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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0093
es nicht wunder nehmen, daß er auch in den Zwischenzeiten von seinen Freunden
so angeschrieben wurde40 oder sogar in der offiziellen städtischen Korrespondenz
unter der Amtsbezeichnung erscheint, die ihm in dem betreffenden
Jahr eigentlich nicht mehr zukommt41.

Ja. man wird in der Datierungsfrage41a mit folgenden Erwägungen noch
einen Schritt weiter kommen. Sollen wir etwa annehmen, daß Meister Ulrich
gerade in den kritischen Monaten eine Bestätigung des Stadtrechts durch die
Kommissare eines noch nicht gewählten Thronbewerbers betrieben
hat, während der feindliche Thronkandidat aus Frankreich seine Landsknechts-
werber an den Oberrhein schickte und mit seiner Hilfe der aus dem Land
getriebene Herzog von Württemberg wieder zurückzukehren hoffte? Da lag es
für die Freiburger - trotz der viel gerühmten Treue für das Haus Österreich
- doch allzu nahe, das Ergebnis der kurfürstlichen Abstimmung abzuwarten
, um sich gegebenenfalls bei einer nicht wunschgemäß ausgefallenen
Wahl ..auf den Boden der Tatsachen stellen" zu können.

Negative Ergebnisse

Was ist nun das Ergebnis aller dieser Bemühungen für die Stadtrechtsfrage
? - - wird der geneigte Leser sagen. Die Frage versetzt uns einigermaßen
in Verlegenheit, weil das Ergebnis zunächst einmal in zwei Punkten ein
negatives ist:

(.. Die Meinung Richard Schmidts, daß durch diese Eingabe „die persönliche
Autorität des Gelehrten beim Hofe" eingesetzt werde, um endlich die Stadtrechtsfrage
zur Erledigung zu bringen, hat sich als abwegig herausgestellt,
weil die Person Zäsis im Text der Eingabe in keiner Weise hervortritt und
weil es sich überhaupt um keine „persönliche" Eingabe, sondern um den
Entwurf zn einer amtlichen Eingabe von Bürgermeister und Rat handelt!

2. Das Datum des Stückes muß immer noch unbestimmt bleiben (wahrscheinlich
wird es nach der Wahl Karls V., also nach dem 28. Juni 1519, anzusetzen
sein).

Positive Ergebnisse Inhaltliche Auswertung-
Vergleich mit Parallelstellen aus bekannten Quellen

Freilich bleibt die Eingabe in ihrer Schmidt allein bekannten lateinischen
und in ihrer neu gefundenen deutschen Fassung doch ein höchst interessantes
Aktenstück. Wir sehen darin Zasius bei allem humanistischen Selbstgefühl in
einer dienenden Rolle als Ratskonsulent er durchbricht keineswegs die
Schranken, die ihm durch sein Amt gezogen sind, indem er etwa „neben dem ...
Schriftentausch der Stadt mit der Regierung" (wie Schmidt meint) seine angebliche
..persönliche Autorität beim Hofe" unter Umgehung des Rats einsetzt. Vor
allem ist diese Eingabe ein Beweis für die enge Zusammenarbeit des Ratskonsulenten
Dr. Ulrich Zasius mit dem Manne, der als Meister Ulrich Wirtner

40 So von Dr. Hieronymus Baidung I f: 1519 Nov. 16.

« Miss. 10. 84': 1517 Dez. 5.; 10, 103': 1518 Apr. 3; 10, 233": 1519 Dez. 18.

41a Wenn ich midi nicht täusche, ist übrigens Richard Sdimidt zu seiner von uns abgelehnten Datierung
..kurz nach dem Tode Kaiser Maximilians" nur durdi Heinridi Schreiber verführt worden, der in seiner
von Sdvnidl zitierten Stadtgesdüchte (3 [1857], 24?) ein miditiges Sdireiben der Stadt an die Regierung
zu Innsbruck um ein ganzes Jahr zu früh datiert hat (6. Februar 1519 statt 6. Februar 1520! Vgl. oben
Anm. 16).

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