiler. Amtmann Luhr mußte im Wasserschloß
seiner Herrschaft Wohnung nehmen und sich selber versorgen70, ein
Grund, dem Dienstantritt bald die Verheiratung folgen zu lassen.

59 Georg Schindler, „Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg" (1520—1806), §23 Verbrechen
gegen die Religion, Abschn. 2 Hexerei und Zauberei, S. 218 — Veröffentl. a. d. Arch. d. St. Freiburg, 1937.
ßO Stadtarchiv Freiburg, Criminalia 1769 Juni 14.

Gl Hanns Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, III, S. 626: „Geldmännlcin („Geldscheißer
") . . . bringen dem Besitzer Geld . . . Alraunglauben . . . kommen vom Teufel."

«2aAnna Kupferschmid, „Marie Antoinettes Aufenthalt in Freiburg auf ihrer Brautfahrt von Wien nach
Paris" in Badische Heimat, 16. Jg., 1929, S. 90.

G2bSchaub (wie Anm. 49), Bd. 1, S. 810 und 864.

G3 Angaben über Ignaz Krebs in „Eugen Krebs, Bilder aus dem Leben eines Alt-Freiburger Bürgers" von

Engelbert Krebs — Breisgauer Chronik, Beil. z. Freib. Bote, IV. Jg., Nr. 15, 1912, S.59.
«4 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 169, S. 225.

05 Dompfarrarchiv Freiburg, Ehebuch 1753—1785, S. 393 — Pfarrarchiv Inzlingen, Ehebuch 1726—1784, o. S.
86 Pfarrarchiv Paffenweiler, Taufbuch 1731—1771, S. 27 — M. v. H. H. Pfr. K. Deichelbohrer (10. Februar 1961).

07 Schaub (wie Anm. 49), Bd. II, S. 183, und Bd. I, S. 781.

08 Mitteilung von Pfarrer i. R. O. Deisler, Lörrach (9. Januar 1961).

09 O. Deisler, „Inzlingen", Kap. XV, S. 238—240; im Verlag der Gemeinde Inzlingen, 1958.
70 Mitteilung von Pfarrer O. Deisler, Lörrach (9. Januar 1961).

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