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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0082
res als einem gefeierten Humanisten etwa als bloße Schönrednerei nachgesehen
zu werden pflegt!

Nun könnte der aufmerksame Leser vielleicht einräumen: „gewiß, Zasius
mag (gleich seinen Zuhörern) knapp vier Wochen nach Maximilians Tode
nicht gewußt haben, daß der Kaiser das Neue Stadtrecht noch gar nicht bestätigt
hatte - - wie aber kommt es, daß er diesen Irrtum nicht beim Druck
seiner Leichenrede, der doch erst einige Monate später abgeschlossen war,
berichtigt hat?" Und weiter: „der ,Vorredner' (wenn wir den Verfasser der
Vorreden in dieser Weise als eine von Zasius verschiedene Person apostrophieren
dürfen), der ,Vorredner' saß doch zweifellos unter Zäsis Zuhörern und
wird ihn alsbald über seinen Irrtum aufgeklärt haben, ohne zu warten, bis es
zu spät war, d. h. bis der Druck der Leichenrede im Mai 1519 abgeschlossen
vorlag!"

Aber auch dieser Einwand läßt sich leicht widerlegen. Man braucht nur in
die vor der Leichenrede abgedruckte Einleitung des Basler Druckers Johann
Froben hineinzusehen. Hier liest man es, daß die Rede dem Autor von einem
jungen Freunde heimlich entwendet und zum Drucker gebracht worden sei24.
Wie hätte da der Autor noch irgendwelche Korrekturen anbringen sollen?
Im übrigen lag es im wohlverstandenen Interesse der Stadt, wenn die Sache
nicht ruchbar wurde. Das Neue Stadtrecht hätte zweifellos an Wert eingebüßt,
wenn die bösen Zungen es einander zugeflüstert hätten: „Was wollen die auf
dem Rathaus mit ihrem Neuen Stadtrecht? Da verhandeln sie jetzt schon seit
Jahren, und noch fehlt ihm die kaiserliche Bestätigung!" (Es wird auch manche
gegeben haben, die gesagt hätten: „Wozu brauchen wir überhaupt die kaiserliche
Bestätigung?".)

Der verschollene Entwurf Zäsis zu einer Eingabe an
König Ferdinand und kritische Untersuchung von

Richard Schmidts Angaben

1. Allgemeine Bemerkungen. 2. Die lateinische Fassung spricht für die Existenz
einer solchen Eingabe. 3. Aber kein persönliches Schreiben Zäsis. 4. Ist Ferdinand
der Empfänger und stimmt die Datierung Schmidts? 5. Die Datierung muß später
fallen als Richard Schmidt annahm. 6. Die Widersprüche brechen in sich zusammen,
falls Karl (nnd nicht Ferdinand) der Empfänger ist.

1. Wir haben uns mit unseren Erörterungen scheinbar weit von unserm
Eingangsthema entfernt — und doch wird der Leser im folgenden vielleicht
einsehen, daß wir uns mit der Orientierung über die Verhandlungen der Stadt
in Ensisheim (Winter 1517/18), dann mit der flüchtigen Betrachtung der drei
Vorredenkonzepte, bzw. der ihnen zugrunde liegenden Fakten, und endlich
mit der sorgfältigen Interpretation einiger Angaben aus Zäsis Leichenrede
einen Weg gebahnt haben zum Verständnis jenes verschollenen Entwurfs
Zäsis zu einer Eingabe an König Ferdinand, von dem unsre Untersuchung
ausgegangen war. Wie verhält es sich mit dieser undatierten Eingabe? Nach
den Mitteilungen Richard Schmidts, der sie gelesen hat, müßten wir in dem
verschollenen Aktenstück eine Bestätigung unsrer durch kritische Analyse
der Vorredenkonzepte gewonnenen Überzeugung finden. Und in der Tat,

24 Udalrichi Zasii oratio etc., S. 2: „Eam a quodam amiculo clam autori (von mir verbessert, der Druck
hat autore!) subleciam . . . typis nostris excudimus."

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