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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0092
J

Abb. 4 Eigenhändige Anschrift Zäsis an seinen Auftraggeber (natürliche Größe).

Verdeutschung der Magisterwürde39 ist ihm allerdings für moderne Ohren das
gelehrte Timbre so sehr verloren gegangen, daß ihn einer unsrer Zeitgenossen
tatsächlich für etwas wie einen ,Kaufmann' gehalten hat. Suchen wir nach
einem Meister (alias Magister) Ulrich, der das Amt des Obristmeisters führt,
so können wir an Hand der Ratsbesatzungsbücher in der ersten Hälfte des
Jahres 1519 den stadtbekannten Meister Ulrich Wirtner (den ehemaligen
Stadtschreiber) und ab 22. Juni 1519 den Zunftmeister Gilg Has als Träger dieses
Amts mit Namen feststellen. Kein Zweifel also, daß der Entwurf in seiner
lateinischen Fassung für Meister Ulrich Wirtner bestimmt war, der denselben
als Mitglied des Stadtrats mit Hilfe der deutschen Übersetzung gegebenenfalls
vor den versammelten Rat bringen sollte, um die den Herren unverständliche
lateinische Fassung als offizielle Eingabe von Bürgermeister und Rat an König-
Karl genehmigen und ausfertigen zu lassen.

Datierungsfrage

Leider stehen wir nun angesichts der Datierungsfrage vor einer neuen
Schwierigkeit. Wir hatten uns oben entschlossen, das Stück zeitlich erst nach
der Wahl Karls zum römischen König anzusetzen, weil bei einem vorher liegenden
Termin höchstwahrscheinlich auch der Bruder Ferdinand als Mitregent
angesprochen worden wäre. Nun zwingt uns die Titulierung Ulrich Wirtners
als Obristmeister doch wieder, an eine Datierung vor der Wahl Karls V. zu
denken. Denn das Jahr von Meister Ulrichs Obristmeisteramt war schon am
22. Juni 1519, also einige Tage vor der Königswahl (28. Juni 1519), abgelaufen!

Und doch, der Obristmeistertitel Meister Ulrichs ist kein unüberwindliches
Hindernis für eine spätere Datierung. Wirtner hatte das Amt damals schon
zum dritten Male innegehabt (1512/13, 1515/16, 1518/19), und wenn man bedenkt
, daß der Inhaber des Amts jeweils im Jahr nach seiner Amtszeit als
„Altobristmeister" bezeichnet und zu Geschäften herangezogen wurde, kann

39 In Urkunden trifft man ihn gelegentlich mit seinem Dollen Titel: Virich Wirtner, fryer kunsten meister,
alter Stadtschreiber (Xlle: 1504 Juli 29). Seine kuriose moderne Biographie vgl. Stadtarchiv H 87.

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