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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0063
Bildhauer Sellinger ahnte bei der Hochzeit seines Kindes nicht, daß Inz-
lingen die letzte Station seines Lebens werden sollte. Im Dezember 1779
arbeitete er in der Gegend von Altkirch im Oberelsaß, als ihn die tödliche
Krankheit überfiel71. Unter Zurücklassung des Handwerkszeuges wurde unser
Meister eilends mit einem Reisewagen nach Inzlingen überführt, wo er vierzig
Stunden nach der Ankunft im Schloß bei seiner Tochter verstarb. Eine Erkrankung
der Lunge hatte ihm den unerwarteten Tod gebracht. Pfarrer
Däschle schrieb dazu im Inzlinger Sterbebuch72: „Honestus civis Fryburgensis
Joannes Baptista Seiinger artis Statuario aegrotus rheda in Locum nostrum
transvectus, ut apud Suam filiam esset, quo gaudio ej ultra quadraginta horas
frui non lieuit, et e pulmonaria Subito mortuus est, cujus corpus Christiane
in nostro coemeterio Sepultum. R. i. p. 65 annorum circiter Annus et dies
obitus 1779 14ta Decembris." — Aus dem Schloß, dem A. Poinsignon 1888 einen
wehmütigen Nachruf schrieb73, trug man den Verstorbenen zur letzten Ruhe
auf den Kirchhof der Gemeinde Inzlingen hinaus.

Neben dem Totenbuch der Freiburger Dompfarrei74 vermerkt auch das
Nekrologium der Marianischen Sodalität75 das Hinscheiden Sellingers, damit
für unseren Bildhauer die Mitgliedschaft in jener Bruderschaft bezeugend.
Die Erbschaftsverhandlungen folgten in Freiburg erst 1781 nach. Am 20. und
21. August 1781 stellte Aktuar Franz Anton Strentz in einem umfangreichen
luventarium „Vermögen, Schulden und gegenSchulden, gar nichts davon ausgenommen
noch Vorbehalten" zusammen70. Die „Ehelich ruckgelassene Hausfrau
Margaretha" war dabei mit „H: Zunftmeister, und Stadt. Bauambts
Adjuncten Adam Bretz verbeyständet", während Gerichtsprokurator F. J.
Schmidlin als „ex officio aufgestellter Anwaldt" der Tochter Maria Agatha
und Zimmermeister Martin Wehe77 als „obrigkeitlich constituirter" Waisenvogt
der „Jungfrauen Francisca und des H: Sohns Johann Baptista theologiae
Studiosi" amtierten. Die „Behausung, Hof und gesäss in der Schiffgassen
gelegen, zum hinteren streithstein genannt, Ihren ledig und eigen" fand einen
Anschlag von 1544 fl. Außerdem waren „bey verschiedenen Kostgängern zusammen
gerechneter masen für Kostgellt ausständig 225 fl". Diese Notiz zeigt,
auf welche Weise die Familie des Bildhauers ihr Haushaltsgeld aufbesserte.
Sellinger konnte offenbar mit seinen Arbeiten allein die Angehörigen nicht
durchbringen, zumal Verheiratung der Tochter und Studium des Sohnes ihren
Teil kosteten. Was die Familie an „Unterschiedlich fahrender Haab und Hauß-
Geräthschaften" besaß, ergab eine lange Liste, die von einem gut ausgestatteten
bürgerlichen Haushalt berichtet. Einige Punkte der Aufzählung erregen
besonderes Interesse. „7 stukh gemählede" und „2 höltzerne Crucifix" bildeten
den Schmuck der Stuben. An Handwerkszeug fanden sich „4 hohl Eisen,
2 Meißlen und ein kleiner zangen" vor. „Alles weithere vorhanden geweste
ProfessionsWrzeug hat der seel: Seelinger zu altkirch im Suntgau rukgelas-
sen, welche aber den transport Kosten nach freyburg nicht werth seyn solle."
Insgesamt errechnete sich das Vermögen der Bildhauerfamilie auf 2439 11.
Davon waren an Schulden zurückzubezahlen: „Erstlich tit: Herrn Grafen

71 Stadtarchiv Freiburg. Erbschaftsinventarium vom 20. August 1781.
"'- Pfarrarchiv Inzlingen, Totenbuch 1726—1784, o. S.

73 A. Poinsignon, „Das Weiher-Schloß Inzlingen bei Lörrach" in Sch., 14. JL, 1888, S. 26—28.
■ 1 Dompfarrarchiv Freiburg, Totenbuch 1779—1807, S. 6.

T5 Stadtarchiv Freiburg, H 97, Necrologium der Marian. Sodalität zu Freiburg von 1628 bis 1800.
"8 Stadtarchiv Freiburg, 261 Erbschaften (Seiinger), Inventare 1781.
77 Hefele (wie Anm. 34), S. 132.

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