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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0100
Nochmals die Datierungsfrage

Dieses Schreiben von Bürgermeister und Rat an den königlichen Commissar
Jacob Villinger bringt aber nicht nur für jene Texterweiterung Zäsis über das
bedrohliche Anwachsen der Klöster und für seine Ursache (das Wüten der Pest)
eine befriedigende Erklärung — auch die Datierungsfrage kann jetzt mühelos
gelöst werden: Bürgermeister und Rat ist vom Regiment zu Ensisheim geraten
worden, sich mit ihrer Bitte um Confirmation direkt an die kgl. Commissarien
zu wenden. Damit wird natürlich jeder Versuch, die königliche Ermächtigung
für die Commissarien unmittelbar dnrch ein Schreiben an König Karl zu erlangen
, aufgegeben - - hieraus dürfen wir den Schluß ziehen, daß die von Zäsi
für den Stadtrat geplante Bittschrift an König Karl überhaupt nicht ausgefertigt
worden ist und das Datum des Entwurfs m n ß vor
den 2 9. Oktober 1519 fallen!

Wir können das Datum sogar noch genauer festlegen. Schon am 5. Oktober
151957 bitten Bürgermeister und Rat das Regiment um ein Empfehlungsschreiben
an die Commissarien, die Herren von Sybenbergen und Jacob Villinger,
wegen der Confirmation ihres Stadtrechts, und am 14. Oktober vollends schicken
sie zwei ihrer Mitratsfreunde nach Ensisheim58 es sind dies die Meister
Ulrich Wirtner und Jörg Dörffel. Offenbar hatte man also auf das Schreiben
vom 5. Oktober aus Ensisheim nicht umgehend Bescheid bekommen und
darum wird sich der eine der beiden städtischen Vertreter vor seiner Abreise
nach Ensisheim mit Zäsis Entwurf zu einem Schreiben an den hispanischen
König gewappnet haben. Sollten die Ensisheimer je von dem direkten Weg zu
den Commissarien abraten — so hätte der fürsorgliche Ratsherr das lateinische
Schreiben mit der deutschen Übersetzung aus der Tasche gezogen, um die
Meinung der Ensisheimer über die Realisierbarkeit eines solchen Versuches
zu hören.

Diese meine Erklärung und Datierung von Zäsis (trotz Richard Schmidts
falscher Anvisierung) glücklich wiederaufgefundenem Elaborat wird vor allem
durch eine Tatsache bestätigt: es kann doch kein Zufall sein, daß Ulrich
Wirtner einer der beiden städtischen Abgeordneten ist, die nach Ensisheim
geschickt wurden - - derselbe Ulrich Wirtner (Meister Ulrich!), den wir oben
gerade als Empfänger von Zäsis lateinischem Briefentwurf kennengelernt
haben!

Daß die Sache sich wirklich so verhält und daß Zäsis Entwurf offenbar im
Oktober 1519 entstanden ist, wird durch eine weitere instruktive Beobachtung
verdeutlicht: Zu dem angeführten Schreiben des Rats vom 5. Oktober 1519, in
welchem das Regiment zu Ensisheim um eine Empfehlung an die königlichen
Commissarien gebeten wird (Abb. 6), existiert nämlich ein Entwurf von der
Hand des damaligen Stadtschreibers Johann Armbruster (Abb. 5). Und in diesem
findet man gerade die Stelle mit den Conimissarien in einer ausführlicheren,
etwas abweichenden Fassung. Danach muß Armbruster ursprünglich die Absicht
gehabt haben, auch um eine Empfehlung an die allerhöchste Majestät zu bitten!
Die Zusammenstreichung bzw. Kürzung der Stelle verrät allerdings, daß der
Stadtrat offenbar von dem Vorschlag, die Confirmation durch die Commissarien
erst auf dem Umweg einer Bittschrift an den hispanischen König zu erlangen,,
nichts hat wissen wollen.

st Miss. 10, 212.

58 Originaloollmacht für die beiden Abgesandten mit Spuren einer Fällung als Brief: (I f: 1519 Okt. 14).

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