Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0064
von Kagenegg dahier verzinsliclies Capital 250 fl" sowie an „H: Joseph Seelinger
von Gottenheim Baar geliehenes gelt, auch für fruchten und wein
zusammen 451 fl". Die Vermutung Dr. Hefeies, daß Sellinger den Reichsgrafen
Johann Friedrich Fridolin von Kageneck78 durch einen Auftrag kennengelernt
hatte, ließ sich nicht bestätigen. Joseph Seelinger, ein Bruder des
Bildhauers, half seinen Freiburger Verwandten mit Geld und landwirtschaftlichen
Erzeugnissen aus, die in den Zusammenhang mit dem Kostgängerbetrieb
gebracht werden dürfen. Daß die wirtschaftlichen Verhältnisse der
„rukhgelassenen wittib Margaretha" schwierig geworden waren, beweist der
Verkauf des Wohnhauses im Anschluß an die Inventaraufstellung. Im „Verkaufs
- und Kaufs Contract vom 22en aug: 1781"79 wurde von „Frantz Joseph
Brunner Herrschaftl: Vögten zu Neuershausen auch zünftigen dahier" versprochen
, „der Verkäufenden wittib und Kindteren den Contractmässig Sti-
pulierten Kauf Schilling mit Baaren Ein Tausend fünf hundert gülden Rhein:
nebst 4 Louisdor od 44 fl Schlüsselgelt zu erlegen". Daneben wollte der Käufer
des Hauses „Ihro oft ersagten wittib in der Verkauffenden Behausung auf
nächst Künftige 3 Jahre die Stuebe und Kuchel in dem unteren Stokh, zwey
zimmerle auf denen gängen im oberen stokh zur ohngehinderten Bewohnung,
auch den Verschlagenen Platz in dem Keller beylassen". Die Witwe Sellingers
konnte aber nicht umhin, dem Leser ein neues Rätsel aufzugeben. Mit ihrer
Unterschrift unter den Verkaufskontrakt bezeichnete sie sich als „geboh-
rene Brunerinn". Was wollte sie damit erreichen? Einen günstigen Verkauf
des Flauses an Vogt Brunner? In Erinnerung an das Geldmännlein-
Delikt des Jahres 1769 gehört keine Phantasie dazu, ihr in Geldgeschäften ein
laxes Gewissen zuzugestehen. Besser verständlich erscheint dagegen die verschämte
Bitte der „ruckgelaßenen Erbsinterehsenten" an den Rat der Stadt,
nicht nur den „Verkauf Contract obrigkeitl: zu ratifizieren, sondern auch das
gewöhnliche ausrufen ab dem häußle gdg zu dispensieren"80. Die Chronikblätter
der Stadt Freiburg erklären dazu, daß „an der Mitte der Brod-Lauben
ein 8-eckig mit 3 läden und einer Thür versehenes sogenanntes ausrufhäusel
war, aus welchem die Ligende güter und Häuser an den Meistbietern durch
einen herrn Diener versteigert wurden"81. Das öffentliche Versteigern des
Hausbesitzes blieb den Bittstellern erspart.

Das Schicksal meinte es mit den Hinterbliebenen in der folgenden Zeit
nicht gut. In die verwaiste Werkstatt Sellingers zog ein Maler Jakob Roller
ein82. Der Sohn Dominikus Johannes Seelinger mußte das Theologiestudium
aufgeben und verdiente sich als Seifensieder das tägliche Brot8a. Aufschlußreich
ist, was das Ratsprotokoll vom 10. Februar 1783 berichtet: Die „verwitt-
wete Margaretha Selingerin, welche dato ohne gewerb sich mit den ihrigen
beschwehrsam durchzubringen hat, bittet auf erfolgtes absterben der Verwitt-
weten Frau glocknerin ihro d Salzauswägen um so eher zukommen zu lassen,
als ein solches ihro schon d letztemal bey erster Vacatur zu ertheilen Versprochen
worden"84. Die Wirtschaftsdeputation der Stadt erbarmte sich und
entsprach der vorgebrachten Bitte. Am 7. Dezember 1784 erlöste dann der Tod

78 Mitteilung von Alfred Graf v. Kageneck, Munzingen (14. November 1960).
TO Stadtarchiv Freiburg, Häuserstand Schiffstraße 4 — 1781.
so Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 176, S. 655, 664, 669, 675.

81 Adreßbuch der Stadt Freiburg, 1897, S. 17 und 19.

82 Flamm (wie Anm. 52), S. 241.

83 Quittungen in den Erbschaftsakten (3. Februar und 4. September 1782).

84 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 177, S. 48 und 51.

62


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0064