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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0110
Fabrik eröffnet, zu deren Aufsicht eine besondere Fabriken-Commission gebildet
wurde. Sie bestand aus den Geheimen Ffofräten Freiherr von Edelsheim
und Edmund Meier, mit denen Schlosser als Gesinnungsgenossen befreundet
war. Die Berichte dieser Beamten bilden die wichtigste Quelle für die Geschichte
des Unternehmens8.

Zunächst schrieb der Oberamtmann nach Karlsruhe, am 12. Februar 1785,
daß die Fabrik wegen verschiedener ungünstiger Umstände noch nicht die
geplante Vollkommenheit erreicht habe, aber doch die Aufmerksamkeit des
Fürsten und der Regierung verdiene. Es sind bereits Spinnereien eingerichtet
worden in Emmendingen (ohne das Waisenhaus), Niederemmendingen und
Wasser mit insgesamt 60 Kindern einschließlich drei armen Judenmädchen, in
Bahlingen spinnen 96 Kinder, in Malter dingen 60, Sexau 46, Keppenbach und
Reichenbach 36, Ihringen 36, Denzlingen 40, Mundingen, Landeck und im Land
herum 54. In Nimburg und Eichstetten wurde erst nur die Spinnschule eingerichtet
, es spinnen dort 60, in Vörstetten 24 und im neuen Waisenhaus zu
Emmendingen 36, zusammen 548. Darunter befinden sich 60 bis 70 besonders
gute Spinnerinnen. Bei einiger Geschicklichkeit und Aufsicht durch die Eltern
verdienen die Kinder täglich 7 bis 9 kr., andere immerhin 3 bis 5 kr. Ferner
bemühten sich sowohl Vogel als auch Schlosser, den fleißigsten Arbeitern Prämien
zu geben, etwa 2 kr. wöchentlich oder mehr.

Am 28. April 1785 bewilligte Karl Friedrich weitere 1200 fl. Vorschuß zur
Einrichtung zweier Webstuben mit 18 Webstühlen und einer Trockenstube'-',
wodurch sich Vogels Staatsdarlehen auf 12 200 fl. erhöhte, zu denen noch einiges
Eigenkapital eingebracht wurde. Während das Darlehen für den Hauskauf
auf zehn Jahre zinsfrei gegeben worden war, sollten für die anderen Vorschüsse
zwei Prozent Zinsen gezahlt werden, solange der Betrieb bestehe, längstens für
zehn Jahre. Dagegen verpfändete Vogel sein gesamtes Mobiliar, die Fabrikvorräte
und Waren.

Anläßlich einer seiner Visitationsreisen ins Oberland besuchte der Geheimrat
und Rentkaminerpräsident Christian von Gayling am 25. Oktober 1785
auch Emmendingen und das Vogelsche Unternehmen. Sein Bericht, besonders
aber die ihm beigefügten Erläuterungen des Fabrikanten10, geben eine bis ins
einzelne gehende Beschreibung des Betriebs. Im Waisenhaus, wo 45 Kinder
unter zwei Aufsehern beschäftigt werden, befinden sich unten die Speis- und
.Schulstube und die Küche, oben eine große Spinnstube, in der auch gespult und
gehaspelt wird. In der Mansarde schlafen die Mädchen mit ihrer Aufseherin,
in einem Nebenbau der Fabrikschulmeister. Im neuen Webereibau, wozu der
Markgraf die 1200 fl. bewilligt hatte (er kostet aber 1400 bis 1500 fl.), stehen
unten zwölf neue extra schöne Toggenburger Webstühle, die von zwölf Mädchen
bedient werden sollen. Oben stehen in einem Zimmer zwei Handspinnmaschinen
zu je 30 Spindeln, in zwei andern Stuben wird gesponnen und
gezettelt. In einer weiteren Weberei stehen sieben Stühle mit ebensoviel
Webern, darunter sechs sehr jungen Leuten. Daneben gibt es eine Schreinerei
und ein Magazin für die rohe Baumwolle und Geräte sowie ein neues Wohnhaus
für die Aufseher. Das große Fabrikantenhaus enthält in seinen gewölbten
Kellern viel Kirschwasser und Lagerräume für Baumwolle, Hanfseile und

8 GLA 198/241 und 248.

9 GLA 198/238.

10 Schäfer S. 192/J93.

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